Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman
Gäste kauft in Dracus Laden ein. Das beweist doch gar nichts.«
»Sie verschwenden unsere Zeit und unser Geld«, fasste ihr Ehemann zusammen. »Ihr Job ist beendet, Herr Wilsberg.«
»Na schön.« Ich griff zu der Perücke. »Vielleicht wissen Sie ja auch schon längst, wer der Täter ist.«
»Was soll das heißen?«, fragte Heusken drohend.
Ich hielt die Perücke hoch. »Jochen Averbeck hat mir erzählt, dass der Mann, der ihn niedergeschlagen hat, eine Blondhaarperücke getragen hat.«
Heusken lachte verächtlich. »Jetzt werden Sie unverschämt.«
»Und Sie sind vorbestraft, Herr Heusken.«
Er baute sich vor mir auf. »Raus hier! Verschwinden Sie!«
»Okay.« Ich warf die Perücke auf den Tisch zurück. »Ich schicke Ihnen die Rechnung.«
»Ihre Rechnung können Sie sich sonst wo hinstecken.«
Ich seufzte. »Dann kriegen Sie Post von meinem Anwalt.«
Niemand beachtete mich, als ich zur Tür ging. Auch Götz, der wieder den Eingang bewachte, fixierte mit finsterem Blick einen Punkt an der Wand, als er mich grußlos in die Nacht entließ.
Draußen holte ich tief Luft und genoss die Freiheit. Ich hatte mich alles andere als professionell verhalten. Ich hatte meinen Job versiebt, meine Auftraggeber verärgert und mir obendrein eine kleinkarierte Auseinandersetzung um mein Honorar eingehandelt. In meinem Leben als Privatdetektiv hatte ich schon weitaus glorreichere Zeiten erlebt. Aber ich war froh, den Club Marquis hinter mir gelassen zu haben. Wenn sich reiche und verkorkste Menschen gegenseitig misshandelten, sollten sie das meinetwegen tun. Zum Glück ging mich das nichts mehr an.
Ich steckte mir einen Zigarillo an und schaute zum Himmel. Es wurde langsam Herbst und die Nächte kühler. Pia Petry würde noch ein paar Tage durch meine Gedanken geistern. Aber auch das würde vorübergehen. Die Polizei würde den Fall aufklären, so oder so. Und ich würde mich wieder mit Versicherungsbetrügern und Betriebsspionen herumschlagen. Das alltägliche Brot, bei dem ich mich auskannte. Nicht besonders aufregend, nicht besonders spannend, aber einträglich. Was wollte ich mehr?
Hinter mir hörte ich Schritte auf dem Kies. Sie klangen wie die Schritte einer Frau. Ich drehte mich nicht um.
»Das war wohl nicht Ihr Tag heute?«
»Nein«, sagte ich. »Das war in jeder Hinsicht nicht mein Tag.«
Sie blieb neben mir stehen. »Haben Sie mal Feuer?«
Ich zündete ihre Zigarette an. Die Flamme des Feuerzeugs beleuchtete ihr fernöstliches Gesicht.
»Sind Sie gekommen, um sich an meiner Niederlage zu weiden?«
Kyoko lächelte. »Ich habe doch schon mal gesagt, dass ich Ihnen helfen will, den Täter zu finden.«
»Wenn Sie etwas wissen, gehen Sie zur Polizei! Ich bin raus aus dem Fall, die Heuskens haben mich gefeuert.«
»Zur Polizei kann ich nicht gehen.«
»Warum nicht?«
»Weil ich meinen Job bei Meyerink nicht verlieren will.«
Ich schaute sie an. »Verstehe ich das richtig, dass Sie jemanden aus der Familie Meyerink verdächtigen?«
»Das könnte sein.«
»Tut mir leid, Frau Kano ...«
»Sagen Sie ruhig Kyoko zu mir!«
»Von mir aus. Blumige Verdächtigungen, Kyoko, bringen gar nichts. Und sie interessieren mich auch nicht. Entweder Sie haben etwas Handfestes, dann ist es sogar Ihre Pflicht, zur Polizei zu gehen, weil Sie sich sonst strafbar machen. Oder Sie möchten, dass ich jemanden für Sie aus dem Weg räume. Dann sollten Sie besser wieder reingehen und sich von Ihrem Freund Dracu beißen lassen.«
Sie seufzte. »Sie machen es einem wirklich schwer. Ich dachte, ich hätte Ihnen auf dem Turnierplatz einen Tipp gegeben. Stattdessen stoßen Sie unsinnige Beschuldigungen gegen Dracu aus. Warum benutzen Sie nicht mal Ihren Kopf und vergessen für eine Weile Ihren Schwanz?«
Ich lachte. »Danke. Sie sind nicht die Erste, die mir das heute sagt. Aber ich kann Sie beruhigen: Selbstverständlich habe ich in Betracht gezogen, dass Jochen Averbeck seine Frau selbst verletzt hat, sie möglicherweise sogar umbringen wollte. Immerhin ist er finanziell von Renate abhängig. Die Geldschiebereien, von denen Sie mir erzählt haben, haben ihm vielleicht nicht gereicht. Als Witwer könnte er ein sorgenfreies Leben führen und der Knute des alten Meyerink entgehen. Doch welchen Grund sollte er gehabt haben, die Verkäuferin umzubringen?«
»Weil sie seine Freundin war?«, sagte Kyoko. »Weil sie mehr über ihn wusste, als ihm lieb war? Und weil sie vielleicht damit drohte, es Renate oder Meyerink senior zu
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