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Blutmusik

Blutmusik

Titel: Blutmusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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eine vernünftige
Zusammenstellung von Lebensmitteln hielt. Ihre üblichen
Eßgewohnheiten waren nicht die besten. Trotzdem hatte sie eine
bessere Figur als die meisten der Diät- und
Gesundheitskost-Fanatikerinnen, die sie kannte – ein Umstand,
auf den sie nicht wenig stolz war.
    Dosenschinken, Rindfleisch in Dosen, Hühnchen,
Frischgemüse und Obst (die bald knapp sein würden, dachte
sie), Obstkonserven, einen Kasten Mineralwasser, den sie auf das
Untergestell des Wagens stellen konnte, Brot und ein paar etwas
weiche Frühstückssemmeln, vier Literpackungen Milch aus dem
noch gekühlten Fach für Milchprodukte. Eine Flasche Aspirin
und etwas Shampoo, obwohl sie sich fragte, wie lange noch Wasser aus
der Dusche kommen würde. Eine große Packung
Vitaminbonbons. Sie versuchte, in den Drogerieregalen etwas zu
finden, das abwehren könnte, was ihrer Familie geschehen war
– und dem Postboten und dem Krämer und vielleicht allen
anderen. Aufmerksam las sie die Aufschriften an Flaschen und
Schachteln, aber nichts schien geeignet.
    Dann schob sie den beladenen Wagen zur Registrierkasse, zwinkerte
die verschlossene Tür jenseits davon an und drehte um. Nichts zu
bezahlen. Sie hatte ohnehin kein Geld mitgebracht. Sie war auf halbem
Weg zum rückwärtigen Ausgang, als ihr noch ein Gedanke in
den Sinn kam, und sie ging zurück zur Registrierkasse.
    Wo Gerüchte gesagt hatten, daß sie sein würde,
nämlich auf einem Regal über dem Fach für
Plastiktüten, lag ein großer und schwerer schwarzer
Revolver mit einem langen Lauf. Sie fummelte damit herum, wobei sie
achtgab, daß sie nicht auf sich selbst zielte, bis sie
entdeckte, wie man die Trommel herausrollte. Die Waffe war mit sechs
großen Patronen geladen.
    Suzy hatte eine Abneigung gegen den Revolver. Ihr Vater
besaß Schußwaffen, und anläßlich der wenigen
Besuche, die sie bei ihm gemacht hatte, hatte er sie immer ermahnt,
die Finger davon zu lassen. Aber Schußwaffen waren zum Schutz,
nicht zum Spielen, und sie wollte nicht damit spielen, das war
gewiß. Wie auch immer, sie bezweifelte, daß es etwas gab,
was sie damit erschießen könnte.
    »Man kann nie wissen«, sagte sie sich, steckte den
Revolver in eine braune Papiertüte und legte sie in den Korb des
Einkaufswagens, den sie zum rückwärtigen Eingang
hinausrollte, über die leeren Kleider des Krämers hinweg
und auf die Straße.
    Sie verstaute die Lebensmittel im Hausgang und überlegte, ob
sie die Milchpackungen in den Kühlschrank stellen sollte.
»Wenn ich es nicht tue, werden sie nicht lange halten«,
sagte sie sich in einem sehr praktischen Ton. »O Gott«,
murmelte sie dann, und ein heftiges Schaudern überlief sie. Wenn
sie die Augen schloß, sah sie jede Küche in jeder Wohnung
in Brooklyn, gefüllt mit leeren Kleidern oder in Auflösung
befindlichen Körpern mit röhrenartigen Auswüchsen
hierhin und dorthin. Sie lehnte sich gegen das Treppengeländer
und ließ den Kopf auf die Arme sinken. »Suzy, Suzy«,
flüsterte sie. Dann holte sie tief Atem, richtete sich auf und
nahm die Milchpackungen an sich. »Also los!« sagte sie mit
erzwungener Munterkeit.
    Das braune Laken war verschwunden, und nur die Dellen in der Wand
kündeten von ihrem mutigen Kampf mit dem Besenstiel. Sie
öffnete den Kühlschrank und legte die Milchpackungen in das
untere Regal, dann schaute sie nach, was an Vorräten zum
Mittagessen vorhanden war.
    Die herumliegenden Kleider störten sie. Sie nahm den Besen
und stieß das Kleid ihrer Mutter an, um zu sehen, ob unter den
Falten etwas verborgen sei; – nichts. Mit Daumen und Zeigefinger
hob sie das Kleid hoch. Der Schlüpfer fiel heraus, und unter
seinem Rand schaute ein Tampon hervor, weiß und frisch. Beim
Kragen des Kleides glänzte etwas am Boden, und sie bückte
sich, um genauer hinzusehen. Kleine Klumpen von grauem und goldenem
Metall, unregelmäßig geformt.
    Die Antwort kam ihr allzu schnell in den Sinn, ausgedacht mit
einer panikartigen Geistesgegenwart, die sie nicht gewohnt war.
    Füllungen, Zahnfüllungen und Goldkronen.
    Sie hob die Kleider auf und steckte sie alle in den Kasten
für schmutzige Wäsche. Das wär’s also, dachte
sie. Lebt wohl, Mutter und Kenneth und Howard!
    Dann fegte sie den Boden, nahm die Füllungen und den Staub
(keine toten Kakerlaken, was ungewöhnlich war) mit der
Kehrschaufel auf und beförderte alles in den Abfalleimer neben
dem Kühlschrank.
    »Ich bin die einzige«, sagte sie, als sie fertig war.
»Ich bin die einzige, die in Brooklyn

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