Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman
Nacktbadestrand auf Grönland gewesen war, hatte ich fast vergessen, wie sich das anfühlte.
Mein Handy klingelte und ich meldete mich.
»Hi!«, sagte eine Frauenstimme.
»Pia?«
»Wer ist Pia?« Jetzt erkannte ich, dass die Stimme Franka gehörte.
»Eine Bekannte. Ich erwarte ihren Anruf.«
»Das habe ich gemerkt«, stichelte Franka.
»Also?«, fragte ich.
»Also was?«
»Du hast angerufen. Meistens hat derjenige, der anruft, dafür einen Grund.«
»Och, ich wollte nur wissen, wie du mit dem SM-Fall vorankommst.«
Ich nahm einen Schluck Kaffee. »Lau.«
»Hey, du bist ja ziemlich gesprächig«, maulte Franka.
»Du erwartest doch nicht, dass ich dir das am Telefon erzähle.«
»Wo bist du gerade?«
»Im Café Röstfrisch. Das frühere Café Schmidt. Ist jetzt ein bisschen hipper und französischer.«
»Allein?«
Ich schaute mich um. »Abgesehen von ungefähr zehn Leuten an den Nachbartischen, ja.«
»Mein Gerichtstermin ist ausgefallen und bei dem schönen Wetter habe ich keine Lust, in Akten zu wühlen. Hast du was dagegen, wenn ich vorbeikomme?«
»Ganz und gar nicht.« Ich grinste. »Willst du mich ins Kreuzverhör nehmen?«
»Nur wenn du nicht freiwillig gestehst.«
Zehn Minuten später parkte Franka ihren Mini am Straßenrand. Ihre graue Businessjacke lässig mit einem Finger haltend, hauchte sie mir einen Kuss auf die Wange.
»Ihhh, du hast dich heute noch nicht rasiert.«
»Ich dachte, das wirkt männlicher.«
Franka hängte ihre Jacke über die Stuhllehne und setzte sich. Ich bewunderte ihr von Spagettiträgern gehaltenes Top und das, was es beinahe nicht verhüllte.
Sie lächelte kühl. »Womit fangen wir an?«
»Kein Wort über Pia Petry.«
»Petry heißt sie also?«
Verdammt, schon hatte ich mich verplappert.
Franka winkte der Kellnerin und bestellte einen Cappuccino. Ich steckte mir einen Zigarillo an.
»Die Frau im Porsche?«
»Ja.«
»Du hast sie getroffen?«
»Ja.«
»Wie war's?«
»Franka«, sagte ich. »Wir sind weder verheiratet noch geschieden. Ich bin nicht verpflichtet, solche Fragen zu beantworten.«
Der Cappuccino kam und sie löffelte etwas Milchschaum. Das Zuckerpäckchen neben der Tasse ließ sie unberührt. Franka ernährte sich vegetarisch und ging zweimal pro Woche ins Fitnessstudio. Ihr Körper war perfekt proportioniert. Sobald sie hundert Gramm zunahm, bekam sie eine Krise.
»Also gut.« Sie legte den Löffel hin. »Dann reden wir über die SM-Geschichte. Was hast du herausgefunden?«
»Nicht viel.« Ich erzählte ihr von meinem vagen Verdacht gegen Jochen Averbeck.
»Du glaubst, er hat seinen K. o. nur vorgetäuscht?«
»Die Geschichte von dem Typen mit Blondhaarperücke klang wie ein spontaner Einfall, um mich aufs Glatteis zu führen. Andererseits soll die Beule an seinem Hinterkopf echt gewesen sein. Und die kann er sich schlecht selbst beigebracht haben.«
»Und was ist mit der Liste?«, fragte Franka.
»Die Teilnehmer der Dungeon-and-Dragon-Party? Ich habe sie von Stürzenbecher überprüfen lassen. Es gibt nur einen Kandidaten, der in das Schema passt. Er heißt Volker Wegener und besitzt ein luxuriöses Apartment am Aasee. Anscheinend ist er aber zurzeit nicht in Münster. Ich habe es gestern telefonisch probiert und die Nachbarn ausgefragt. Sie sagen, sie hätten ihn seit Längerem nicht mehr gesehen. Angeblich hält er sich aus beruflichen Gründen oft in Südamerika auf.«
»Vielleicht hat jemand seinen Namen benutzt, um unerkannt in den SM-Club zu kommen«, spekulierte Franka.
»Wäre möglich«, stimmte ich zu. »Jedenfalls hat er die Schlüssel zu seinem Apartment einem Freund oder einer Freundin überlassen. Eine Nachbarin hat mir erzählt, dass gelegentlich eindeutige Geräusche aus der Wohnung zu hören sind.«
»Ein Liebesnest?«
Ich nickte. »Was darauf schließen lässt, dass einer der beiden verheiratet ist. Dazu passt, dass sich das Pärchen sehr konspirativ verhält und nur nachts in die Wohnung schleicht. Niemand scheint sie zu Gesicht bekommen zu haben.«
»Was wiederum die Vermutung nahe legt, dass einer der beiden in Münster relativ bekannt ist«, folgerte Franka.
»Keine besonders heiße Spur«, sagte ich lahm. »Aber ich werde mich weiter um Wegener und seine Geschäfte kümmern. Vielleicht kommt doch noch was dabei heraus.«
»Und was hat das Ganze mit Pia Petry zu tun?«
Ich blies einen Rauchring in die Luft. »Dazu verweigere ich die Aussage.«
»Ach, komm schon, Georg! Du bist doch sonst nicht so
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