Blutmond der Templer
Gestalten des Urvolks, die immer wieder zustachen und seine Freunde töteten. Der Eindruck dieser gewaltiger Trauer verstärkte sich noch. Suko spürte den Kloß in seinem Magen. Auch er blieb nicht lange, die Trauer nahm zu. Das Verlassensein machte dem Inspektor viel zu schaffen. Er weinte.
Die Tränen rannen aus seinen Augen. Auf beiden Wangen hinterließen sie nasse Spuren. Sie benetzten die Lippen und wollten nicht aufhören. Trotz des Schleiers sah Suko.
Das Bild verschwamm in einem Meer von Blut, aus dem ein runder Gegenstand hervorstach.
Der Mond!
Er beleuchtete das Feld des Grauens, er streichelte mit seinem Schein die Toten, die auf dem Boden lagen. Über ihnen schwebten nebelhaft bleiche Gestalten, bewaffnet mit den blutbefleckten Klingen der steinernen Opfermesser und darauf lauernd, daß sich jemand bewegte. John Sinclair, Salazar und der Abbé rührten sich nicht. Selbst das silberne Skelett lag verkrümmt zwischen ihnen.
Der Tod hatte fürchterliche Ernte gehalten.
Und Suko weinte. Die Trauer überschwemmte ihn wie eine gewaltige Woge. Er konnte an nichts anderes mehr denken. Das Gefühl der Verlassenheit hatte er noch nie so stark in seinem bisherigen Leben gespürt wie in diesen Augenblicken.
Daß er sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte, merkte er nicht einmal.
Mit dem Rücken die Wand berührend, glitt er daran herab, sank in die Knie und blieb so hocken.
Seine Augen hatte er geschlossen, aber das verfluchte Bild blieb. Der Tod, der grausame Mond, das alles hatte den Widerstandswillen des Inspektors gebrochen.
Auch sein rechter Arm sank nach unten. Die Waffe in seiner Hand wurde ihm zu schwer.
Sie rutschte ihm aus den Fingern…
An seinen Stab oder an die Dämonenpeitsche dachte der Chinese längst nicht mehr. Bei ihm war alles anders gekommen, als er es sich vorgestellt hatte. Die alte Macht in dem Grab war für ihn zu stark gewesen, und für seine Freunde ebenfalls.
Suko hockte auf dem Boden wie ein Häufchen Elend. Er konnte nicht mehr, er war psychisch fertig und auch körperlich ausgelaugt. Selbst ein Kleinkind hätte ihn besiegen können.
Der Tränenstrom wargestoppt worden. Nurnoch die Nässe des Augenwassers lag auf seinen Wangen.
Aber das Bild blieb. Ein roter Blutmond leuchtete über den Föten. Er bestrahlte das Feld des Schreckens und stand an einem grauen Himmel, der keine Wolke aufwies.
Ein Bild, das erstarrt war, bis auf den Moment, als mit ihm etwas geschah. Bewegung kam hinein.
Im Hintergrund, wo das rote Licht es nicht mehr schaffte, die Schwärze zu durchdringen tauchte aus der Tiefe des Bodens etwas hervor. Zunächst noch unkenntlich, was sich jedoch änderte, als es sich in die Höhe drückte.
Es war eine Gestalt, ein Mensch!
Und er trat hinein in das rote Licht. Er hatte die Arme ausgebreitet, als wollte er den Schein umfangen und sich mit ihm versöhnen. Er gab sich dem Licht des Schreckens hin, er liebte es, denn er holte sich aus den Strahlen die Kraft.
Es sah so aus, als würde er wachsen. Er wurde größer, trat dabei aus dem Hintergrund hervor, so daß ihn der Schein des Blutmondes direkt erreichen konnte.
Das hatte er gewollt!
Noch zwei lautlose Schritte drang er vor, bis er unter der Fahne des roten Lichts stand und die Energie in sich aufnehmen konnte. Dabei hellte sich auch seine Gestalt auf.
Das Schattenhafte an ihr verschwand. Sie war deutlich zu sehen, und Suko erkannte ihn.
Der Inspektor hob den Kopf. Es war wie ein Zwang, der ihn so handeln ließ. Je stärker er sich mit dieser einfachen Bewegung auseinandersetzte, um so schwächer wurde der Schrecken der Umgebung, so daß nur mehr eines blieb.
Die Gestalt!
Sie war ein Mann, den Suko sehr gut kannte. Auch wenn das Licht sie umschmeichelte wie ein dünner Umhang, der Inspektor wußte trotzdem, mit wem er es zu tun hatte. Mit Dragut, dem Killer!
Er sah wild aus. Das dunkle Haar hing ihm in die Stirn. Sein Gesicht war zu einer bösen Grimasse verzogen, in den Augen leuchtete Triumph, und er hielt etwas in der rechten Hand, was Suko bereits kannte, weil es die Geister des Urvolks besessen hatten. Das Opfermesser aus Stein!
Damit kam er naher. Bisher hatte Suko die fürchterlichen Szenen wie einen Film erlebt. Dieser Mann jedoch, der aus ihr herausgetreten war, bestand aus Fleisch und Blut.
Dem Inspektor war klar, aus welchem Grund er die andere Welt verlassen hatte.
Er wollte töten!
Suko sollte daran glauben, deshalb auch das verfluchte Opfermesser in dessen rechter Hand. Er
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