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Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman

Titel: Blutmond - Wilsberg trifft Pia Petry - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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nicht gestört werden. Ich versuche, etwas von dem Gespräch mitzubekommen, kann aber nur Gemurmel hören. Zwei Wörter verstehe ich dann aber doch, klar und deutlich: »Bis nachher.«
    Blitzschnell haste ich zur gegenüberliegenden Wandseite und tue, als wäre ich in die Betrachtung eines der Filmplakate vertieft. »Kannst du mir erklären, was die gute alte Emma Peel mit SM zu tun hat?«, frage ich, als Götz aus dem Schlafzimmer kommt.
    Er bleibt wenige Meter von mir entfernt stehen und mustert mich. Lange, sehr lange. Erst dann bequemt er sich zu einer Antwort.
    »Nun«, sagt er, »als 1961 in England die Serie The Avengers, in Deutschland hieß sie später Mit Schirm, Charme und Melone, startete, sollte Mrs. Emma Peel ursprünglich ein Lederkostüm mit Schnürstiefeln, Korsage und Gesichtsmaske tragen. Dieses Outfit war den Filmproduzenten aber dann doch zu heavy und wurde deshalb nochmal geändert.«
    Während er spricht, lässt er mich nicht aus den Augen. Er schlendert langsam zum Esstisch, legt dort sein Handy ab und deutet auf das Plakat. »Der Lederanzug ist auch nicht schlecht, aber lang nicht so sexy. Was allerdings nichts daran ändert, dass Diana Rigg als Emma Peel Kultstatus erreicht hat. Und weißt du auch wo?« Er kommt auf mich zu und bleibt ganz dicht vor mir stehen.
    Ich schüttele den Kopf.
    »In der britischen Fetisch- und SM-Subkultur. Der Name Mrs. Emma Peel leitet sich angeblich von Miss SM-Appeal ab.«
    »Ach«, sage ich und betrachte das Plakat jetzt mit ganz anderen Augen. Stimmt schon, so ein bisschen was SM-Artiges hat sie, die gute Diana Rigg, wie sie da hocherhobenen Hauptes, ganz in Leder gekleidet neben Patrick Macnee steht.
    »Meinst du, er hat ihr die Stiefel geleckt?«, frage ich.
    Götz kommt mit seinem Mund ganz nah an mein Ohr. »Hast du gelauscht?«
    »Was?«
    »Ob du gelauscht hast?«, fragt er.
    »Ich? Ähh, nein. So etwas würde ich nie ...«
    »Dann weißt du's also nicht.«
    »Was weiß ich nicht?«
    »Dass Jochen tot ist.«
    »Was? Machst du jetzt Witze?«, frage ich entsetzt.
    »So makaber ist mein Humor nun auch wieder nicht«, antwortet er, fasst mich am Arm und dirigiert mich zur Couch.
    »Tot?«, frage ich und lasse mich auf die Polster sinken. »Wieso denn tot?«
    »Er hat sich aufgehängt.«
    »Aufgehängt«, wiederhole ich. »Aber warum denn?«
    »Die Polizei hat einen Abschiedsbrief gefunden. Darin bezichtigt er sich des Mordes an Tanja und gibt zu, Renate verletzt zu haben.«
    Warum hat er mich dann engagiert? Das macht doch alles keinen Sinn, schießt es mir durch den Kopf.
    »Was ist?«, fragt er. »Woran denkst du?«
    »Wer hat dich angerufen?«
    »Männe.«
    Er steht auf und bringt mir mein Glas Rotwein.
    »Hier«, sagt er. »Das ist gut für die Nerven.«
    »Mein Gott, das muss entsetzlich für Renate sein«, sage ich und leere das Glas auf einen Zug.
    Götz holt die Flasche und gießt mir nach. »Ja«, sagt er. »Das muss es wohl.«
    Wir sitzen nebeneinander. Ich nippe an meinem Wein, Götz starrt aus dem Fenster. In meinem Kopf rasen die Gedanken wie aufgescheuchte Ameisen kreuz und quer durcheinander.
    »Und das war ganz sicher Selbstmord?«, frage ich.
    Er nickt und knotet sein Lederarmband auf.
    »Wann ist es passiert?«
    »Männe wusste es nicht so genau. Irgendwann heute Nachmittag.«
    Geistesabwesend dröselt er den Lederzopf auseinander und lässt die drei Bänder durch seine Finger gleiten.
    »Und was, wenn es Mord war?«
    »Warum sollte es denn Mord sein?«, fragt er und verknüpft zwei der Bänder zu einem Weberknoten. Den kenne ich noch von den Pfadfindern.
    »Und wenn Dracu ...«
    »Vergiss es!« Götz winkt ab. »Der bringt niemanden um.«
    »Vielleicht«, sage ich. »Vielleicht war es Renates Liebhaber?«
    »Renate hat ein Verhältnis?«, fragt Götz.
    »Ja! Sie hat einen Lover. Und mit dem ist irgendetwas faul. Vielleicht hat der ...«
    »Pia, du fantasierst.« Er löst den Weberknoten, wickelt sich eines der Bänder um den Finger und verknotet es mit zwei halben Schlägen.
    »Nein, nein, nein«, widerspreche ich und merke, dass meine Aussprache wegen des Alkohols etwas unsauber geworden ist. »In ihrem Sklavenvertrag steht, dass derjenige, der mit jemand anderem eine SM-Beziehung anfängt, sein Heil verwirkt hat.«
    »Was auch immer das heißen mag«, antwortet Götz spöttisch.
    »Götz, ich habe Tanja gesehen. Ich habe gesehen, was der Mörder ihr angetan hat, das war nicht Jochen, das glaube ich einfach nicht. Ich war mal mit ihm

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