Blutnacht in Manhattan
die Flammen und prallte auch gegen Enzio. Ich spürte, wie das Feuer an mir entlangglitt, um eine Angriffsfläche zu finden, und ich hörte das böse Lachen in meinen Ohren schallen.
Wahrscheinlich war es die Schattengestalt, die es abgegeben hatte. Um sie kümmerte ich mich nicht. Auch der Tumult hinter mir war mir egal, es ging um ein Menschenleben.
Enzio’s Frau hatte die Küche verlassen. Sie stand hinter mir. Ich hörte nur ihr schrilles Schreien.
Das Feuer brach zusammen. Mein Kreuz sandte von selbst die hellen Reflexe ab. Plötzlich stellte sich das Licht gegen das Höllenfeuer. Es riss die Flammen wie einen Vorhang aus der Nähe des Wirts weg, der nicht zu Boden gefallen war, noch immer auf seinen Füßen stand und aus großen Augen nach vorn schaute.
Auch mich hatten die grünlichen Flammen umhuscht, aber sie hatten mich nicht angreifen können, weil das Kreuz einen unsichtbaren Schutzschild um mich gebildet hatte.
Kein Schatten mehr! Auch keine Phantomgestalt. Das Feuer und sein Beherrscher waren verschwunden. Es gab nur den Wirt, der mich anstarrte. Dieser Blick verursachte bei mir eine Gänsehaut.
Ich wusste nicht, ob dieser Mann noch lebte oder nicht. Er stand wie vereist auf dem Fleck. Er schrie nicht mehr. Es war zudem nicht möglich, festzustellen, ob er überhaupt noch atmete, aber ich hörte hinter mir die Stimme seiner Frau. Sie rief ihm etwas zu und wollte ihn umarmen.
Rechtzeitig genug drehte ich mich um, sodass ich sie abfangen konnte. Sie wollte mich zur Seite drängen, schrie dabei auf mich ein und schüttelte wie wahnsinnig ihren Kopf.
Ich stieß sie zurück. Ziemlich heftig. Es war nur in ihrem Sinne. Zu nahe durfte ich sie nicht an ihn herankommen lassen, denn das Feuer hatte ihn erfasst, und ich musste damit rechnen, dass es auch seine Spuren bei ihm hinterlassen hatte.
Ich beschäftigte mich mit ihm.
Dabei dachte ich an den toten Zuhälter, von dem mir mein Freund Abe Douglas erzählt hatte. Man hatte seine verbrannte Leiche gefunden. Es war gut möglich, dass auch er Kontakt mit dem Höllenfeuer gehabt hatte, und Enzio hatte es gehabt, wobei er noch schutzlos gewesen war.
Ich fasste ihn vorsichtig an. Meine Fingerspitzen glitten über die linke Wange hinweg.
Die Haut war heiß!
Also tobte die Hitze noch in seinem Innern. Oder die verdammten Folgen davon.
Es begann an den Lippen. Auch für mich war es schaurig, mit ansehen zu müssen, wie sie sich verfärbten. Der Mund verlor seine normale Farbe und wurde grau. Auch das hielt nicht lange an, denn plötzlich hörte ich ein leises Knistern. Die Lippen schwärzten richtig ein, und dann erlebte ich ein Bild, das ich am liebsten nicht gesehen hätte.
Die gesamte Haut erhielt eine andere Farbe. Gleichzeitig verbrannte sie, denn die Hitze steckte noch innen, und so musste ich zuschauen, wie der Körper verbrannte.
Enzio fiel zu Boden. Es gab keine Flammen, die ihn umtanzten, aber seine gesamte Haut war plötzlich schwarz.
Wie bei diesem Zuhälter...
Was um mich herum passierte, erlebte ich nicht. Ich sah nur Enzio, dem nicht mehr zu helfen war. Als ich mich bückte, um ihn anzufassen, da genügte der leichteste Druck, um die Haut zerstören zu können. Wie altes Papier brach sie ein.
Ich richtete mich wieder auf und kam mir dabei vor wie ein Schlafwandler, der etwas Schreckliches hinter sich hatte. Meine Bewegungen konnten nicht mehr als normal angesehen werden. Ich befand mich wie in einer tiefen Trance, hielt die Augen geschlossen, schüttelte den Kopf und wünschte mich in diesem Moment weit weg.
Das brachte auch nichts. Aufgeben, das war sinnlos. Ich musste etwas unternehmen, und ich würde dieses verfluchte Phantom stoppen. Es sollte nicht mehr killen.
Auch Abe Douglas war gekommen. Er stand hinter der Theke und bemühte sich um Enzio’s Frau. Sie war zusammengebrochen, saß auf dem Boden und hatte die Hände vors Gesicht geschlagen.
Innerhalb des Lokals war es ungewöhnlich ruhig geworden. Ob die Gäste den Tod des Besitzers mitbekommen hatten, war mir nicht klar. Jedenfalls schrie niemand, es waren auch keine lauten Stimmen zu hören, und nur wenige Menschen befanden sich noch in der Nähe. Die hielten sich allerdings schon an der Tür auf.
Von draußen her drangen die Sirenen der Polizeifahrzeuge als wimmernde Echos zu uns herüber. Das war auch alles, was wir im Moment hörten.
In den Augen des harten FBI-Agenten schimmerte es feucht. Auch er war nur ein Mensch, und er reagierte auch menschlich. Man kann seine
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