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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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setzen.
    Ich nahm Marie die Fotos aus der Hand. Götz und die Verkäuferin. Meine Hände zitterten, als ich ein Bild nach dem anderen betrachtete. Zuerst schien sie sich nicht gewehrt zu haben. Und dann gab es diesen Moment, als sie merkte, dass etwas nicht stimmte, dass es kein Spiel war, dass es um ihr Leben ging. Ihre vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen. Den Rest wollte ich nicht mehr sehen. Ich gab Cornfeld die Fotos.
    »Warum hat er sie umgebracht?«, wandte ich mich an Wegener. Meine Stimme klang heiser.
    Er vermied den Blickkontakt.
    »Verdammt nochmal, Wegener, ich will wissen, warum er das getan hat. Sonst schlag ich Ihnen auch noch die andere Gesichtshälfte zu Brei.«
    »Es ging nicht um die Frau, es ging um Averbeck«, sagte Marie. »Averbeck hatte dafür gesorgt, dass Götz ins Gefängnis gekommen ist.«
    »Diese Rauschgiftgeschichte«, vermutete ich.
    »Ja. Averbeck hatte jemanden beauftragt, Götz ein paar Kilo Kokain unterzuschieben. Dann hat er den Behörden anonym einen Tipp gegeben. Götz wurde bei der Einreise nach Deutschland erwischt und verurteilt. Vor ein paar Monaten ist er aus dem Gefängnis entlassen worden.«
    »Und wieso hat Averbeck das getan? Was hatte er gegen Götz?«
    »Die beiden waren Konkurrenten.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte ich.
    »In der Firma.«
    »Aber Averbeck hatte als Schwiegersohn des alten Meyerink doch sicher die besseren Karten.«
    »Averbeck ist sein Schwiegersohn, Götz sein leiblicher Sohn.«
    Ich fühlte mich wie ein Taucher, der nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. »Götz ist der Bruder von Renate?«
    »Ihr Halbbruder.«
    Ich begriff gar nichts mehr.
    »Und warum startet er seinen Rachefeldzug erst jetzt?«, fragte Cornfeld.
    Nun schwieg auch Marie.
    Und endlich hatte ich einen Lichtblick. »Weil Sie es ihm erst vor Kurzem erzählt haben«, schleuderte ich Wegener ins Gesicht. »Woher wussten Sie es? Hatte Averbeck Sie eingeweiht? Oder waren Sie es am Ende selbst, der Götz das Kokain ins Gepäck geschmuggelt hat?«
    An Maries Reaktion merkte ich, dass ich richtig getippt hatte.
    »Was hat Ihnen Averbeck dafür versprochen?«, fragte ich weiter. »Geld? Den Aufstieg in der Firma? Aber er hat sein Versprechen nicht gehalten. Deshalb haben Sie es ihm heimgezahlt und Götz als Henker benutzt.«
    »Averbeck hat Volker belogen und betrogen«, sagte Marie.
    »Alt en Und!«, nuschelte Wegener.
    »Ist doch wahr«, beharrte seine Schwester. »Er hat dich immer nur benutzt. Volker sollte Chef der Niederlassung in Argentinien werden. Aber daraus ist nichts geworden, angeblich weil der alte Meyerink dagegen war. Und als die Sache mit den Geldschiebereien herauskam, hat Averbeck versucht, Volker zum Sündenbock zu machen. Gegenüber dem großen Boss hat er die verfolgte Unschuld gespielt, hintenrum war er längst dabei, Volker auszubooten und sich das ganze Geld unter den Nagel zu reißen.«
    Sie störte sich offensichtlich nicht an der Feinheit, dass das schöne Vermögen unrechtmäßig erworben war und sie sich darüber aufregte, dass ein Betrüger seinen Komplizen übers Ohr gehauen hatte.
    Ich zog mein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer der Polizei.
    »Was machen Sie da?«, fauchte Marie. »Sie haben versprochen zu gehen, wenn ich Ihnen helfe.«
    »Ich habe gar nichts versprochen«, sagte ich.
    Ich ließ mich nicht mit Stürzenbecher verbinden, sondern erzählte der Frau in der Zentrale, wo Wegener zu finden sei.
    »Wir müssen Pia suchen«, flüsterte Cornfeld. »Wenn wir warten, bis die Polizei da ist, wird man uns festhalten.«
    »Wir warten nicht«, sagte ich. »Im Handschuhfach meines Wagens liegen ein Paar Handschellen. Können Sie die holen?«
    Es handelte sich um die Handschellen, mit denen mich Clara im Club Marquis gefesselt hatte. Ich hatte vergessen, sie ihr zurückzugeben. Als hätte ich geahnt, dass man mit ihnen auch etwas Nützliches anstellen konnte.
     
    Begleitet von wüsten Beschimpfungen seiner Schwester, kettete ich Wegener an ein Heizungsrohr. Dann machten Cornfeld und ich, dass wir wegkamen.
    Als wir das Auto erreichten, warf ich die Schrotflinte auf die Rückbank und Cornfeld den Autoschlüssel zu. »Sie fahren. Ich muss telefonieren.«
    Auf der Straße nach Tilbeck hörten wir die erste Polizeisirene.

33
     
    Pia Petry hat ein Problem
     
     
    Götz starrt auf den Knoten in seiner Hand. »Du hast also Tanjas Leiche gesehen.«
    Mein Mund wird trocken, mein Hals so eng, dass ich kaum noch Luft bekomme. Mein Gott, denke ich,

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