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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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– alles nur ein Trick, um mich um den Finger zu wickeln. Vermutlich hatte sie sich köstlich darüber amüsiert, wie leicht ich auszurechnen war. Wer auch immer die eisernen Regeln der Detektivarbeit aufgestellt hatte – er hatte dabei an Idioten wie mich gedacht. Wie konnte ich nur so blöd sein und mich wie ein blutiger Anfänger benehmen?
    Damit war ich bei Frage zwei: Was hatte sie möglicherweise gefunden? Die Informationen, die ich in den Computer eingegeben hatte, waren durch ein Passwort gesichert. Blieb nur die Liste mit den Teilnehmern der Dungeon-and-Dragon-Party. Ich nahm den Papierstapel aus der Ablage. Bingo. Die Liste war weg. Frau Petry war also fündig geworden. Aber was konnte sie mit der Liste anfangen?
    Ich dachte nach. Den Namen von Volker Wegener hatte ich unterstrichen und das Wort vorbestraft an den Rand geschrieben. War es möglich, dass ich damit Frau Petrys Neugierde geweckt hatte? Wollte sie mir vielleicht zuvorkommen und mit Wegener reden, bevor ich ihn gefunden hatte?
    Ich zögerte einen Moment, dann nahm ich meinen Autoschlüssel aus der Schublade. Es kam auf einen Versuch an. Vielleicht würde ich sie ja bei Wegener treffen. Dann konnte sie auch meine andere Seite kennen lernen, die des unfreundlichen, toughen Privatdetektivs Wilsberg.
     
    Ich parkte meinen Wagen etwas abseits und näherte mich zu Fuß dem Apartmentgebäude, in dem Wegener das Penthaus bewohnte. Am Straßenrand stand nur ein Kleintransporter, von Pia Petrys Porsche war nichts zu sehen. So weit zu meinen Intuitionen. Natürlich hätte ich zu ihrem Hotel fahren und ein paar Stunden in der Lobby herumhängen können, um ihr meine Meinung zu sagen. Aber so viel war mir die Sache auch nicht wert. Ich war in ihr Hotelzimmer eingebrochen und sie hatte sich Zugang zu meinem Büro verschafft. Damit stand es eins zu eins. Abpfiff. Keine Verlängerung. Kein Grund, verpassten Chancen nachzutrauern.
    Ich schaute zur obersten Fensterreihe. Vielleicht sollte ich zur Abwechslung mal ein bisschen arbeiten. Zum Beispiel in Wegeners Wohnung einbrechen und mich dort umsehen.
    Ich drückte auf mehrere Klingeln, bis ein »Ja, bitte?« aus dem Lautsprecher quakte, erklärte der Besitzerin der Stimme, dass ich nur ein Päckchen im Flur deponieren wolle – und schon war ich im Haus.
    Anschließend wartete ich ein paar Minuten, bevor ich die Treppe hinaufstieg. Wegeners Wohnung, das hatte ich gestern in Erfahrung gebracht, nahm die gesamte obere Etage ein. Wenn ich nicht allzu viel Lärm machte, konnte ich in aller Ruhe das Türschloss knacken.
    Als ich den obersten Treppenabsatz erreichte, sah ich, dass das nicht notwendig war. Die Wohnungstür war nur angelehnt. Mein Puls beschleunigte sich.
    Ich drückte die Tür weiter auf. »Herr Wegener?«
    Keine Antwort.
    Ich betrat die Diele und registrierte automatisch, dass in den Holzrahmen an den Wänden keine billigen Drucke hingen, sondern Originale, bei denen die Künstler nicht mit Farbe gegeizt hatten. Noch einmal rief ich Wegeners Namen und lauschte. In der Wohnung blieb es absolut still.
    Von der Diele trat ich in ein riesiges Wohnzimmer, das eine Glasfront von der Dachterrasse trennte. Parkettboden, weiße Polstermöbel, ein überdimensionaler Fernseher. Geld stellte für Wegener offenbar kein Problem dar. Was mich jedoch irritierte, waren die Schuhabdrücke, die von der Tür eines angrenzenden Zimmers bis zur Diele führten, wobei sie immer undeutlicher wurden.
    Ich ging neben einem Abdruck in die Hocke und betrachtete ihn genauer. Die rotbraune Farbe sah aus wie – geronnenes Blut. Das Kribbeln in meinem Magen wurde stärker. Und plötzlich hatte ich das Gefühl, nicht allein in der Wohnung zu sein. Wahrscheinlich spielten mir meine Nerven einen Streich, denn es kam mir so vor, als hätte sich im vorderen Teil der Wohnung etwas bewegt. Ich trat einen Schritt zurück und schaute in die Diele. Aber da war niemand.
    Noch konnte ich verschwinden. Anonym die Polizei anrufen und mir einreden, dass mich das, was hinter der Tür passiert war, nichts anging.
    Ich atmete ein paarmal tief durch, nahm ein Papiertaschentuch in die Hand und drückte die Klinke nach unten.
    Es war schlimmer, als ich befürchtet hatte. Ein Anblick, von dem ich schon jetzt wusste, dass er noch lange durch meine Albträume geistern würde. Eine junge Frau, blond, soweit man das bei dem ganzen Blut erkennen konnte, schwebte nackt, mit ausgebreiteten Armen und Beinen wie im Sprung erstarrt, über dem Bett. Ihre Hände

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