Blutmord (Ein Paula Franz und Max Dörner Krimi)
allerdings waren momentan fast alle verfügbaren Kräfte im Haus von Marie Krenz beschäftigt.
Max stieg aus und ging langsam auf das Haus zu, das komplett still da lag. Licht konnte er auch nicht ausmachen. Max schärfte sämtliche Sinne, machte sich für alles bereit und schellte. Nach dem zweiten Schellen konnte er plötzlich Schritte im Haus hören, ganz deutlich. Die Schritte wurden lauter und dann war er sicher, dass hinter der Tür jemand stand und ihn beobachtete.
„Hier ist die Polizei, könnten Sie bitte die Tür öffnen, ich habe ein paar Fragen an Jan Fink.“ Aus dem Haus war nichts zu hören. Absolute Stille. Max sah sich um, blickte die Straße auf und ab. Weit und breit war niemand zu sehen. Vor dem Haus parkte auch kein Auto.
„Ich fordere Sie jetzt zum letzten Mal auf, die Tür zu öffnen. Ansonsten muss ich mir durch offizielle Kanäle Zugang verschaffen. Wir können das leise und unauffällig regeln oder so, dass alle Nachbarn auch etwas davon haben. Sie haben die Wahl.“ Erneut verharrte Max und horchte.
Plötzlich hörte Max, dass ein Schlüssel im Schloss gedreht wurde, dann öffnete sich die Tür einen winzigen Spalt.
Paula stand unter der Dusche und genoss die Wärme auf ihrer Haut. Sie wusste gar nicht mehr, wie lange sie schon unter der Dusche stand. Sie fühlte sich wie ein anderer Mensch. Sämtliche Anspannung schien von ihr abzufallen. Sie versuchte die Gedanken an Anne und Johanna komplett auszublenden und auch ihre Arbeit war in weite Ferne gerückt. Sie stieg aus der Dusche, trocknete sich ab und zog sich schnell etwas an. Aus der Küche konnte sie den Duft von Kaffee riechen. Sie fühlte sich rundum wohl. Das Haus bot alles, was ein fünf Sterne Ferienhaus bieten konnte, sie hatten einen kleinen Pool, eine Sauna, einen Kamin und insgesamt vier Schlafzimmer. Marie hatte nicht zu viel versprochen. Hier konnten sie das Wochenende beide genießen. Paula beschloss, in den beiden Tagen den Kopf komplett frei zu bekommen und erst wieder zu Hause, mit einem ganz neuen Blickwinkel auf die Situation, eine Entscheidung zu treffen, wie sie ihr Leben zukünftig weiterleben wollte. Paula sah auf die Uhr, inzwischen war es sieben Uhr und draußen vollständig dunkel. Von ihrem Fenster aus sah sie nur Wald und sonst gar nichts. Sie warf einen Blick hinaus. Kein einziges Licht war in der Dunkelheit auszumachen. Sie öffnete das Fenster und bemerkte, dass auch kein einziges Geräusch zu hören war. Es herrschte absolute Stille. Irgendwie gespenstisch, dachte Paula.
„Paula, möchtest du einen Kaffee?“, hörte sie plötzlich Marie aus der Küche rufen. Schnell schloss sie das Fenster, ging die Treppe nach unten und leistete Marie Gesellschaft.
Zwei Augen starrten ihn an. Unsicher. Traurig. Obwohl der Junge, der ihm gegenüberstand größer als Max war und auch recht kräftig wirkte, erschien ihm der Junge klein, unscheinbar und in sich zusammengefallen. Er sagte kein Wort, seine Augen wirkten glasig. Er sah aus, als ob er geweint hatte. Außerdem konnte Max riechen, dass der Junge, von dem er annahm, dass es sich um Jan Fink handelte, getrunken hatte. Und dem Geruch nach zu urteilen, nicht gerade wenig.
„Jan Fink?“, begann Max das Gespräch.
Der Junge sagte kein Wort.
„Max Dörner. Kriminalpolizei. Ich habe einige Fragen an Sie. Kann ich dazu einen Moment hereinkommen?“
Nun konnte Max etwas anderes in dem Blick des Jungen lesen: Ungläubigkeit, vielleicht sogar Erleichterung? Oder bildete er sich das nur ein?
„Es ist wirklich wichtig, Herr Fink. Ich habe nur ein paar kurze Fragen, dann bin ich vermutlich schon wieder weg. Es geht um den Tod Ihrer Mitschülerin Kate Dreyer. Und indirekt auch um ihre ehemalige Freundin Lara Krenz.“ Max machte einen Schritt auf die Tür zu, um den Druck etwas zu erhöhen.
„Lara?“, rief der Junge nun erstaunt.
„Bitte regen Sie sich nicht auf, wir können das drinnen besprechen, wenn Sie nichts dagegen haben.“
Der Junge drehte sich um und ließ Max einfach stehen, allerdings ließ er die Tür offen, so dass Max eintreten konnte. Langsam folgte er dem Jungen ins Innere des Hauses. Er konnte sehen, wie Jan etwas schwankte. Ganz offensichtlich hatte er viel zu viel getrunken.
„Ich komme gerade aus dem Haus von Marie Krenz,“ begann Max, als der Junge ins Wohnzimmer eingetreten war und er ihm gefolgt war.
Blitzschnell drehte Jan Fink sich um.
„Marie? Was ist mit Marie?“, schrie er fast hysterisch und versuchte dabei Max zu fokussieren,
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