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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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brühwarm von Wegeners Anruf erzählt hatte. Wahrscheinlich hatte Wegener die rund um den Domplatz postierten Kripoleute bemerkt. Ohne Polizeipräsenz wäre es mir vielleicht gelungen, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Aber Stürzenbecher hatte mir ja dauernd mit Konsequenzen drohen müssen. Mit dem Erfolg, dass Wegener jetzt gewarnt war.
    Ich kletterte über das Gitter zurück und schaute zu, wie Brünstrup die Beweismittel eintütete. Immerhin hatte ich guten Willen gezeigt und mich korrekt verhalten. Alles andere ging mich nichts mehr an. Der Fall war für mich erledigt.

27
     
    Pia Petry fliegt raus
     
     
    Sie streiten. So lautstark, dass ich davon wach werde. Es ist elf Uhr morgens. Sonne sickert durch die halb geschlossenen Jalousien und zeichnet ein glitzerndes Streifenmuster auf den hellgrauen Teppichboden. Geschlaucht von der Nacht im Club Marquis und dem nächtlichen Beutezug durch Jochens Schlafzimmer, rolle ich mich noch einmal auf die Seite und versuche, wieder einzuschlafen. Doch daran ist nicht zu denken. Jochen und Renate brüllen sich weiter an. Hemmungslos und völlig entfesselt. Nicht nur die Art und Weise der Auseinandersetzung widerspricht allen Regeln disziplinierter Streitkultur, auch was sie sagen, kennt nur eine Zielrichtung: unter die Gürtellinie. Leider habe ich mein Diktafon nicht in greifbarer Nähe, ich hätte diese Flut unflätiger Beschimpfungen gerne für die Nachwelt festgehalten. Die beiden sind mit ihrer Beziehung am Ende. Da sind nur noch Hass und der Wunsch, den anderen maßlos zu verletzen.
    »Du bist doch für alles zu dämlich«, schreit Renate, »zu dämlich, um Karriere zu machen, und dann auch noch zu dämlich, um meinen Vater so zu bescheißen, dass er es nicht merkt. Hast du in deinem Leben je irgendetwas auf die Reihe gekriegt?«
    »Was hast du denn auf die Reihe gekriegt?«, giftet Jochen zurück. »Wer lebt denn seit über vierzig Jahren von dem Geld seines Vaters? Wer hat denn noch nie was geleistet? Alles, was du kannst, ist schmarotzen. Bei dir hat es ja noch nicht mal zu irgendeiner Charity gereicht. Geschweige denn zu Kindern.«
    »Du bist doch das Letzte«, höre ich Renate. »DU bist unfruchtbar! Nicht ich. DU kannst keine Kinder zeugen. Schon vergessen? Das hat die Natur mit Absicht so eingerichtet. Abschaum vermehrt sich nicht.«
    O Gott, kann Zweisamkeit grausam sein! Zum ersten Mal seit langer Zeit bin ich froh, Single zu sein, keinen Freund, keinen Ehemann zu haben. Niemanden, mit dem ich mir derartig blutige Schlachten liefern kann.
    »Das Einzige, was du kannst, ist irgendwelche Weiber zu bespringen«, tobt Renate.
    »Das musst gerade du sagen. Wenn hier einer im Glashaus sitzt, dann ja wohl du. Ich könnte deine Affäre an die große Glocke hängen. Ganz Münster würde sich das Maul über dich zerreißen.«
    »Du bluffst doch nur.«
    »Glaubst du? Da wäre ich mir nicht so sicher.«
    »Du hast angefangen«, schimpft sie. »Du hast dich nicht an unsere Abmachung gehalten. Du hast mit Tanja gevögelt.«
    »Na und!«
    »Ihr hattet eine SM-Beziehung!«
    »Hatten wir nicht!«
    »Hattet ihr doch!«
    »Hatten wir nicht!«, brüllt Jochen.
    »Ich weiß es«, triumphiert Renate. »Ich habe es gesehen.«
    »Was? Was hast du gesehen?«, fragt Jochen und klingt, als sei er auf einmal auf der Hut.
    »Beweise.«
    »Was für Beweise?«
    »Beweise eben.«
    »Wie kommst du an Beweise?«
    »Von einem Top, der es draufhat, mein Lieber. Der nicht so ein Penner ist wie du, so eine peinliche ...«
    Es scheppert. Erschrocken fahre ich zusammen. Hat er sie geschlagen? Jetzt reicht es!
    Ich springe aus dem Bett, laufe in den Flur und renne fast in Jochen hinein, der gerade aus Renates Zimmer stürmt. Mit einer wütenden Bewegung stößt er mich zur Seite und hastet an mir vorbei. Renate sitzt auf dem Boden neben ihrem Bett und hat die Hände vors Gesicht geschlagen.
    »Kann ich dir helfen? Brauchst du einen Arzt?«
    Sie schüttelt den Kopf und lässt die Hände sinken. Aus ihrer Nase läuft Blut, ihre Oberlippe ist aufgeplatzt. Ich gehe ins Bad und hole ihr ein paar Tempos.
    »Du musst ihn anzeigen«, sage ich. »Es gibt ein neues Gesetz gegen gewalttätige Ehemänner. Die Polizei kann ihn aus dem Haus schmeißen.«
    Renate winkt müde ab.
    Ich setze mich neben sie und lege ihr den Arm um die Schultern. »Was ist denn passiert?«, frage ich leise. »Ihr wart doch mal so verliebt. Warum geht ihr so miteinander um?«
    »Das verstehst du nicht.«
    »Du kannst nicht immer alles

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