Blutmord (Ein Paula Franz und Max Dörner Krimi)
sie wieder. „Jetzt mal ganz ehrlich. Da ist etwas zwischen dir und mir. Leugnen ist zwecklos, Frau Kriminaloberkommissarin. Warum sträubst du dich so dagegen? Du hast im Moment keine Freundin, wenn ich das richtig verstanden habe. Wir tun nichts Verbotenes. Lass es einfach geschehen und wir schauen, wohin das führt. Vielleicht gefällt es uns beiden. So weit wie heute Abend waren wir noch nie, und wenn du ehrlich bist, hast du es dir auch schon seit einiger Zeit gewünscht, oder?“ Prüfend blickte Johanna Paula in die Augen. „Oder?“, fragte sie erneut.
Paula ging zunächst nicht auf Johannas Offensive ein. Doch sie bemerkte, dass sich die Hand auf ihrem Bein sehr angenehm anfühlte. Ihr Bein glühte förmlich rund um die Stelle, an der Johannas Hand lag. Sie konnte nicht behaupten, dass sie wollte, dass Johanna ihre Hand fortzog. Im Gegenteil. Sie bemerkte, dass sie viel mehr von Johanna wollte, als hier zu sitzen und gemeinsam Bier zu trinken. Sie wollte sie fühlen, neben sich, ganz nah, in sich, sie wollte sie schmecken und riechen. Ihr Unterleib zog sich bei dem Gedanken zusammen. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so ein Verlangen nach einer Frau hatte. Und eigentlich sprach nichts mehr dagegen, ihrem Wunsch nachzugeben.
Heiser gab Paula zurück „Irgendetwas ist da wohl zwischen uns.“
Zwei Stunden später verließen Paula und Johanna das Café. Gemeinsam gingen sie einige Schritte die Straße entlang, als Johanna plötzlich ihren Arm von hinten um Paulas Taille legte. Augenblicklich versteifte sich Paula und machte ihren Rücken gerade. Lachend flüsterte Johanna ihr ins Ohr „Ich dachte, dass wir dieses Stadium bereits hinter uns gelassen hätten“. Johannas weichen Lippen an Paulas Ohr versursachten ihr einige Schauer die den Rücken hinunter liefen. Ihr ganzer Körper kribbelte. Paula war ganz klar, worauf das hier hinaus lief. Und die vier Bier die sie gerade getrunken hatte, erleichterten ihr die Entscheidung.
Abrupt blieb Johanna an einer Kreuzung stehen und deutete mit ihrem Kopf eine Straße entlang. „Ich wohne dahinten.“ Sie ließ die unausgesprochene Frage offen. Auffordernd schaute sie Paula an und wartete auf ihre Entscheidung. Paula wusste genau, welche Frage sich hinter Johannas Worten verbarg. Sie zögerte einige Sekunden. War sie dabei einen großen Fehler zu begehen? Oder sollte sie sich erlauben, einmal nur an sich zu denken. Genau das zu tun, was sie sich jetzt in diesem Moment wünschte. Sich einfach ihren Gefühlen hingeben, ohne über mögliche Konsequenzen nachzudenken. Sie löste sich aus Johannas Arm und stellte sich ihr gegenüber, suchte ihren Blick.
„Und dann?“, fragte sie nur. Mehr nicht, doch Johanna verstand sofort.
„Was immer passiert, passiert.“
Paula zögerte immer noch.
Johanna streckte ihren Arm aus und zog Paula an sich, ganz langsam. Wie in Zeitlupe konnte Paula sehen, wie diese tollen Augen ihr immer näher kamen, wie der Mund mit den weichen, vollen Lippen sich ihr näherte. Und plötzlich spürte sie diese Lippen auf ihren Lippen und irgendetwas in ihr explodierte. Wie lange hatte sie dieses Gefühl nicht mehr erlebt. Alles in ihr vibrierte, bewegte sich, strömte an die Oberfläche und mit einem Mal war alles ganz selbstverständlich. Sie erwiderte Johannas Kuss. Drückte sich an sie, konnte Johannas Körper an ihrem spüren. Sie fühlte, dass sie mehr wollte. Der Kuss, der zunächst ganz sanft gewesen war, wurde fordernder, schneller. Sie spürte Johannas Zunge in ihrem Mund, langsam erkundete sie Paulas Mund, schneller verlangender. Johanna löste sich von Paula und grinste sie an und strich ihr dabei die Haare aus dem Gesicht. „Hallo, schöne Frau“, hauchte sie Paula nun ins Ohr. „Ich bin sehr froh, dass ich Sie heute Abend kennenlernen durfte. Darf ich Sie noch auf ein Glas Wein und vielleicht ein bisschen mehr zu mir einladen?“
Kapitel 28
Max sah auf seine Uhr und überlegte, warum er so verdammt früh im Büro war, außer ihm aber absolut niemand aus der ganzen Abteilung. Okay, Paula war gestern Abend länger geblieben, aber nun war sie schon eine Stunde zu spät, ohne anzurufen. Das sah ihr gar nicht ähnlich. Und Johanna ließ sich auch nicht blicken, was auch eher untypisch war. Wahrscheinlich geht es Paula wegen Anne schlecht, dachte er milder gestimmt. Währenddessen breitete Max die Tageszeitung vor sich aus und las mit einer Tasse Kaffee die Schlagzeilen. „Verdammt“, entfuhr es ihm. Die Presse
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