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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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los und treffen meistens die falschen Leute.«
    »Keine Angst, ich treffe immer die richtigen«, sage ich und ziele mit der Düse auf ihn.
    »Sie müssen sich wirklich keine Sorgen machen, ich bin völlig harmlos.«
    »Beweisen Sie es«, sage ich. »Woher kennen Sie Renate? Und was sollte diese Arztnummer im Krankenhaus?«
    »Ich kenne Renate aus dem Club.«
    »Interessant. Sind Sie dann Sadist oder Masochist?«
    »Weder noch. Ich bin Journalist und arbeite an einem Buch über die SM-Szene.«
    »Und warum sind Sie so wild darauf, den Täter zu finden?«
    »Weil ich es für eine Riesensauerei halte, einem wehrlosen Menschen so etwas anzutun.«
    Seine Betroffenheit wirkt echt.
    »Aha«, sage ich und sehe ihn erstaunt an. Hat der gute Mann sich bei seinen Recherchen etwa in Renate verknallt? Oder glaubt er, es sei dem Verkauf seines Buches förderlich, wenn er selbst den Täter findet? Vielleicht spielt ja beides eine Rolle. Das erklärt aber immer noch nicht, warum er sich als Arzt verkleidet hat.
    Die Klingelmelodie meines Handys lässt mich zusammenfahren. Bis ich es endlich gefunden habe, hat das Klingeln schon wieder aufgehört. Allerdings kann ich noch den Namen Jochen Averbeck auf dem Display erkennen.
    Auch Wilsberg hat Jochens Namen gesehen.
    »Tja, der Herr Averbeck lässt einfach nicht locker«, sagt er süffisant.
    »Der Herr Averbeck ist der Ehemann meiner Freundin.«
    »Das hat noch nie jemanden von irgendetwas abgehalten.«
    »Jetzt fangen Sie nicht schon wieder damit an. Ich hab nichts mit Jochen und ich werde auch nichts mit ihm anfangen. Und ich stecke auch nicht mit ihm unter einer Decke. Wie Sie mir freundlicherweise ja schon mal unterstellt haben.«
    »Das würde ich Ihnen auch dringend empfehlen«, sagt er plötzlich in völlig ernstem Ton. »Der Mörder ist nämlich nicht selten der Ehemann.«
    »Das war kein Mord«, erwidere ich gereizt. »Renate lebt noch.«
    »Es war ein missglückter Mordversuch. Und Ihr Freund Jochen ist genau der Typ Ehemann, der seine reiche Ehefrau um die Ecke bringt, um freie Bahn für seine Freundin zu haben.«
    »Er hat eine Freundin? Woher wissen Sie das?«
    »Das weiß ich nicht«, sagt er kleinlaut. »Aber es würde zu dem Typ passen.«
    »Na, Sie sind ja klasse. Sind Sie immer so schnell dabei, Leute vorzuverurteilen? Sind Sie Wahrsager? Stehen Sie mit Geistern und Untoten in Kontakt?«
    Er schüttelt den Kopf. »Nennen Sie es Intuition.«
    »Männliche Intuition gibt es genauso wenig, wie es das Ungeheuer von Loch Ness gibt«, antworte ich, drehe meinen Kopf zur Seite und blicke aus dem Fenster. Mit einer gewissen Beruhigung stelle ich fest, dass wir inzwischen die Stadtgrenze von Münster erreicht haben. Mein Puls normalisiert sich in dem Maße, in dem ich nicht mehr befürchten muss, dass Wilsberg einen Abstecher in den Wald machen könnte. Die Straßen sind jetzt besser beleuchtet, ich sehe mehrere Leute an einer Bushaltestelle stehen, beobachte im Auto neben uns einen Mann, der geistesabwesend in der Nase bohrt. Meine Ängste kommen mir auf einmal kindisch vor.
    »Haben Sie Lust, mit mir noch ein Bier zu trinken?«, fragt Wilsberg.
    Ich drehe mich zu ihm, mustere sein von den Straßenlaternen erhelltes Gesicht und kann nichts Gruseliges mehr an ihm finden.
    »Nur wenn ich mein Reizgas mitnehmen darf«, sage ich.
    Er zwinkert mir zu. »Wenn Sie sich dann sicherer fühlen.«
     
    »Der Hafen«, erklärt Wilsberg, als wir neben einem aufgemotzten Lagerhaus und vor einem mickrigen Wasserbecken halten. »Genauer gesagt: der ehemalige Hafen. Heute nennt sich die Gegend Kreativkai und ist ein In-Viertel.«
    »So etwas gibt es in Münster?«, spotte ich.
    »Tja, selbst in Münster leben wir nicht hinter dem Mond.«
    Oje, da habe ich wohl seinen Lokalpatriotismus gekitzelt.
    Wir steigen aus. Tatsächlich drängeln sich eine Menge Nachtschwärmer auf dem Kai, Disco-Klänge und Bongo-Rhythmen hallen über das Wasser.
    Die drei Treppenstufen zur Kneipe hinauf humpele ich so hingebungsvoll, wie es mir nur möglich ist. Ich hoffe, es wirkt realistisch.
    »Hatten Sie sich nicht den rechten Knöchel verstaucht?«, fragt Wilsberg.
    »Der linke tat vorhin weh und der linke tut jetzt immer noch weh«, fauche ich und ärgere mich über meine Unachtsamkeit. Rechts und links habe ich leider noch nie auseinander halten können.
    Wilsberg steuert einen kleinen Tisch am Fenster an. Dezent stöhnend lasse ich mich auf einem dunkel gebeizten Holzstuhl nieder und genieße den mitleidigen

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