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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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mich unmöglich verfehlen.
    Marie schrie auf. Dann kehrte wieder Stille ein.
    »Marie!«, brüllte Wegener. »Was ist?«
    Er schwenkte das Gewehr zur Tür. Vielleicht meine letzte Gelegenheit, glimpflich aus der Sache herauszukommen. Ich sprang nach vorn, packte die Läufe und drehte sie nach oben. Ein Schuss explodierte neben meinem Ohr, Putz rieselte von der Decke. Vom Knall halb betäubt, trat ich Wegener mit aller Kraft vors Schienbein. Er jaulte auf und lockerte den Griff. Ich entriss ihm das Gewehr und schlug den Schaft gegen seine Wange. Röchelnd taumelte er zurück. Sein Gesicht sah nicht gut aus. Das linke Jochbein ragte ungesund nach oben und der Kiefer hatte wohl auch etwas abbekommen. Wegener presste beide Hände an den Kopf und gurgelte etwas, das wie »Wein« klang, aber vermutlich »Schwein« heißen sollte.
    Und dann erschienen Cornfeld und Marie. Er hatte ihren rechten Arm auf den Rücken gedreht und hielt ihr den Mund zu. Vor einer Minute wäre das vielleicht noch eindrucksvoll gewesen, jetzt wirkte es eher unpassend.
    »Wieso hat das so lange gedauert?«, meckerte ich.
    »Ich musste erst ein Werkzeug finden, um die Tür aufzubrechen«, verteidigte er sich. »Diese Bauernhäuser sind solide gebaut.«
    Marie riss sich los und rannte zu ihrem Bruder, der an der Wand lehnte und in Zeitlupe abwärts rutschte, bis er auf seinem Hintern saß.
    »Was haben Sie mit ihm gemacht?«, schrie sie mich an.
    »Ich habe ihn jedenfalls nicht erschossen«, sagte ich. »Und ich glaube, das war das, was er mit mir vorhatte.«
    Ganz ungeschoren war ich allerdings nicht davongekommen. Das Klingeln in meinem Ohr wollte nicht aufhören. Ich konnte nur hoffen, dass ich mir keinen Tinnitus eingefangen hatte.
    Während sich Marie um ihren Bruder kümmerte, kontrollierte ich das Gewehr. Im zweiten Lauf steckte noch eine Patrone. Beruhigend zu wissen.
    »Ich passe auf«, sagte ich zu Cornfeld. »Schauen Sie sich unten mal um!«
    Cornfeld stieg die Treppe hinunter und fand den Lichtschalter. Nach einer Minute kam er wieder herauf. »Da ist niemand.«
    »Das hätte ich Ihnen auch sagen können«, giftete Marie.
    Ich ging auf das Geschwisterpaar zu. »Wo ist Pia Petry?«
    Wegener reagierte nicht.
    Ich holte mit dem Gewehr zu einem Schlag aus.
    »Nein!«, schrie Marie.
    Wegener schüttelte den Kopf. »Wei nich.«
    »Die Frau, die Ihnen in die Quere gekommen ist, als Sie Averbeck umgebracht haben.«
    »Avebe ot?« Das Erstaunen in seinen Augen wirkte echt.
    Ich war verwirrt. Sollte meine ganze Theorie nur eine Luftnummer gewesen sein?
    »Sie sind an der falschen Adresse«, sagte Marie mit gepresster Stimme. »Lassen Sie uns endlich in Ruhe!«
    Ich guckte Cornfeld an, der meine Verunsicherung bemerkte.
    »Sie wissen doch was«, übernahm er die Initiative. »Wir werden nicht gehen, bevor wir erfahren haben, wo Pia ist.«
    »Was ist mit der Verkäuferin aus dem SM-Laden?«, fragte ich Wegener. »Die in Ihrer Wohnung brutal zu Tode gefoltert worden ist. Wer hat das getan? Und erzählen Sie mir nicht, dass es Averbeck war.«
    Wegener schaute zur Seite.
    »Sie haben Aufnahmen von dem Mord. Also los! Packen Sie endlich aus!«
    Marie stand auf. »Wenn ich Ihnen sage, wer es war – verschwinden Sie dann?«
    »Was Sie sagen, interessiert mich nicht. Ich will die Bilder sehen.«
    »Also gut.« Sie bewegte sich auf das Kellerloch zu.
    »Maiii!«, protestierte Wegener.
    »Das muss sein, Volker.«
    »Gehen Sie mit!«, sagte ich zu Cornfeld. »Und seien Sie vorsichtig! Könnte sein, dass da noch eine Waffe versteckt ist.«
    Wegener betastete sein Gesicht. »Se aben mi Nochen bochen.«
    »Das verheilt in ein paar Wochen. Aber zwei Menschen sind tot. Das lässt sich nicht rückgängig machen. Und das Leben einer Frau ist in Gefahr. Wenn Sie ein bisschen Menschlichkeit im Leib haben, spucken Sie aus, was Sie wissen.«
    Er spuckte, allerdings nur Blut und ein Stück Zahn.
    Danach schwieg er, bis Marie mit einem Stapel Fotos zurückkehrte. »Der Mann heißt Raoul Meyer.«
    Raoul Meyer? Wer war das? Ich erinnerte mich dunkel, den Namen schon mal gehört zu haben. Im Zusammenhang mit der Gästeliste des Club Marquis. Er gehörte zu den Vorbestraften. Ich hatte ihn nicht weiter beachtet, weil es um ein Rauschgiftdelikt gegangen war.
    »Er arbeitet in diesem SM-Club.«
    Arbeitet? »Meinen Sie Dracu?«
    »Nein. Ich glaube, er nennt sich Götz.«
    Mir fiel ein, dass ich Clara Heusken gebeten hatte, auch die Namen der Angestellten auf die Liste zu

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