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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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fast sieht es so aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen.
    »Was ist los, Jochen? Was ist passiert?«, frage ich.
    »Sie haben mich rausgeschmissen. Der alte Meyerink, dieser senile Volltrottel.«
    »Weshalb?«
    »Wegen angeblicher Unterschlagungen.«
    »Und das stimmt nicht?«, frage ich vorsichtig.
    »Natürlich nicht«, fährt er mich an. »Wenn ich den Alten hintergehen wollte, dann würde er das nicht merken. Das kannst du mir glauben.«
    »Aber wieso ...«
    »Das ist eine Intrige«, sagt er und in seinen Augen leuchtet ein seltsames Flackern auf. »Sie sind alle gegen mich«, flüstert er. »Das ist ein Komplott. Da greift eins ins andere. Ein Masterplan. Verstehst du?«
    Du lieber Himmel! Jochen flüchtet sich in Verschwörungstheorien.
    »Er versucht, mich geschäftlich zu diskreditieren, er will mir meine Frau wegnehmen. Er will alles, alles, was ich habe!«
    »Wer?«, frage ich und räuspere mich. »Wer, vermutest du, steckt dahinter?«
    »Renates Bruder!«
    »Renates Bruder?« Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.
    »Du glaubst mir nicht?«, sagt er und dieses Flackern ist wieder da.
    Mein Gott, denke ich, er dreht durch. Ich gehe auf Distanz. Ich möchte nicht die Nächste sein, die eine blutende Nase oder einen gebrochenen Unterkiefer zu beklagen hat.
    »Natürlich glaube ich dir«, sage ich und hoffe, mir sind meine Zweifel nicht allzu deutlich ins Gesicht geschrieben. Doch Jochens Reaktion zeigt, dass ich alles andere als eine gute Schauspielerin bin.
    »Du bist unfähig«, sagt er. »Bis zum heutigen Tag hast du nichts herausgefunden. Rein gar nichts.«
    »Das ist nicht wahr. Wilsberg und ich ...«
    »Wilsberg«, stöhnt er auf, »dass ich nicht lache. Dieser Depp. Dem hab ich erzählt, der Täter habe eine Blondhaarperücke getragen. Jede Wette, dass der immer noch in Münster rumrennt und nach einem Kerl mit Perücke sucht.«
    »Wieso erzählst du ihm denn so einen Mist?«, frage ich.
    »Weil ich dachte, du seiest die bessere Privatschnüfflerin. Weil ich dachte, du würdest mir helfen. Du würdest mich da raushauen.«
    »Jetzt hör aber auf! Was glaubst du denn, weshalb ich am Tatort deinen Ring ...«
    »Und weißt du, was ich am beschissensten finde?«, schreit er auf einmal. »Dass du gegen mich bist.«
    »Das bin ich nicht.«
    »Du machst doch mit denen gemeinsame Sache.«
    »Wie kommst du denn auf den Quatsch?«, brülle ich nun auch.
    »Bezahlen sie dich? Was kriegst du? Für wie viel hast du mich verkauft?«
    »Du bist ja völlig durchgeknallt!«
    »HAU AB!«
    »Jochen, sei bitte nicht kindisch.«
    »MACH, DASS DU RAUSKOMMST!«
    Der Typ ist nicht mehr zurechnungsfähig. Wie Godzilla kommt er auf mich zu. »VERLASS SOFORT MEIN HAUS! AUF DER STELLE!«
    Mir bleibt nichts anderes übrig, als seiner Aufforderung nachzukommen. Ich stolpere rückwärts zur Tür hinaus und rückwärts die Treppe hinunter. Als ich unten stehe, fällt oben die Haustür krachend ins Schloss.
    Erst jetzt fällt mir ein, dass meine Handtasche mit meinem Geld, meinem Schlüssel und meinem Handy oben in der Eingangshalle steht.

28
     
    Wilsberg bekommt Besuch von einem Mann in Cowboystiefeln
     
     
    Am selben Tag, nur wenige Stunden nachdem ich auf dem Domplatz die Fotos gefunden hatte, stand ein Besucher vor meiner Tür. Der Mann war um die dreißig und trug Cowboystiefel. Mit seinen rötlich-blonden, etwas zu langen und unter Zuhilfenahme von Gel zurückgekämmten Haaren sowie der futuristisch anmutenden Designerbrille sah er aus wie die personifizierte Kreativabteilung einer Werbeagentur oder die letzte Hoffnung eines Dotcoms.
    »Sind Sie Georg Wilsberg, der Privatdetektiv?«
    »Ja.«
    »Mein Name ist Cornfeld, Martin Cornfeld.«
    »Kommen Sie in mein Büro!« Ich machte eine einladende Armbewegung. Meine persönliche Arbeitsplanung hatte zwar ein paar freie Tage vorgesehen, aber schließlich musste ich die Klienten nehmen, wie sie kamen.
    »Möchten Sie einen Kaffee oder etwas anderes?«
    »Nein, danke.«
    Ich ließ mich auf den Sessel hinter meinem Schreibtisch fallen und schaute zu, wie der Mann in dem übersichtlichen Raum herumschlenderte. Nach einem Brandanschlag vor zwei Jahren hatte ich das Büro komplett renoviert und mir einige neue Möbelstücke gegönnt. Trotzdem machten die Regale und die Hängeregistraturschränke nicht allzu viel her. Am nettesten war noch der Ausblick auf die Hintergärten meiner Nachbarn. Wenn es nicht gerade regnete, so wie im Moment.
    Cornfeld studierte die juristische und

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