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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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verengten sich. »Haben Sie eine Ahnung, wer ihr das angetan hat?«
    »Es könnte jemand gewesen sein, dem sie vertraut hat. Jemand, der sie benutzt hat.«
    »In sexueller Hinsicht?«
    »War sie sexuell aktiv?«
    »Nicht im klassischen Sinn«, sagte sie.
    »Was meinen Sie damit?«
    Sie leckte sich die Lippen. »Als ich sie untersuchte, war sie wund im Vaginalbereich, und sie hatte Läuse am Körper und alte Narben – fibröses Gewebe. Das sind Dinge, die man bei einer Obdachlosen erwartet. Aber dann hab ich eine Beckenuntersuchung vorgenommen und konnte nicht glauben, was ich da fand. Ihr Hymen war intakt. Sie war immer noch Jungfrau. Frauen, die auf der Straße leben, werden auf die schlimmste nur vorstellbare Weise missbraucht. Erna war eine große Frau, aber ein gewalttätiger Mann – eine Gruppe von Männern – hätte sie überwältigen können. Ich fand den Umstand bemerkenswert, dass sie nie penetriert worden war.«
    Es sei denn, ihr Gefährte hatte kein Interesse an heterosexuellem Geschlechtsverkehr.
    »Ihr Genitalbereich war wund«, sagte ich. »Sie könnte ohne Penetration vergewaltigt worden sein.«
    »Nein«, erwiderte sie. »Das hatte mehr mit schlechter Hygiene zu tun. Es gab keine Risswunden, keine Gewalteinwirkung irgendeiner Art. Und sie geriet nicht außer sich, als ich sie untersuchte. Ganz im Gegenteil. Stoisch. Als wäre sie von diesem Teil ihrer selbst völlig abgeschnitten.«
    »Wenn sie … kultiviert war«, sagte ich, »wovon redete sie da?«
    »Als sie das erste Mal hier war, brachte ich sie dazu, über Dinge zu reden, die ihr gefielen, und sie begann über Kunst zu sprechen. Dass es die beste Sache der Welt wäre. Dass Künstler Götter wären. Sie kannte die Namen von Malern – Franzosen, Flamen, Künstler, von denen ich nie gehört hatte. Sie könnte sie auch erfunden haben. Aber sie hörten sich authentisch an.«
    »Hat sie jemals Freunde oder Familie erwähnt?«
    »Ich hab versucht, sie nach ihren Eltern zu fragen, wo sie herkam, wo sie zur Schule gegangen war. Darüber wollte sie nicht reden. Das Einzige, wozu sie sich bekannte, war ein Cousin. Ein wirklich kluger Cousin. Er mochte Kunst auch. Darauf schien sie stolz zu sein. Aber das ist alles, was sie über ihn erzählte. Sie sagten, vielleicht habe jemand sie ›benutzt‹, dem sie vertraute. Dann gibt es wirklich einen Cousin? Ich nahm an, er wäre ein Produkt ihrer Einbildung.« »Ich habe noch von keinem gehört«, sagte ich. »Die Polizei glaubt, sie wäre vielleicht von jemandem, den sie kannte, in eine Falle gelockt worden. Wann fanden die beiden Besuche statt?«
    Sie konsultierte das Krankenblatt. Erna Murphy war das erste Mal vor fünf Monaten hier gewesen. Das zweite Mal an einem Donnerstag, zwei Tage vor dem Mord an Baby Boy.
    »Der Cousin«, sagte sie. »Sie redete von ihm, als ob sie wirklich beeindruckt wäre. Wenn ich nur gewusst hätte …«
    »Sie hatten keinen Grund, etwas zu wissen.«
    »Gesprochen wie ein wahrer Psychologe. Als ich Medizin studierte, war ich mit einem Psychologen zusammen.«
    »Ein netter Kerl?«
    »Ein schrecklicher Kerl.« Sie unterdrückte ein Gähnen. »Entschuldigen Sie! Tut mir Leid, ich bin völlig kaputt. Und das ist wirklich alles, was ich Ihnen sagen kann.«
    »Ein Cousin zum Küssen«, sagte Milo über sein Mobiltelefon.
    »Und zu mehr als Küssen kam es nicht.« Ich nannte ihm das Ergebnis von Erna Murphys Beckenuntersuchung.
    »Die letzte Jungfrau in Hollywood. Wenn es nicht so Mitleid erregend wäre …«Er telefonierte beim Autofahren, und der Empfang war mal besser, mal schlechter.
    »Eher ein Jungfrauenopfer«, sagte ich. »Sie wurde benutzt und fallen gelassen.«
    »Wozu benutzt?«
    »Gute Frage.«
    »Irgendwelche Theorien?«
    »Bewunderung, Unterwürfigkeit – seinen Phantasien lauschen. Kleinere Aufgaben erledigen – zum Beispiel potenzielle Tatorte ausforschen und Meldung erstatten. Eine asexuelle Beziehung passt zu Kevins Homosexualität. Das Interesse an Kunst brachte sie zusammen. Vielleicht nannte sie ihn ihren Cousin, weil er ihre Ersatzfamilie darstellte. Sie weigerte sich, ein Wort über ihre richtige Familie zu sagen.«
    »Oder«, sagte er, »Kevin ist wirklich ihr Cousin.«
    »Das ist auch drin«, erwiderte ich. »Rote Haare, genau wie seine Mutter.« Ich lachte.
    »Hey, manchmal ist es hilfreich, wenn man nicht allzu brillant ist.«
    »Woher willst du das wissen?«, fragte ich.
    »Pah. Bis jetzt noch kein Glück mit Ernas Eltern. Stahl hat sich mit dem Militär

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