Blutmord (Ein Paula Franz und Max Dörner Krimi)
über die Lippen, sie konnte im Moment mit Anne einfach nicht sprechen. Sie war nicht fähig, die Gedanken, die durch ihren Kopf strömten in klare Worte zu fassen und ihrer Freundin mitzuteilen. Stattdessen blieb sie stumm und starrte ins Leere.
Anne schüttelte den Kopf. „Ich hatte gehofft, dass du mir wenigstens eine Erklärung lieferst. So geht es einfach nicht weiter. Vielleicht brauchen wir etwas Abstand. Ich mache das nicht, um dich zu bestrafen, Paula. Abstand ist vielleicht im Moment das Einzige, das uns hilft. Denk mal darüber nach. Ist es das, was du möchtest? Glaubst du, dass du momentan besser ohne mich zurechtkommst?“ Mit diesen Worten war Anne ins Bad gegangen, hatte sich für die Nacht fertig gemacht und war ins Bett gegangen. Paula folgte ihr kurze Zeit später. An Schlaf war jedoch nicht zu denken. Sie machte die ganze Nacht kaum ein Auge zu und wälzte sich stattdessen nur nervös hin und her. In der kurzen Phase, in der sie Schlaf fand, wurde sie von Alpträumen heimgesucht, in denen Sie den SELBST-Mörder ein ums andere Mal erschoss. Dazu schlich sich Anne in ihre Träume, die ihr immer wieder sagte, du musst mit mir reden, rede doch endlich mit mir. Doch aus Paulas Mund kamen nur stumme Wortfetzen, die für niemanden verständlich waren.
Kapitel 4
Montagmorgen, 07.00 Uhr, Polizeipräsidium: Paula Franz stieß die Tür des Gebäudes mit einem Ruck auf. Sie war extra früh gekommen, um eine der ersten im Präsidium zu sein und somit nicht auf alle Kollegen zu treffen und jedem die Frage beantworten zu müssen, ob es ihr gut gehe.
Ihr erster Gang führte sie in den Keller zur Waffenausgabe. Leise klopfte sie an die Tür. Sie war sich nicht sicher, ob das Büro bereits besetzt war. „Herein“, rief eine Stimme aus dem Büro. Paula öffnete die Tür und fand einen gut gelaunten älteren Kollegen vor. „Frau Franz. Es tut wirklich gut, sie wieder hier zu sehen. Erster Arbeitstag, hm? Und Sie möchten Ihre Waffe wieder abholen, ja? Sie wartet schon ganz sehnsüchtig auf ihre Besitzerin“, grinste der Mann mit einem Augenzwinkern.
Nachdem Paula die Waffe erhalten und sämtliche Formalitäten erledigt hatte, machte sie sich auf den Weg zu ihrem Büro. Dort angekommen verharrte sie einen Moment vor der verschlossenen Tür. Seit drei Monaten war sie nicht mehr hier gewesen. Sie hatte, außer mit Max und ihrem Chef, Freyberg, in diesen drei Monaten zu niemandem aus dem Polizeipräsidium Kontakt gehabt. Mit einem Seufzer trat sie ein. Zuerst warf sie einen prüfenden Blick auf ihren Schreibtisch, alles schien unverändert zu sein. Einige Akten lagen auf einem Stapel unberührt darauf, ansonsten schien es, als sei sie nie fort gewesen. Langsam ging Paula zum Fenster und warf einen Blick auf den Innenhof des Präsidiums. Dann setzte sie sich an ihren Schreibtisch, schaltete die Schreibtischlampe an und fuhr ihren Computer hoch. Anschließend zog sie den Akten-Stapel zu sich und blätterte kurz durch die Unterlagen, legte diese jedoch sofort wieder weg. Sie würde es heute erst einmal langsam angehen lassen.
Dreißig Minuten später öffnete sich die Tür schwungvoll und Max stand in der Tür. Er strahlte Paula an. „Paula, da bist du ja endlich wieder. Ich freue mich so. Du hast mir wirklich gefehlt. Es tut so gut, dich wieder an deinem Platz sitzen zu sehen“, rief er aus, kam auf Paula zu und nahm sie in den Arm. „Wie geht es dir? Mach das nicht noch mal, ohne dich bin ich nur halb so gut“, lachte er Paula an.
„Ich freue mich auch, dich zu sehen“, lächelte Paula, „ich bin wirklich froh, dass ich wieder arbeiten kann. Ich bin schon ganz aus der Übung. Ich möchte gar keine Zeit verlieren. Erzähl mir von allem, was anliegt, auch unangenehme Details. Ich möchte nicht geschont werden“, ergänzte sie. „Meine Therapeutin sagt, ich bin wieder einsatzbereit, also los!“, setzte sie hinzu.
Max hob beschwichtigend beide Hände, startete seinen Computer, blieb aber stehen. „Immer mit der Ruhe. Ich besorge uns beiden jetzt erst einmal einen frischen Kaffee und dann liefere ich einen lückenlosen Bericht, in Ordnung?“, sagte Max mit einem Schmunzeln und war schon zur Tür hinaus entschwunden.
In diesem Augenblick klingelte Max Telefon, Paula übernahm das Gespräch. Augenblicklich war sie wieder ganz die Alte und Hundertprozent Polizistin. Sie hörte genau zu und erwiderte: „Wir sind in einer Viertelstunde da. Bis gleich.“ Paula schnappte sich ihre Jacke und fing Max direkt an der
Weitere Kostenlose Bücher