Blutnacht in Manhattan
Unterlegt mit normalen Geräuschen. Das, was ich jedoch Sekunden später hörte, passte nicht in die Normalität. Es war ein Schuss.
Alles änderte sich. Die gespannte Ruhe war vorbei. Auch bei meinem Freund Abe Douglas. Er war der Erste, der es schaffte, in den hinteren Räumen zu verschwinden«.
Ich war ebenfalls aufgesprungen, aber ich lief nicht hin. Sehr schnell schon kehrte Abe Douglas zurück. Sein Gesicht war noch bleicher geworden. Die Augen blickten ins Leere. Seine Lippen zuckten, doch er sagte kein Wort.
»Was ist los?«
Douglas blickte mich an und trotzdem durch mich hindurch. »Es ist grauenvoll, John.« Er schluckte. »Julia...«
»Tot...?«
»Ja«, flüsterte er. »Sie ist tot. In der Küche gab es eine Waffe. Die hat sie genommen und sich selbst damit in den Mund geschossen. Das konnte niemand von uns verhindern.«
Auch ich war erschüttert. Gleichzeitig jedoch nahmen meine Wut und mein Hass auf den Teufel zu. Das Morden in dieser Stadt musste aufhören. Asmodis durfte keinen weiteren Triumph mehr erleben...
***
Später war alles seinen normalen Weg gegangen. Auch wir hatten unsere Zeugenaussagen gemacht, und Abe Douglas hatte dem Chef der Mordkommission gegenüber beteuert, dass dies ein FBI-Fall war, was der Kollege nicht glauben wollte, denn im Normalfall kümmerte sich das FBI nicht darum. Die Ausnahme ließ sich Abe von seinem Chef bestätigen, und damit war alles klar.
Unser nächstes Ziel war die Rainbow Bar. Es war mittlerweile viel Zeit verstrichen, und so brauchten wir keine Befürchtung zu haben, dass das Etablissement noch geschlossen hatte. Die Bar lag südlich des Central Parks in einer Seitenstraße und natürlich im Schatten sehr hoher Häuser und eines immer mehr an Helligkeit verlierenden Himmels, der als graue Schicht über New York lag, die einen leichten Glanz abgab, weil sich in ihr noch die letzten Sonnenstrahlen verloren.
Dort oben musste es heller sein. Aber in den Straßenschluchten fuhren die Autos mit Licht, und das über einen oft verdammt schlechten Belag. Wer in Manhattan Auto fährt, der muss sich in Geduld üben, aber das kannte ich aus London.
Abe war der Weg nicht unbekannt. Normalerweise hätten wir auf der Fahrt geredet, aber nicht nach dem, was passiert war. Abe focht noch immer einen innerlichen Kampf aus. Er fühlte sich weiterhin schuldig. Das sah ich ihm an.
Ich ließ das Thema ruhen, weil ich ihn nicht noch stärker aufrütteln wollte. In der Bar würden wir eine ganz andere Welt erleben. Ich konnte mir auch vorstellen, dass sich der Teufel darin verdammt wohl fühlte. Denn mein Gefühl sagte mir, dass dort nicht alles so ablief, wie man es sich wünschte.
Ich ging den Fall nochmals durch. Alles lag auf einem geistigen Tablett ausgebreitet, aber ich konnte einfach keinen Zusammenhang finden. Hier lief einiges verkehrt. Zum einen diese Ritualmorde, zum anderen die schrecklichen Tode durch das Verbrennen. Und letztendlich hatte der Teufel noch den Suizid Julia Paretti’s auf dem Gewissen. Wobei ich das Gewissen ruhig weglassen konnte, denn der Teufel hatte keines.
Die Rainbow Bar fanden wir nicht in einem Amüsierviertel. In der Nähe standen Geschäftshäuser der unterschiedlichsten Höhe. Aber es gab auch einen Wohnblock, der aus der Gründerzeit stammte. Das waren die Häuser mit den Vorgärten, den Treppen, den Erkern und manchmal auch kleinen Türmen.
»Ist es hier?«, fragte ich.
»Ja.«
»Wo kannst du parken?«
»Keine Ahnung.«
»Hier kommt man am besten mit einem Taxi her.«
»Du sagst es, John.«
Da wir keines hatten, machte der G-Man kurzen Prozess. Er lenkte das Fahrzeug fast in seiner gesamten Länge auf den Gehsteig, fuhr ein Stück zurück, sodass die Stoßstange am Heck beinahe einen Wasserhydranten berührte.
Ich grinste schief. »Risiko, wie?«
»Immer.«
Wir stiegen aus. Vermutlich würde der Wagen abgeschleppt werden. Nach außen hin wurde New York immer als eine sehr sichere Stadt gepriesen. Das war sie in den letzten Jahren auch geworden. Es gab viel schärfere Gesetze, an die sich die Menschen halten mussten. Wer es nicht tat, der Wurde sofort bestraft oder kam schon wegen Kleinigkeiten vor den Schnellrichter.
Auch hier wachte das Auge des Gesetzes. Wir hatten den Cop zuvor nicht gesehen, er aber uns, und so kam er auf uns zu, denn wir wussten, dass wir an diesem Platz keinen Wagen parken durften.
Abe verdrehte die Augen. Er kochte noch immer. Ich stieß ihn an. »Bitte, Abe, bleib ruhig.«
»Ist schon
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