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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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studieren, und fand den Namen des Rausschmeißers, der an dem Abend von Baby Boys Ermordung Dienst gehabt hatte.
    Val Bove.
    Sie verließ den Club, rief Bove zu Hause an, weckte ihn auf und beschrieb ihm Shull.
    »Yeah«, sagte er.
    »Yeah, was?«
    »Ich kenne den Typ, den Sie meinen, aber ich erinnere mich nicht, ob er an dem Abend da war, als Baby umgebracht wurde.«
    »Warum nicht?«
    »Der Laden war gerammelt voll.«
    »Aber Sie wissen bestimmt, von wem ich rede.«
    »Yeah, der Professor-Typ.«
    »Woher wissen Sie, dass er Professor ist?«
    »Er nennt sich selber so«, sagte Bove. »Er hat mir erzählt, dass er Professor ist. Als wollte er mich beeindrucken. Als wenn es mich ’nen Scheiß interessiert.«
    »Was hat er Ihnen noch erzählt?«
    »Im Grunde meint er: ›Ich bin cool‹. ›Ich schreibe Bücher‹, ›Ich spiele auch Gitarre‹. Als wenn es mich ’nen Kack interessiert.«
    »Ein Künstler«, sagte Petra.
    »Egal was.« Ein lautes Gähnen ertönte im Hörer, und Petra hätte schwören können, dass sie den faulen Atem des Mannes riechen konnte.
    »Was können Sie mir sonst noch über den Professor-Typ erzählen?«
    »Das war’s, Baby. Und ruf nächstes Mal nicht um diese Zeit an.«
    Sie machte sich ausführliche Notizen und war kurz davor, Milo anzurufen und einen sinnvoll verbrachten Tag zu beenden, fuhr stattdessen aber zum Dove House. Die stellvertretende Leiterin, Diane Petrello, saß an dem Schreibtisch im Erdgeschoss. Petra hatte ein paar Leute zu ihr gebracht.
    Diane lächelte. Ihre Augen waren rot gerändert, und ihr Gesichtsausdruck sagte: Was denn jetzt noch?
    »Harter Tag?«, fragte Petra.
    »Schrecklicher Tag. Zwei unserer Frauen sind letzte Nacht an einer Überdosis gestorben.«
    »Tut mir Leid, das zu hören, Diane. Haben sie sich zusammen einen Schuss gesetzt?«
    »Verschiedene Vorfälle, Detective. Was es irgendwie noch schlimmer macht. Bei einer ist es direkt um die Ecke passiert, sie war gerade zu einem Spaziergang aufgebrochen und wollte zum Abendgebet wieder zurück sein. Die andere war auf dem großen Parkplatz hinter dem neuen Kodak Center. All diese Touristen … wir haben es nur deshalb so schnell rausgefunden, weil beide Frauen unsere Karten in ihrer Handtasche hatten, und Ihre Beamten waren so freundlich, uns in Kenntnis zu setzen.«
    Petra zeigte ihr Shulls Foto. Diane schüttelte den Kopf.
    »Hat er was mit Erna zu tun?«
    »Wissen wir noch nicht, Diane. Könnte ich es bitte Ihren derzeitigen Gästen zeigen?«
    »Natürlich.«
    Sie gingen zusammen nach oben, und Petra begann mit den Männern – sechs stark Betrunkenen, von denen niemand Shull erkannte. Auf dem Frauenflur fand sie nur drei in einem Zimmer, darunter Lynnette, die magere, schwarzhaarige Rauschgiftsüchtige, mit der Milo über Erna gesprochen hatte.
    »Süß«, sagte sie. »Wie in einer Anzeige für Banana Republic.«
    »Haben Sie ihn schon mal gesehen, Lynnette?«
    »Ich wünschte es.«
    Hinter verschmierten Brillengläsern schloss Diane Petrello fest ihre Augen und öffnete sie dann wieder. »Lynnette«, sagte sie leise.
    Bevor Lynnette etwas erwidern konnte, fragte Petra: »Sie wünschten es?«
    »Wie gesagt, er ist süß«, erklärte Lynnette. »Ich könnt’s ihm so gut machen, dass er mir hübsche Sachen kaufen würde.« Sie grinste und enthüllte unregelmäßige, bemooste Zähne. Gelbe Augen, vermutlich Hepatitis. Petra wäre am liebsten zurückgewichen, blieb aber stehen.
    »Lynnette, haben Sie diesen Mann je mit Erna gesehen?«
    »Erna war ein Stinktier. Er ist viel zu süß für sie.«
    Eine der beiden anderen Frauen war älter und hatte Barthaare am Kinn, sie lag ausgestreckt auf dem Bett und schlief. Die andere war um die vierzig, groß, schwarz und hatte dicke Beine. Petra warf einen Blick auf die Schwarze, und sie kam herüber, glitt auf abgetretenen Pantoffeln über fadenscheinigen Teppichboden und machte Geräusche wie eine kleine Trommel.
    »Ich hab ihn mit Erna gesehen.«
    »Na klar«, sagte Lynnette.
    »Wann haben Sie ihn gesehen, Ms. …?«, fragte Petra.
    »Devana Moore. Ich hab ihn hier und da gesehen – hat geredet.«
    »Mit Erna?«
    »Ja, mit Erna.«
    »Na klar«, sagte Lynnette erneut.
    Devana Moore sagte: »Wirklich.«
    »Hier und da?«, fragte Petra.
    »Nich hier … Sie wissen schon – hier«, sagte Devana Moore. Redete langsam. Undeutlich. Sätze zu formen war eine Qual. »Hier und … da.«
    »Nicht in dem Haus«, sagte Petra, »aber in der Nähe.«
    »Genau!«
    »Sie lügt«,

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