Blutnächte - 2
hatte. Ihn hatte sie um Hilfe für Isabella angefleht. Sie schämte sich für ihren Auftritt vor ihm. Er musste sie für verrückt halten.
Aber warum sah er sie nun so merkwürdig an? Was wollte er von ihr? Ihr aufgrund der unbeholfenen Störung einen Denkzettel verpassen? Sie vielleicht sogar des Clubs verweisen? Oder schlimmer … Erneut versagte ihr der Atem. Der Gedanke versetzte sie ihn wilde Panik. Wollte er sie für Isabellas Flucht büßen lassen?
Alice wirbelte blitzschnell herum. Sie fegte dabei einem anderen Mädchen das Getränk aus der Hand. Das Glas fiel und zersprang am Boden in tausend Scherben. Fluchend giftete das Mädchen sie an. Aber das war ihr egal. Sie wollte nur weg!
Immer weiter verstrickte sie sich in dem Club-Raum, bis sie keinen Ausweg mehr fand und sich zitternd in eine Ecke drängte.
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Vielleicht hoffte sie, dass er sie nicht sehen würde. Pascal lächelte grimmig. Da irrte sie sich gewaltig! Er nahm jede noch so winzige Zuckung von ihr wahr. Sie konnte sich nicht vor ihm verstecken.
Pascal ergriff sie an der linken Schulter und zog sie aus dem Schatten heraus in den dämmerigen Lichtschein. Ihre Gesichtszüge spannten sich an. Auf ihren Wangen schimmerte die Hitze der Angst.
„Was willst du von mir?“, keifte sie. „Ich habe nichts getan!“
Er presste ihr eine Hand auf den Mund. Mit der anderen hielt er sie an den Unterarmen. Sie protestierte heftig und wollte am liebsten wild nach ihm schlagen. Wie dumm von ihr! Schließlich hätte sie wissen müssen, dass eine einfache menschliche Frau wie sie niemals etwas gegen einen mächtigen Vampir wie ihn auszurichten vermochte. Er hätte sie auf der Stelle umbringen können. Aber nicht einmal davor schien sie sich zu fürchten. Sie glaubte sogar noch, durch ihr Verhalten einen der anderen Vampire zu veranlassen, ihr zu Hilfe zu eilen. Ihre Naivität war geradezu himmelschreiend.
Pascal verdrehte die Augen. Kurzerhand schubste er sie zurück in die dunkle Nische und presste sie derart heftig in die Sitzecke, dass ihr ein Entkommen unmöglich war.
„Ich schreie den ganzen Laden zusammen, wenn du mich nicht sofort los lässt“, fauchte sie, als er ihr Mundwerk wieder frei gab.
„Bitte.“ Pascal zuckte mit den Schultern. „Das wird dich auch nicht vor dem sicheren Tod bewahren.“
Alice riss die Augen weit und ungläubig auf. Tod? Hatte er ihr da gerade ihren Tod angekündigt? Das würde er nicht wagen! Oder doch? Unsicher sank sie in sich zusammen. Sie blickte zu dem Vampir auf, der ihr plötzlich überdimensional groß und bedrohlich vorkam.
„Warum …?“, stotterte sie. „Das kannst du doch nicht tun … Ist es wegen neulich? Hältst mich etwa für verrückt? Ich bin nicht verrückt!“
Pascal lockerte seinen Griff ein Stück. „Das weiß ich.“
Nun verstand sie gar nichts mehr. Was wollte dieser Vampir von ihr?
„Diese Isabella“, Pascal hatte alle Mühe, seine Stimme fest und unerbittlich klingen zu lassen, „ihr seid befreundet. Stimmt das?“
Alice nickte nur. Sie war unfähig, auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen.
Sein Gesicht kam dem ihren immer näher. Sie konnte bereits seinen Atem auf ihren Wangen spüren. Ein heißkalter Schauder durchfuhr sie. Er war ein äußerst attraktiver Vertreter der Vampire. Es gab wohl kaum eine Frau, die in seiner Gegenwart nicht schwach wurde. Dennoch schrillten in ihrem Geiste sämtliche Alarmglocken. Sie war nicht der Grund für sein Interesse. Er hatte sie erst zu seiner Gefangenen gemacht und benutzte sie nun, um ein anderes Ziel zu erreichen.
Keuchend wandte sie ihren Blick von ihm ab.
„Sei ein braves Mädchen und sag mir, wo ich Isabella finde.“
„Warum?“
Isabella lebte noch. Louisa hatte Alice von ihrer Begegnung erzählt, und Alice war darüber unsagbar erleichtert gewesen. Es hatte sie von den schrecklichen Angstzuständen mordender Vampire erlöst.
Aber warum wurde sie nun von diesem hier bedrängt? Wollte er etwa das Werk des anderen Vampirs vollenden? Alice wurde noch weitaus panischer. „Was willst du von ihr? Willst du sie etwa auch umbringen?“
„Nein. Ganz sicher nicht.“ Pascal lachte amüsiert, als vor seinem inneren Auge sämtliche unanständige Dinge Revue passierten, die er am liebsten mit Isabella angestellt hätte. Er musste sich schütteln, um diesen intensiven Drang zumindest kurzzeitig wieder loszuwerden.
„Aber es gibt Vampire, die durchaus mit diesem Gedanken spielen. Ich muss sie vor ihnen beschützen.“ Seine
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