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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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hochgeschoben, darunter trug sie nur einen schmalen weißen Slip.
    Ein großer Mann mit langem, schwarzem Zopf betrat den Saal. Ich erkannte den Vampir, der sich in Jochen Averbecks asiatischer Assistentin festgebissen hatte.
    »Wer ist das?«, fragte ich Clara.
    »Dracu. Ein Latino. Der begehrteste Top in der Szene. Alle Masochistinnen sind verrückt nach ihm.«
    »Sie auch?«
    »Er bevorzugt Novizinnen.«
    Die Japanerin stand jetzt auf einem Bein, das andere hing an einem Haken. Der blonde Fesselmeister drückte den Oberkörper der Frau nach unten und befestigte das mehrfach um den Oberkörper geschlungene Seil an einer zweiten Hängevorrichtung. Dann griff er sich das Standbein der Japanerin, die zierliche Frau schwebte in der Luft. Vergnügen schien sie dabei nicht zu empfinden, ihr Gesicht war schmerzverzerrt, Tränen liefen ihr über die Wangen. Das Publikum hielt den Atem an.
    »Sieht nicht so aus, als würde ihr das gefallen«, bemerkte ich.
    »Die Frau ist Profi«, erwiderte Clara. »Die macht das fünfzig Mal im Jahr. Niemand kann schöner leiden als Japanerinnen. Eine Amerikanerin würde nur dümmlich grinsen. Trotzdem sollten Sie das nicht nachmachen.«
    »Hatte ich auch nicht vor.«
    »Mit einer Frau, die höchstens vierzig Kilo wiegt und sehr elastisch ist, kann man vieles anstellen, was bei einer Mitteleuropäerin ohne Training zu ernsthaften Verletzungen führen würde.«
    Der Bondingu ließ seine Finger über den Körper des Opfers gleiten. Als er beim Slip angelangt war, wurde die andächtige Stille von lautem Schuhgestöckel unterbrochen. Pia Petry hatte ihren Auftritt.
    Einen Moment lang dachte ich, sie würde kehrtmachen, als sie von einundfünfzig Augenpaaren angestarrt wurde. Bei weniger schummrigem Licht und nicht so sorgfältig aufgetragenem Make-up hätte man bestimmt gesehen, dass sie rot wurde.
    Dann rettete der Fesselmeister die Situation, indem er den ersten Teil der Show für beendet erklärte und begann, seine Partnerin von dem Strick zu befreien.
    Clara Heusken stieß mich in die Seite. »Da ist ja Ihre Freundin. Hat sich echt in Schale geschmissen.«
    Auch ich staunte. In ihrem Hotelzimmer hatte ich das hautenge Latex-Outfit, das sie heute trug, nicht entdeckt. Und im Gegensatz zu vielen anderen anwesenden Frauen, bei denen man die Hüftringe zählen konnte, stand es ihr richtig gut.
    Dracu löste sich von seinem Platz an der Wand und bewegte sich auf Pia Petry zu. Die beiden schienen sich zu kennen, denn wie selbstverständlich legte er seine Hand auf Pias Hüfte und dirigierte sie zur Bar, direkt an mir vorbei.
    Sie bemerkte mich erst, als wir uns beinahe berührten, und blieb stehen.
    »Hallo!«, sagte ich.
    »Sie schon wieder«, antwortete sie. »Haben Sie Eintritt gezahlt oder sind Sie mal wieder eingebrochen?«
    Bevor ich darauf reagieren konnte, zog Dracu sie weiter und ließ seine Hand besitzergreifend über ihren Rücken gleiten. Ich spürte einen Stich in der Magengegend.
    »Merkwürdig«, sagte Clara, die das Schauspiel gespannt verfolgt hatte.
    Ich ersparte mir einen Kommentar.
    »Natürlich.« Die Club-Chefin schnipste mit den Fingern. »Sie hat bei ihm eingekauft.«
    »Was?«
    »Dracu besitzt einen Laden für SM-Kleidung. Sie hat bei ihm eingekauft und er hat zugegriffen. Sieht so aus, als habe er heute noch einiges mit ihr vor.«
    Eigentlich ging es mich ja nichts an, was Herr Dracu mit Frau Petry vorhatte, solange er dafür kein Messer benutzte, trotzdem gefiel mir die Sache überhaupt nicht. Was nicht besser wurde, als ich beobachtete, wie Dracu eine Lederleine an Pias Halsband befestigte und neckisch daran zog.
    »Noch einen Sekt?«, fragte Clara.
    »Nein, danke.« Ich glitt vom Hocker.
    Bevor ich länger über einen Plan nachdenken konnte, stand ich vor Pia und klinkte die Leine aus dem Halsband. »Ich muss mit Ihnen reden.«
    »Hey, was soll das?«, fuhr mich Dracu an.
    Ich beachtete ihn nicht. »Ich habe eine Nachricht von Renate für Sie«, wandte ich mich an Pia, die offenbar unschlüssig war, was sie von meinem Angebot halten sollte. »Unter vier Augen. Bitte!«
    Dracu baute sich vor mir auf. »So läuft das nicht, Freundchen!«
    »Halten Sie sich da raus!«, schnauzte ich ihn an.
    Seine Augen flackerten.
    »Gehen Sie aus dem Weg!«
    Er schaute sich um, zur erwartungsvoll lauernden Meute.
    Da wusste ich, dass ich gewonnen hatte. Sich auf offener Bühne zu prügeln, war unter seiner Würde. Falls er dazu überhaupt den Mumm hatte. Ich nahm Pias Arm und führte

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