Blutnacht in Manhattan
Macht übernommen hatte. In deren Händen war Judith wie Wachs. Sharon würde mit ihr machen können, was sie wollte.
Sharon Lane war zufrieden. Sie nickte Judith zu. »Bist du bereit, dich dem Teufel hinzugeben?«
»Ja, das bin ich.«
»Und wirst du ihm auch die Treue halten?«
»Ich verspreche es!«, erklärte Judith.
So recht konnte Sharon daran nicht glauben. Sie schüttelte den Kopf und sagte so laut, dass auch ich ihre Worte verstand: »Dies haben auch die Vorgängerinnen versprochen«, erklärte sie. »Leider haben sie sich nicht daran gehalten. Plötzlich fiel es ihnen ein, sich gegen den Teufel zu stellen...«
»Ich weiß es, Sharon!«
»Dann weißt du auch, was mit ihnen passiert ist?«
»Ich hörte davon.«
»Dann willst du ihr Schicksal nicht teilen?«
»Auf keinen Fall.«
»Gut, denn bei dir habe ich mir etwas anderes überlegt. Deine Vorgängerinnen sind geweiht worden. Man hat sie danach wieder in ihr Leben entlassen, weil die Zeit noch nicht reif war. Der Teufel wollte sieben Männer haben, die sich in seine Dienste stellen. Nicht nur irgendwelche Männer, sondern Leute, die in dieser Stadt und auch in diesem Land Macht und Einfluss besitzen. Es dauerte eine Weile, bis ich sie durch meine Agentur fand. Ich bekam Verbindungen zu diesen Kreisen, denn jeder brauchte mal eine Begleiterin. Diejenigen, die sich nicht dagegenstemmten und würdig genug gewesen sind, habe ich eingeladen und mit ihnen den höllischen Bund geschlossen. Dass es sich deine Vorgängerinnen in dieser Wartezeit anders überlegt haben, daran konnte ich nichts ändern. Ich habe meinen Plan umstoßen müssen. Ab heute heißt es nicht mehr eine für jeden, sondern eine für alle. Und das bist du!«
Sie stoppte ihren Redefluss, um Judith Zeit zum Nachdenken zu geben. Für die Blonde gab es nur eine Entscheidung. Sie musste mitmachen und auch die innere Überzeugung ausstrahlen, dass sie voll und ganz hinter dem Plan stand.
»Ich warte auf deine Antwort, Judith!«
Die Blonde nickte. »Ja, ich bin bereit! Wenn es die Hölle will, werde ich es tun!«
»Darauf habe ich gewartet!« Sharon war froh. Sie ging zu Judith und umarmte sie. Dann gab sie ihr einen Kuss auf die Lippen, als wollte sie den Pakt zwischen ihnen auf die sehr persönliche Art und Weise besiegeln. Was in Hollywood üblich geworden war, hatte also auch hier in New York seinen Nachfolger gefunden.
Sharon trat wieder zurück und blieb an ihrem Platz stehen. Diesmal schaute sie die nackte Judith nicht an. Sie streckte ihre Arme den Zuschauern entgegen und wandte sich an sie.
»Ihr seid würdig. Ihr habt mir das Versprechen gegeben, die Zukunft anders zu gestalten. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ihr es beweisen könnt.«
Die kurze Ansprache war auf fruchtbaren Boden gefallen. Zugleich erwachten die Männer aus ihrer Starre und schraubten ihre Körper in die Höhe. Die Bühne behielten sie fest im Blick. Es gab keinen, der sich von ihr abgewandt hätte. Sie standen vor ihren Stühlen und bildeten eine Reihe dunkler, wie geklont wirkender Gestalten.
»Kommt zu uns!«
Gehorsam setzten sie sich in Bewegung. Sie bewegten sich sehr langsam. Sie setzten einen Schritt vor den anderen. Der Teppich, der sich auch dort ausbreitete, schluckte jedes Geräusch, und so schienen sie der Bühne entgegenzuschweben.
Der Reihe nach stiegen sie die Treppe hoch. Sie sagten kein Wort. Alle trugen ihre dunklen Anzüge, die auf der Bühne ein fleckiges Muster erhielten. Wie auch ihre Gesichter, wenn sie in den Widerschein des künstlichen Feuers gerieten.
Es war schon faszinierend, dies zu beobachten. Nur war es nicht der Auftritt zu einer schaurigen Oper. Hier sollte tatsächlich dem Teufel und damit der Hölle gefrönt werden.
»Bildet um Judith herum den Kreis!«
Auch dieser Aufforderung kamen sie nach. Er wurde sogar recht groß, sodass es genügend Abstand zwischen ihnen gab. Lücken, durch die auch ich schauen konnte.
Judith stand in der Mitte.
Sie tat nichts.
Sie schaute ins Leere. Doch als der Kreis geschlossen war, bewegte sie ihren Kopf, um jeden der sieben Männer nacheinander ins Gesicht schauen zu können.
»Sie sind für dich da!«, erklärte Sharon Lane. »Einzig und allein nur für dich!«
»Und weiter?«
»Sie freuen sich auf den Teufel. Sie haben versprochen, ihm ihr Leben zu weihen, und das werden sie jetzt unter Beweis stellen. Deshalb sage ich: Holt eure Messer hervor!«
Es war bisher auch kein Spaß gewesen, sondern eine verdammt ernste
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