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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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bei Clara und Georg.« Mit der Zungenspitze berührte sie den feuchten Schimmer ihrer violett gefärbten Oberlippe. »Wissen Sie, ich finde Sie richtig kinky.«
    Kinky war wohl das, was andere Frauen in anderer Umgebung süß nennen.
    In diesem Moment stieg Manfred Heusken auf die kleine Bühne an der Stirnseite des Saals. Die Bühne war ebenso schwarz ausgekleidet wie der übrige Raum, abgesehen von einer frei stehenden Stahlkonstruktion mit zahlreichen Haken, an denen vermutlich das Opfer der Bondage-Performance aufgehängt werden sollte.
    »Was sagt Manfred denn dazu, dass Sie andere Männer kinky finden?«
    Clara lachte. »Was denken Sie, warum wir einen SM-Club führen? Hierher kommen Leute, die etwas Neues ausprobieren wollen, neue Techniken und neue Spielpartner. Und natürlich wollen Männe und ich das auch.«
    »Und Ihrer Ehe schadet das nicht?«
    »Nein. Wir wissen, was wir aneinander haben. Ich werde nur eifersüchtig, wenn ich zusehen muss, wie er mit einer anderen Frau Spaß hat. Deshalb gucke ich nicht hin und er bei mir auch nicht.« Sie legte ihre Hand auf meinen Oberarm und kratzte mich zärtlich mit angespitzten Fingernägeln. »Machen Sie sich keine Sorgen!«
    »Ich mache mir keine Sorgen. Höchstens über das, was die dort drüben aushecken.« Ich deutete mit dem Kopf zu den Transen, die ein paar Meter entfernt ihre Köpfe zusammensteckten.
    Clara gluckste. »Ach, die sind harmlos. Die möchten von Ihnen nur hart rangenommen werden.«
    »Gerade das macht mir ja Sorgen.«
    Clara strich über meinen Dreitagebart. »Was erwarten Sie, wenn Sie hier den Top geben?«
    Inzwischen hatte Manfred Heusken den Star des Abends angekündigt, einen weizenblonden Mann, der sich Bondingu Tatsujin nannte und angeblich im Dojo des japanischen Großmeisters Masaaki Hatsumi in die Strickfolterlehre gegangen war. Begleitet wurde der Bondingu von einer zierlichen japanischen Schönheit, die ein geblümtes Kleid trug und so unschuldig aussah, als würde sie jeden Tag einen Strauß Wiesenblumen für ihre Mutter pflücken.
    Während die Japanerin unentwegt lächelte, hielt der Bondingu einen langatmigen Vortrag über die Geschichte der japanischen Fesselkunst, die sich Nawa Shibari nennt und mit einem einzigen, zwanzig Meter langen Seil ausgeführt wird. Ursprünglich, im japanischen Mittelalter, hatte die Fesselung dem gleichen Zweck gedient wie der deutsche Pranger: den Verurteilten zu demütigen, zu erniedrigen und auf einem öffentlichen Platz zur Schau zu stellen. In der Edo-Periode gab es unterschiedliche Stricke für verschiedene Vergehen und in Klassen unterteilte Beamte, die eine Todsünde begingen, wenn sie den falschen Strick für das falsche Opfer verwendeten.
    Ich verstand, dass Schlaufen und Schlingen bei den Japanern eine große Tradition hatten und insbesondere gefesselte Frauen die Schaulustigen aufgeilten. Ein paar Jahrhunderte später kultivierten japanische Edelmänner diese Perversion und legten sich gerne mal eine gefesselte Frau auf ihre Tatami. Schließlich, im zwanzigsten Jahrhundert, wurden Bilder von gefesselten Frauen ein großer Exportschlager japanischer Fotografen.
    Nachdem er die Geschichtslektion beendet hatte, begann der Bondingu, die Japanerin zu fesseln. Dabei erzählte er weiter, von Ryo-tebuki Shibari, Ryo-ashi Tsuri und anderen Ryos, allesamt Wickeltechniken, die nicht nur gut aussehen, sondern auch vermeiden sollen, dass den Opfern die Glieder ausgekugelt oder gebrochen werden.
    Ich beugte mich zu Clara Heusken hinüber: »Hat Jochen Averbeck neben seiner Frau andere Spielpartnerinnen gehabt?«
    »Nein. Jedenfalls nicht hier.«
    »Warum haben es die beiden dann nicht zu Hause getrieben?«
    »Weil sie hier Gleichgesinnte treffen. Und weil es hier netter ist als im eigenen Hobbykeller.« Clara lehnte sich gegen meine Schulter. »Haben Sie schon etwas herausgefunden?«
    »Ich frage mich, ob es den großen Unbekannten, der Renate verletzt haben soll, überhaupt gegeben hat.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht«, flüsterte sie zurück. »Doch wie ist Jochen zu der Beule am Hinterkopf gekommen? Die war nämlich echt.«
    »Was wissen Sie über Volker Wegener?«
    »Wer ist das?«
    »Sein Name steht auf der Gästeliste, die Sie mir gefaxt haben.«
    Clara grübelte. »Jedenfalls kein Stammgast. Warum fragen Sie?«
    »Ich bin in einem anderen Zusammenhang auf ihn gestoßen«, wich ich aus.
    Die japanische Schönheit war mittlerweile gut verschnürt, das geblümte Kleid bis über die Brüste

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