Blutnächte - 2
loderte in ihm auf. Verlangen ergriff ihn. Hatte er jemals zuvor eine Frau auf diese Weise begehrt? Die Erinnerung war zu schwach. Dabei war sie doch ein hilfloses Opfer – ihrer Freiheit und ihres Willens beraubt. Sie musste Qualen erleiden, unerträgliche Stunden der Einsamkeit und das grausame Gebaren eines Vampirs. Sie würde auch Pascal allein aufgrund seines Wesens verabscheuen, ohne ihn überhaupt zu kennen. Der Gedanke daran versetzte ihm einen Stich.
„Du willst es auch, habe ich recht?“ Pierre war das merkwürdige Verhalten Pascals nicht entgangen. „Du weißt noch ganz genau, wie sie sich angefühlt hat – die Lust. Wir könnten es zusammen tun. Sie ist jung und stark. Sie reicht für uns beide.“
„Andrew würde dich vernichten, wenn er hier wäre.“
„Aber Andrew ist in Paris.“
Pascal schwieg.
„Was sagst du? Bereiten wir sie gemeinsam vor?“ Pierre sah ihn auffordernd an.
„Nein.“ Mit einem Ruck löste Pascal sich aus seiner angespannten Haltung. Den Grund konnte er sich selbst nicht erklären, aber er wusste, dass Pierre dieser Frau kein Leid zufügen durfte.
„Du willst mich aufhalten? Dann versuch es doch!“ Pierre ging ein Stück weit in die Knie. Er machte sich kampfbereit.
„Nein“, wiederholte Pascal. „Die da will ich für mich allein.“
~~~
Isabella wimmerte schwach, als sie vom Boden aufgehoben wurde. Starke Arme umschlossen ihren zerbrechlichen Körper und bargen sie an einem wärmenden, männlichen Brustkorb. Ihre Haut war kalt und feucht. Die Spuren der Pein hafteten an ihr.
Sie widerstand dem Impuls, sich zu wehren. Ohnehin fehlte ihr die notwendige Kraft dazu. Die Nähe des fremden Mannes wirkte überraschend beruhigend. Er vertrieb die Kälte, die sich wie ein eisiges Feuer in ihr ausgebreitet hatte. Plötzlich wollte sie sich fallen lassen. Wie von selbst glitten ihre Fingerspitzen über seinen Hemdkragen hinauf, bis sie sich hinter seinem Nacken ineinander verschlossen. Ihre Wange lehnte an seiner Schulter. Zunächst vorsichtig, dann immer zutraulicher suchte sie seine Wärme.
Der Hauch eines Lächelns zeichnete sich auf Pascals Lippen ab. Diese Frau war zutraulicher als ein Welpe! Oder ergab sie sich schlussendlich nur der Qual, die sie nicht länger ertragen konnte? Er wusste es nicht.
Trotz der vielen Stunden, die sie in dem alten modrigen Verlies des Clubs verbracht hatte, wirkte ihr Anblick noch immer betörend. Ihre zarten Glieder schmiegten sich perfekt an seinen athletischen Körper. Der seidige Glanz ihrer nachtschwarzen Haare umrahmte ihr fein geschnittenes Gesicht mit den sinnlich blutroten Lippen. Sie verkörperte die pure Verführung. Alles in Pascal brannte vor Verlangen auf. Beinahe hätte er die erste Stufe der Treppe verfehlt und wäre gestolpert.
Er schüttelte den Kopf. Wie konnte er nur so unkonzentriert sein? Er war nicht mehr der Herr seiner Sinne. Seine Gedanken kreisten einzig und allein um die hilflose Frau, die er in seinen Armen hielt.
Sie war in einen sanften Erschöpfungsschlummer gesunken. Die Anspannung, der Widerstand und die betäubenden Drogen hatten sie ein hohes Maß an Energie und Kraft gekostet. Nun forderte ihr Körper seine verdiente Ruhe. Ausgerechnet ein vollkommen Fremder gewährte ihr diese.
Pascal erinnerte sich, welchen Namen die Blonde vom Vortrag ihm genannt hatte.
„Isabella.“ Er strich der Frau eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Seine Fingerspitzen glitten nur ganz sacht über ihre Haut. Dennoch verursachte diese Berührung ein Prickeln, das durch seinen gesamten Körper strömte. „Bella“, flüsterte er, lehnte sich vor und küsste sie auf die Stirn.
Mit einem gequälten Seufzer reckte Isabella das Kinn. Ihre Augen waren noch immer geschlossen. Sie schlief.
Träumte.
Pascal fragte sich von wem oder was. Sie wirkte so sanftmütig und unschuldig, beinahe engelsgleich. Erschrocken über sich selbst riss er sich von ihrem Anblick los. Er war auf der Treppe, direkt vor der Tür, stehen geblieben. Energisch streckte er die Finger aus und zeichnete einen imaginären Kreis in die kalte Wand vor sich. Einige Worte einer uralten Sprache kamen murmelnd über seine Lippen. Isabella wand sich in seinen Armen, als würde sie von einem Alptraum gequält. Doch schon im nächsten Augenblick öffnete sich die Tür, und die junge Frau sank stumm in sich zusammen.
~~~
Viel zu abrupt ließ Pascal von ihr ab. Er trat zurück und betrachtete die Schönheit auf seinem Bett. Ihre ruhige Atmung wurde von einem
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