Blutnacht in Manhattan
aufzufangen, aber das war ein Trugschluss.
Auf dem Boden blieb er liegen. Mit dem Kopf war er nicht aufgeschlagen, den hatte ich im letzten Moment noch abfangen können. Das letzte Stück war ich auf den Knien nahe an ihm über den glatten Boden herangerutscht. Ich sah in sein Gesicht, und ich sah natürlich den Hals, der vom Messer getroffen worden war.
Er verlor Blut. Zu viel Blut für meinen Geschmack. Tot war der Mann nicht, aber die scharfe Klinge hatte eine Ader getroffen, und aus ihr spritzte der rote Lebenssaft. Abe Douglas war plötzlich da. Ich hatte meinen Daumen auf die verletzte Ader gedrückt und versuchte, die Blutung so gut wie eben möglich zu stoppen.
Die Augen des Mannes schauten mich an. Ich sah darin die Qual und auch noch die Überraschung, die ihn gepackt hielt. Er hatte einen Schock bekommen. Seine Atmung funktionierte auch nicht normal. Er holte hektisch Luft und atmete ebenso hektisch wieder aus.
Angst vor dem Tod zeichnete ihn. Ob ihn mein Lächeln beruhigte, wusste ich nicht. Ich konnte es nur hoffen.
In der Zwischenzeit tat mein Freund Douglas das, was getan werden musste. Er rief die Rettung an.
Ein Notarzt würde bald kommen. Auch Polizisten waren rasch da. Abe sprach mit ihnen, was mich nicht kümmerte. Mein Freund würde schon das Richtige tun. Ich musste die Blutung so gut wie möglich zurückhalten.
Viele Fragen umschwirrten mich. Ich merkte auch den Druck in meinem Kopf. Ich spürte die Wut und den Hass auf die Gestalt in mir hochsteigen.
Der Verletzte neben mir war zwar nicht in Apathie gefallen, aber er tat nichts mehr. Keine Bewegung. Er blieb starr auf dem Rücken liegen, und der Atem ging nur noch schwach.
Wenn die Sanitäter nicht bald eintrafen, würde ich die Wunde abbinden müssen. Zu lange konnte ich die Finger nicht mehr auf der Wunde lassen. Einige Tropfen hatten auch die untere Gesichtshälfte des Mannes erwischt und sie gezeichnet.
Draußen heulten Sirenen. Ob ich mir das Quietschen der Reifen nur einbildete, wusste ich nicht, es konnte durchaus sein, aber wichtig war, dass Hilfe eintraf.
Und die kam.
Zwei Männer in hellen Anzügen stürmten in die Halle. Sie brauchten nur einen Blick, um die Lage zu überschauen. Dann war ich überflüssig, denn die Retter kümmerten sich um den Verletzten.
Abe Douglas stand in der Nähe. Er sprach mit den Polizisten, die ebenfalls das Hotel betreten hatten. Abe hatte alles im Griff. Die Männer wussten, wer er war, denn er Welt seine Dienstmarke noch in der Hand.
Ich holte ein Taschentuch hervor und wischte meine blutbefleckten Hände ab. Dabei sah ich den fragenden Blick meines Freundes Abe auf mich gerichtet.
Klar, dass er Antworten haben wollte, aber ich wusste nicht, ob ich sie ihm geben konnte. Wie verloren stand ich auf dem Fleck und schaute auf meine Schuhe.
»Sag was, John, bitte.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Es tut mir Leid, aber ich muss davon ausgehen, dass er mit uns spielt.«
»Und demnach besser ist als wir.«
»Das auch. Sonst wäre es nicht passiert. Aber ich werde nicht aufgeben, das sage ich dir auch.«
»Okay, einverstanden. Nur ist er verschwunden.«
Ich winkte ab. »Er wird zurückkehren, darauf kannst du dich verlassen.« Ich streckte meinen rechten Daumen in die Höhe. »Er will mich oder uns. Er will beweisen, dass er stärker ist, und er hätte mich schon längst umgebracht, wenn ich nicht durch mein Kreuz geschützt worden wäre.«
»Also dich hätte er umgebracht.«
»Ja.«
Abe sah sehr nachdenklich aus, und dann entdeckte ich noch die Gänsehaut auf seinem Körper. »Warum nur dich? Warum nicht mich? Ich kann mir vorstellen, dass er sich auch um mich kümmern wird, wenn er an dich nicht herankommt.«
Wir brauchten uns nichts vorzumachen. Mit seiner Bemerkung hatte Abe ins Schwarze getroffen. Abe fuhr mit der Hand an seiner Kehle entlang und schluckte schwer.
»Es macht keinen Spaß, gegen einen Unsichtbaren zu kämpfen, und ich will nicht, dass es mir so ergeht wie dem Verletzten hier. Er wusste ja nicht, woran er war. Plötzlich stach die Gestalt zu. Das heißt, sie war gar keine Gestalt...«
Ich hob die Schultern. »Wer er ist, werden wir nicht durch Reden herausbekommen. Aber ich denke an etwas anderes. Wenn es dir zu gefährlich wird, zieh dich zurück, Abe. Dann ziehe ich die Sache allein durch oder hole Suko.«
»Kneifen?« Er schaute mich entrüstet an. »Nein, das verlangst du doch nicht im Ernst?«
»Es war nur ein Vorschlag.«
»Den ich nicht akzeptiere,
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