Blutmord (Ein Paula Franz und Max Dörner Krimi)
Durchsuchungsbeschluss?“, fragte er den ersten Kollegen, der vor Ort war. Dieser nickte und hielt das Dokument in die Höhe. „Kannst du mich mit einigen Worten in Kenntnis setzen? Ist noch jemand im Haus?“ Max schüttelte verneinend den Kopf. „Dann gehen wir jetzt ins Haus. Worauf sollen wir achten?“
Max drehte sich zu einem der anderen Männer um, die ihnen aus den anderen Autos folgten. „Sperrt doch bitte das Haus auch von außen ab, damit wir nicht gleich alle Nachbarn im Garten stehen haben“. Der Polizist nickte und ging zurück zum Auto.
Max erklärte seinen Kollegen die Situation. Er glaubte nicht daran, dass Marie Krenz Kate Dreyer ermordet hatte. Der Mörder war anhand des Fußabdrucks und des Gewichts als männlich identifiziert worden. Das ganze Täterprofil passte nicht zu einer erwachsenen Frau. Dennoch musste sie in irgendeiner Weise in den Mord involviert sein. Vielleicht wusste sie, wer das Mädchen ermordet hatte. Außerdem wurde von dem Internetanschluss dieses Hauses das Facebook-Profil von Kate Dreyer jeden Tag mehrfach aufgerufen, seit ungefähr drei Monaten. Da Lara Krenz seit einem Jahr tot war, muss Marie Krenz selbst ein großes Interesse an Kate Dreyer gehabt haben. Warum nur? Und warum hatte sie den Tod ihrer Tochter verheimlicht, sogar so getan, als ob ihre Tochter noch leben würde? Max war ratlos. Wichtig war nun, dass in dem Haus jede noch so kleine Information, die in Verbindung zu Kate Dreyer stehen könnte, gefunden wurde.
Max nahm sein Handy zur Hand und wählte erneut Johannas Nummer. „Ich möchte keinen Druck ausüben, aber es brennt etwas. Hast du die Adresse des Jungen herausgefunden?“
Kapitel 38
Sie war einfach über das Wochenende fort gefahren. Einfach so. Er konnte es nicht fassen. Er saß in seinem Zimmer und starrte gegen die Wand. Er war heute erst gar nicht in die Schule gegangen. Als sie ihm gestern Abend spät noch eine SMS geschrieben hatte, dass sie bis Sonntag verreisen würde, konnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen. Wie konnte sie ihn alleine lassen? Gerade jetzt? Und dann mit dieser Polizei Schlampe. Er hatte gestern Abend genau ihren Blick gesehen. Sie hatte ihn von oben bis unten gemustert. Jede Geste und Mimik von ihm studiert. Nach Anzeichen von Schuld gesucht. Und dann fährt sie einfach so mit ihr weg. Seitdem sie zusammen waren, waren sie nicht mehr als zwei Tage getrennt gewesen. Er konnte ohne sie nicht leben. Er tat alles für sie und was machte sie, sie verließ ihn einfach. Er begann zu zittern. Panisch griff er nach seinem Handy. Er wollte ihre Stimme hören. Wenigstens eine Nachricht von ihr lesen. Doch sie hatte gesagt „kein Kontakt bis Sonntag“. Er erinnerte sich daran, als er sie das erste Mal gesehen hatte, kurz nachdem er mit Lara zusammengekommen war. Er war bei Lara zu Hause gewesen. Lara hatte für sie beide etwas gekocht. Und dann war ihre Mutter nach Hause gekommen. Sie stand plötzlich vor ihnen. Ganz natürlich, lustig, lebendig, und sie wusste einfach, was sie wollte. Sie nahm alles in die Hand, plante, ergriff die Initiative. Sie war einfach fantastisch. Doch erst als Lara den Unfall hatte, waren sie sich wirklich näher gekommen. Er hatte Lara geliebt. Wenn auch anders als er Marie liebte. Mit Lara war alles ein Spiel, nichts war ernsthaft. Sie gingen feiern, sie hatten Spaß im Bett, sie machten gemeinsam blau und fuhren an den Baggersee, sie lebten einfach. Doch als Lara starb, war plötzlich eine Ernsthaftigkeit in sein Leben getreten. Lara fehlte ihm. Und dann gab es auf einmal Marie in seinem Leben. Sie hatten über Lara gesprochen. Marie hatte Lara über alles geliebt. Sie konnte den Tod von Lara kaum verkraften. Sie hatten zusammen gekocht. Lara war immer das gemeinsame Thema gewesen. Aber irgendwann rückte Lara in den Hintergrund, und er hatte Marie plötzlich mit anderen Augen gesehen. Sexy, wild, selbstsicher, erotisch, bestimmend, führend. Sie saßen am Tisch und sie prostete ihm zu. Sie hatte den Tisch hergerichtet. Alles sah richtig schick aus. Teuer, mondän. Der Wein war edel. Sie sahen sich in die Augen, einen Moment zu lange und da war es passiert. Ein Blick, eine Berührung und sie hatten sich geküsst. Das war so ganz anders als alle Küsse jemals zuvor. Zart und sanft und zugleich dominant. In dem Moment war ihm klar, dass sich so die wirkliche Liebe anfühlte. Alles davor war nichts dagegen gewesen. Nicht ernstzunehmender Kinderkram. Das hier war Liebe. Das hier sollte für die
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