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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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beiden weiterhin Umgang miteinander pflegen, entzieht sich meiner Kenntnis.« Er guckte auf seine Uhr. »Das Gespräch gleitet ab, Herr Wilsberg, und gleich steht die Siegerehrung an. Falls Sie weitere Fragen haben, schlage ich vor, dass Sie sie schriftlich an mein Büro richten. Wir werden dann gegebenenfalls wieder auf Sie zukommen.«
     
    Kyoko Kano brachte mich zum Ausgang.
    »Was hat Averbeck denn verbrochen?«, fragte ich.
    »Er hat Firmengelder veruntreut.«
    »Und wie?«
    »Wir sind noch dabei, die Vorgänge zu rekonstruieren«, wich sie aus.
    »Spielt die Marketingagentur seines Freundes Wegener eine Rolle?«
    Kyoko verzog das Gesicht. »Jochen versucht, Wegener die Schuld in die Schuhe zu schieben. Ich bin mir nicht sicher, ob ihm das gelingt. Aus Rücksicht auf Renate wird Meyerink gegen seinen Schwiegersohn juristisch nichts unternehmen. Das heißt aber nicht, dass der Alte auf sein Geld verzichtet.«
    »Weiß man denn, wo es ist?«
    »Vermutlich auf einer dieser karibischen Inseln, die mehr Briefkastenfirmen als Einwohner haben.«
    »Komisch«, sagte ich. »Jochen ist doch gut versorgt. Wozu ist er das Risiko eingegangen? Hatte er vor, mit einer Freundin durchzubrennen?«
    Sie lächelte süffisant. »Darüber weiß ich nichts.«
    »Weil Sie sich nicht selbst belasten wollen?«
    »Jochen?« Sie prustete. »Entschuldigen Sie, Jochen ist ein jämmerlicher Top. Jedenfalls nicht mein Typ.«
    »Dafür erben Sie wohl bald seinen Sessel.«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Nun, Sie streichen dem Alten um den Bart und er betrachtet Sie wie ein verliebter Gockel.«
    »Sie irren sich«, sagte Kyoko. »Ich bin hier, weil mein Job es erfordert. Die Meyerink & Co. KG sponsert das Turnier.«
    Mein Handy klingelte.
    »Wir sehen uns.« Sie drehte sich um und ging zum Dressurplatz zurück, wo eine Fanfare gerade die Siegerehrung ankündigte.

17
     
    Pia Petry tut nicht, was sie will
     
     
    Ich habe miserabel geschlafen. Mal davon abgesehen, dass ich viel zu spät ins Bett gegangen bin, wurde ich nur wenig später aus dem ersten Tiefschlaf gerissen. Von einer Klingel. Entweder war es das Telefon oder es hat an der Haustür geschellt. Keine Ahnung. Auf jeden Fall habe ich danach ewig gebraucht, um wieder einzuschlafen. Und jetzt liege ich im Bett, starre die Wand an und fühle mich, als sei eine Herde Elefanten über mich hinweggetrampelt. Und das, obwohl ich allen Grund hätte, mich wohl zu fühlen. Renates Gästezimmer entspricht dem Standard eines Luxushotels: ein eigenes Bad, großer Balkon, Telefon, Fernseher und eine fast fünf Quadratmeter große Spielwiese, die man zum Schlafen, aber sicherlich auch zu anderen Aktivitäten nutzen kann. Das Einzige, das fehlt, ist eine Minibar.
    Verkatert und völlig übernächtigt schleppe ich mich ins Bad. Es ist Viertel nach acht und der Blick in den Spiegel ausgesprochen deprimierend. Ich ziehe den flauschig weißen Bademantel an, der sorgfältig zusammengelegt in einem der Glasregale liegt, und mache mich auf den Weg ins Erdgeschoss. Vielleicht finde ich jemanden, den ich überreden kann, mir einen Kaffee zu kochen.
    Als ich in die Küche komme, ist Renates Haushälterin, Frau Hoffschulte, dabei, einen Berg frischer Orangen zu zerteilen und auszupressen. Als sie mich sieht, strahlt sie mich an.
    »Na, Piachen, gut geschlafen?«
    Ich nicke und fühle mich in meine Jugend zurückversetzt, als ich so manche Sommerferien bei Renate und ihren Eltern verbracht habe. Damals war Frau Hoffschulte noch die Haushälterin der Meyerinks. Und schon damals hat sie Piachen zu mir gesagt, mir Süßigkeiten zugesteckt und mir mein Lieblingsessen gekocht.
    »Möchtest du einen Kaffee?«
    »Gern«, antworte ich und setze mich an den Küchentisch. »Ist Jochen heute Nacht noch nach Hause gekommen?«
    Sie sieht mich erstaunt an und schüttelt den Kopf. »Ich glaube nicht. Soviel ich weiß, kommt er erst heute Nachmittag zurück.«
    Ich nicke und greife nach einer Zeitung, die auf einem Stapel neben mir auf einer Anrichte liegt.
    Frau Hoffschulte runzelt die Stirn. »Kindchen«, sagt sie, »tu mir einen Gefallen und geh schon mal ins Wohnzimmer. Ich bringe dir deinen Kaffee dann rüber.«
    Schuldbewusst stehe ich sofort auf. Mir fällt wieder ein, dass sie es schon früher nicht geschätzt hat, wenn man sich zu lange in ihrer Küche aufgehalten hat. Vor allem dann nicht, wenn sie mit den Essensvorbereitungen beschäftigt war. Ich bedanke mich, drücke ihr einen dicken Kuss auf die Wange und mache

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