Blutmord (Ein Paula Franz und Max Dörner Krimi)
toll.“
„Hm“, war die einzige Antwort, die Paula darauf erhielt.
„Na, komm, hilf der Polizistin. Es geht um deine Schwester. Der Mensch, der ihr das angetan hat, soll doch wenigstens dafür zur Verantwortung gezogen werden.“ Herr Dreyer gab seinem Sohn einen leichten Klaps auf den Rücken und schob ihn von der Couch hoch. In diesem Moment war ein Stöhnen von Frau Dreyer zu hören. „Sie werden ihn nie finden. Niemals, oder haben sie schon eine Spur? Irgendetwas? Sagen Sie mir die Wahrheit“, rief sie nun undeutlich mit lauter Stimme. Sofort stand ihr Mann auf und legte ihr den Arm um die Schulter. „Beruhige dich. Die Polizei sucht intensiv nach dem Mörder. Sie tun alles in ihrer Macht stehende. Es dauert ein bisschen, bis sich der Erfolg einstellt. Sie werden diesen Unmenschen finden“, dabei sah er Max an. Paula stand unschlüssig im Türrahmen. „Wir gehen verschiedenen Spuren nach, Frau Dreyer. Wir sind natürlich auch auf Ihre Mithilfe angewiesen. Wir werden den Mörder bestimmt finden.“ Dann nickte sie Ben noch einmal zu und ging langsam die Treppe hinauf. Sie hörte, wie der Junge ihr langsam folgte. Er schlurfte missmutig die Treppe hinauf und ließ sich so viel Zeit wie möglich. Von unten konnte Paula noch einige laute Schreie von Frau Dreyer hören sowie ein beschwichtigendes Gemurmel ihres Mannes. Ben schien das alles überhaupt nicht wahrzunehmen. Vermutlich war der Zustand seiner Mutter für ihn der normale Alltag.
Ben hatte sich auf Kates Bett gesetzt und beobachtete die Polizistin. Er sagte kein Wort. Paula tat beschäftigt und öffnete Schränke, blätterte durch Bücher, notierte sich hin und wieder einige Worte und ließ Ben erst einmal einige Minuten zur Ruhe kommen.
„Also, Ben, ich kann verstehen, dass deine Eltern nicht alles wissen müssen. Jetzt sind wir allein und ich verspreche dir, dass, egal was du sagst, deine Eltern nichts davon erfahren werden. Okay? Falls du doch etwas über Kates Freund weißt, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um mir davon zu erzählen.“ Paula hatte sich auf einen Drehstuhl an Kates Schreibtisch gesetzt und während des Gesprächs geschäftig nacheinander die einzelnen Schubladen geöffnet. Nun drehte sie sich zu Ben um. „Und?“, dabei sah sie Ben direkt an.
Ben schüttelte den Kopf. „Ich weiß wirklich nichts von einem Freund. Aber ich wusste, dass sie schwanger war. Ich durfte mit niemandem darüber sprechen.“
Paula beugte sich nun ein wenig vor und sah den Jungen aufmerksam an. „Gut, Ben. Auch wenn du deiner Schwester versprochen hast, über gewisse Dinge mit absolut niemandem zu sprechen, es ist trotzdem in Ordnung mit mir darüber zu sprechen. Du schadest deiner Schwester damit nicht und du brichst auch nicht dein Versprechen. Ganz sicher. Deine Schwester ist tot, und wir müssen wirklich alles wissen, was wichtig ist, damit wir herausfinden, wer ihr das angetan hat. Das verstehst du doch, oder?“
Ben atmete tief ein und wieder aus und nickte dann.
„Alles bleibt unter uns, ich bespreche alles, was du uns sagst nur mit meinem Kollegen bei der Polizei, mit sonst niemandem.“
„Sie hat einen Schwangerschaftstest gemacht. Dabei habe ich sie gesehen. Da hat sie es mir erzählt. Ich weiß es schon ganz lange.“ Ben knetete verlegen seine Hände. „Aber sie hatte keinen Freund, das weiß ich. Trotzdem wollte sie das Baby bekommen. Auch wenn das sehr schwierig geworden wäre, gegen jeden Widerstand. So hat sie mir das gesagt. Sie wollte das Kind bekommen. Sie hatte auch schon Kleidung gekauft, ich habe drüben einen Socken, den hat sie extra für das Baby gekauft.“ Ben lief aus dem Zimmer. Paula hörte ihn im Zimmer, das direkt an Kates Zimmer grenzte, umherlaufen und Schränke öffnen. Dann stand er wieder in Kates Zimmer und reichte Paula eine kleine weiß-blau geringelte Babysocke.
„Darf ich die behalten?“, fragte Paula.
Ben nickte.
„Vielleicht fällt dir ja noch mehr ein. Weißt du, wohin deine Schwester an dem Abend, an dem sie gestorben ist, hingehen wollte? Mit wem war sie verabredet?“
Ben dachte nach, schüttelte dann aber den Kopf. „Das hat sie mir nicht gesagt. Sie meinte nur, dass sie noch mal kurz weg sei und ich mir eine Pizza bestellen soll. Das habe ich dann auch gemacht.“
„Gut. Und hatte Kate viele Freundinnen, hatte sie oft andere Mädchen hier zu Besuch?“
„Nein, eigentlich nicht.“
„Wir haben eine große Menge Geld in Kates Zimmer gefunden. Hast du eine Erklärung, woher deine Schwester
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