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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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und Füße waren mit Seilen gefesselt. Große Stahlhaken in den Wänden, an denen die Seile befestigt waren, hielten ihren Körper etwa einen Meter über der Bettdecke. Ihr Mörder hatte sich viel Mühe gegeben. Der Oberkörper war mit Schnittwunden übersät. Das Blut hatte sich auf das Bett ergossen und war in schmalen, inzwischen angetrockneten Rinnsalen bis zum Teppich geflossen. Aber nicht der Blutverlust hatte zum Tod der Frau geführt. Die Enden einer merkwürdig verknoteten Doppelschlinge, die um ihren Hals lag, reichten bis zur Hüfte, dem Körperteil, der aufgrund der Fesselung dem Bett am nächsten kam. Die Frau hatte sich durch ihr eigenes Körpergewicht erdrosselt.
    Die Vorstellung, wie die Frau zu Tode gekommen war, und der süßliche Blutgeruch drehten mir den Magen um. Ich wandte mich ab, presste mir das Taschentuch vor den Mund und atmete flach. Im selben Moment nahmen meine überreizten Sinne Schritte im Hausflur wahr. Jemand betrat die Wohnung.

11
     
    Pia Petry kann kein Blut sehen
     
     
    Meine Freude über den Streich, den ich Wilsberg gespielt hatte, war nicht von Dauer. Als ich ausparkte, sah ich ihn im Rückspiegel. Er stand auf dem Bürgersteig und starrte meinem Porsche hinterher. Deutlich war ihm anzusehen, wie sauer und verletzt er war. Und mir kamen Zweifel, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, ihn so gemein auszutricksen. Aber wie hätte ich der Gelegenheit widerstehen können, so einfach an seine Rechercheergebnisse zu kommen? Und warum sollte ich mich nicht ein bisschen für diese unsägliche Journalisten-Nummer von gestern Abend rächen?
    Das ist schon in Ordnung, rede ich mir ein, während ich die Straße vor dem Schloss hinunterfahre. Als ich eine leere Parkbucht entdecke, lenke ich den Wagen hinein und stelle den Motor ab. Unsicher darüber, wie es weitergehen soll, nehme ich die Gästeliste, die neben mir auf dem Beifahrersitz liegt, zur Hand. Absender des Faxes sind die Betreiber des Club Marquis. Es sieht ganz so aus, als seien die beiden tatsächlich Wilsbergs Auftraggeber. Andernfalls würden sie so brisante Informationen nicht aus der Hand geben. Im Großen und Ganzen ist meine Ausbeute jedoch eher mager. Mein einziger Anhaltspunkt ist der Name Wegener, den Wilsberg unterstrichen hat. Daneben hat er etwas notiert, was ich leider nicht entziffern kann. Soll ich mich gleich auf den Weg zu diesem Wegener machen oder soll ich erst einmal ein paar Erkundigungen über ihn einziehen? Bei Jochen Averbeck zum Beispiel? Bei der Gelegenheit könnte ich meinen Auftraggeber auch gleich ein bisschen mit den Ergebnissen meiner Arbeit beeindrucken.
    Ich tippe Jochens Nummer ins Handy und warte. Seine Sekretärin, Frau Haller, meldet sich, klingt aber nicht ganz so freundlich, wie ich es von ihr gewohnt bin. Als ich nach Jochen frage, versucht sie, mich abzuwimmeln.
    »Herr Averbeck ist nicht im Haus.«
    »Wo kann ich ihn denn erreichen? Ich muss ihn dringend sprechen.«
    »Tut mir leid, aber das geht im Moment wirklich nicht.« Ihr Tonfall legt an Schärfe zu.
    »Herr Averbeck hat mich mit einer Untersuchung beauftragt«, ich senke meine Stimme, »das Ganze ist vertraulich, sehr vertraulich, und er hat mir gesagt, dass ich ihn jederzeit erreichen kann, wenn ...«
    »Geht es um die Auslandskonten?«, fragt sie leise.
    »Ja«, sage ich und hoffe, dass das die richtige Antwort ist.
    Es ist die richtige Antwort. Sie sagt »Moment« und legt den Hörer neben den Apparat. Kurz darauf ist sie wieder zurück. »Herr Averbeck ist nach Argentinien geflogen. Er müsste aber vor etwa einer Viertelstunde gelandet sein.« Sie gibt mir die Nummer seines Firmenhandys durch.
    Ich bedanke mich und lege auf. Danach rufe ich Jochen an. Nach drei Fehlversuchen höre ich endlich seine Stimme. Und die klingt mindestens so gereizt wie die seiner Sekretärin.
    »Ja?«, bellt er in den Hörer.
    Ich halte mich nicht lange mit Erklärungen auf.
    »Wer ist Volker Wegener?«
    »Pia, bist du das?«
    »Ja.«
    »Du willst mir doch nicht allen Ernstes erzählen, dass du mich in Buenos Aires anrufst, um mich das zu fragen?«
    »Erstens«, sage ich, »haben die Heuskens einen Privatdetektiv namens Georg Wilsberg engagiert. Und zweitens ermittelt der gegen einen Mann, der anscheinend am Tatabend im Club war und Volker Wegener heißt.«
    Einen kurzen Moment höre ich gar nichts. So als müsse Jochen diese Information erst einmal verdauen.
    »Volker ist ein Freund von mir«, sagt er. »Wir kennen uns schon seit

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