Blutmord (Ein Paula Franz und Max Dörner Krimi)
Zeitung und warf sie auf den Boden. Sein Unterkiefer versteifte sich. Er biss die Zähne zusammen und konnte sich einfach nicht mehr bewegen. Er war starr. Er vergaß sogar fast das Atmen. Als er die Zähne wieder löste, schmerzte sein Unterkiefer. Er biss in seinen Finger, so lange, bis Blut herausquoll und er endlich etwas wahrnahm. Und wenn es auch nur der Schmerz war. Dann schaute er auf seine blutende Hand hinunter. Augenblicklich waren die Bilder wieder da. Alles war voll Blut gewesen. Er konnte sogar ihr Blut schmecken und riechen. Alles war erfüllt von dem metallischen Geruch. Was hatte er nur getan? Warum hatte er sich nur auf Kate eingelassen? Was hatte ihn dazu getrieben? Er schloss die Augen, presste seine Hände gegen seine Schläfen und versuchte, die Bilder aus seinem Kopf zu pressen. Er schrie auf wie ein verwundetes Tier. Plötzlich spürte er, wie ihm heiße Tränen das Gesicht hinunter liefen. Er schmeckte den salzigen Geschmack auf seinen Lippen. Er schluckte. Wieder und wieder hatte er sie vor Augen. Rund zwei Zentimeter groß war das Kind in Kates Bauch gewesen, hatte das Schmierblatt geschrieben. Sein Kind. Zwei Zentimeter. Er stöhnte auf.
Seine Gedanken glitten davon, er versuchte zu flüchten. Raus aus dieser unbarmherzigen Realität. Wenn er doch nur alles ungeschehen machen könnte. Wenn es diese Party doch nie gegeben hätte. Wenn er nicht so viel getrunken hätte. Wenn er doch bloß die Finger von Kate hätte lassen können. Wenn, wenn, wenn. Alles zu spät. Nun musste er die Konsequenzen tragen. Er hatte handeln müssen. Ihm blieb keine andere Wahl, wenn er sie nicht verlieren wollte. Seine Göttin, sein Leben. Er konnte ohne sie einfach nicht leben. Das wusste er. Am Tag danach hatte sie ihn nur angeschaut, ein Blick genügte, und sie wusste Bescheid. Er konnte nichts vor ihr verbergen. Sie sagte kein Wort, sie wartete ab. Unerbittlich. Sie konnte warten. Sie wusste, dass er zu schwach war, irgendetwas zu erfinden oder abzustreiten. Sie wusste, dass er zusammenbrechen und ihr alles gestehen würde. Sie starrte ihn die ganze Zeit an, sie blinzelte kaum, wartete und starrte. Dann kam sie näher, ganz nah. Er spürte ihren Atem in seinem Gesicht. Er begann zu zittern. Was hatte er nur getan? Er durfte sie nicht verlieren, unter keinen Umständen. Er wusste, dass er ohne sie niemals weiterleben konnte. Er würde alles tun, um den Abend auf der Party ungeschehen zu machen. Und alles wegen dieser Schlampe. Sie hatte ihn provoziert, herausgefordert. Oh ja, Kate wusste von ihr. Sie hatte es doch absichtlich darauf angelegt, ihn zu bekommen. Schauen wir mal wie weit er geht. Und er war einen Schritt zu weit gegangen. Er hatte jede Strafe dieser Welt verdient, und er würde jede Strafe akzeptieren, wenn er sie nur nicht verlieren würde. Er hatte das Gefühl, dass sein Blick ihr alles verriet, er brauchte gar nichts zu sagen. Sie wusste bereits Bescheid. Nach scheinbar endlosen Minuten fragte sie ihn nur „Wer?“ Mit einer eiskalten Stimme. So hatte er sie noch nie erlebt. Er war sich nicht mehr sicher, ob er sich das nicht vielleicht alles eingebildet hatte. So leise hatte sie gesprochen. Er konnte ihren Blick nicht erwidern. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen. Also blieb er stumm und starrte auf den Boden.
Er hatte das Gefühl, als ob sie schnüffelte, an ihm? Er schwitzte. Er bemerkte, wie ihm der kalte Schweiß den Rücken herunter lief. Sein T-Shirt war schon ganz durchnässt. Seine Hände waren feucht. Er hatte Angst. Furchtbare Angst, sie zu verlieren.
„Du riechst nach Sex.“ Mehr sagte sie nicht. Etwas lauter nun, aber immer noch mit einer Stimme, die er so an ihr bisher noch nicht gehört hatte.
Er dachte nach. Stundenlang hatte er gestern Abend geduscht. Er hatte versucht, sich von der Schuld reinzuwaschen. Es konnte nicht sein. Sie konnte nichts an ihm riechen. Es war unmöglich. Doch er wusste, dass sie bereits alles wusste. Verunsichert hob er den Blick und sah das erste Mal in ihre Augen. Angst ergriff ihn. Das waren nicht die Augen der Frau, die er liebte, die ihn seit einem halben Jahr so unendlich glücklich machte. Nach der er süchtig war und von der er nie genug bekommen konnte. Ohne die er glaubte, nicht mehr eine Sekunde leben zu können und mit der er, trotz aller Widerstände, sein Leben teilen wollte.
„Ich frage dich jetzt noch einmal: Wer ist die Schlampe?“
Er blieb stumm. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Er hatte das Gefühl, nicht mehr atmen zu
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