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Blutnächte - 2

Blutnächte - 2

Titel: Blutnächte - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Jones
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sondern auch Raum und Zeit. Er spürte den rauen Wind unter den beeindruckenden Schwingen. Er genoss diesen freien Flug, der die Pein und die Schmerzen der vergangenen Stunden förmlich auszulöschen schien.
    Schon längst kam es ihm nicht mehr so vor, als würde er zu dieser Welt gehören. Der Welt der Menschen. Eigenartige Geschöpfe, vollgestopft mit Schwächen, die er in den ganzen Jahrhunderten niemals zu nahe an sich herangelassen hatte. Abgesehen von einem einzigen Mal.
    Francesca.
    Ein erbarmungsloses Feuer drohte sein Inneres augenblicklich zu verbrennen. Das geschah jedes Mal, wenn er sich an sie erinnerte. An die Frau, die ihm nach Jahrhunderten der grausamen Dunkelheit endlich wieder ein Gefühl der Lebendigkeit vermittelt hatte.
    Aber für welch kurze Zeit! Wie schnell war sie ihm wieder geraubt worden. Von seinem eigenen Volk. Den einzigen Wesen, die er bis dahin auf seiner Seite geglaubt hatte.
    Ein qualvoller Seufzer hallte durch die Nacht. Wie ein Donnergrollen raunte er über das Wasser und trug den Schmerz des Düsteren in alle Himmelsrichtungen fort.
    ~~~
    Pierre zog sich in eine der Nischen des Club Noir zurück. Seinen Posten an der Bar überließ er Jean-Luc, der sich wie ein junger Spund über diese neuen Aufgaben freute. Er war voller Stolz und Elan bei der Arbeit. Pierre konnte das nur belächeln. Er selbst hatte Wichtigeres zu tun. Er musste ein Mädchen finden, mit dem er das Ritual wiederholen konnte. Seine Gier nach Blut und Macht verzehrte ihn. Bereits beim Anblick der blutjungen Schönheiten, die sich mit den Vampiren vergnügten, trat ein gefährliches Glitzern in seine Augen. In jede Einzelne von ihnen wollte er seine Zähne versenken. Ihnen die Kehle zerfetzen und das kostbare Leben aussaugen. Leben, das ihm Stärke geben und zu einer Herrschaft des Schreckens verhelfen würde.
    Sein Lächeln gefror, als ein Schatten über sein Gesicht fiel.
    „Du scheinst glücklich, Geliebter.“ Chantal gab sich unsicher. Die Furcht sprach deutlich aus ihren Bewegungen. Zaghafter denn je näherte sie sich Pierre. Sie kuschelte sich neben ihn in die Sitzecke und schnurrte dabei wie eine Katze. „Willst du mich nicht daran teilhaben lassen?“
    Pierre blieb kalt. Mit seiner steifen Haltung machte er deutlich, dass er Abstand zu ihr suchte.
    „Was willst du?“
    „Was denkst du? Ich will nur meinen Spaß. Das wollen wir doch alle.“ Sie bemühte sich, seine frostige Art zu ignorieren, lehnte sich an ihn, streckte eine Hand aus und streichelte über seine Wange. Zu ihrer großen Überraschung ließ er sie gewähren. Er schloss sogar die Augen und legte den Kopf seufzend in den Nacken.
    Chantal beobachtete ihn voller Faszination. Sein Gesicht wirkte nicht länger weich und unschuldig wie früher, sondern hatte einen markanten Zug angenommen. Sie konnte nicht anders, als ihn in die Halsbeuge zu küssen. Mit der Zungenspitze fuhr sie über seine Haut, die eigenartig fremd schmeckte. Er war verändert.
    Abermals küsste sie ihn. Ganz sachte. Beinahe schüchtern. Stück für Stück presste sie sich an ihn. Schon oft hatte sie seinen muskulösen Körper gespürt, doch nun nahm sie auch seine abgrundtief düstere Ausstrahlung wahr.
    Ihre Finger glitten über die Knopfleiste seines Hemdes. Unentschlossen, ob sie es einfach wagen sollte ihn zu entkleiden, hielt sie inne. Schließlich öffnete sie den ersten Knopf und tastete sich mit ihren feuchten Lippen langsam vor.
    Aus dem Augenwinkel erkannte sie ein Glitzern. Pierre verbarg etwas unter seinem Hemd. Es steckte in seinem Hosenbund. Ein Schmuckstück vielleicht – oder etwas ganz anderes. Wie durch eine fremde Macht getrieben, beugte sich Chantal darauf zu. Es war nicht nur reine Neugierde, die sie antrieb, dem Glitzern nachzugehen. Verlangen breitete sich in ihr aus.
    Sie bewegte sich viel zu hektisch. Pierre erkannte augenblicklich, was in der Vampirin vorging. Mit einer Hand packte er sie am Schopf und riss sie brutal von sich, so dass sie einen spitzen Schrei ausstieß. In der anderen Hand hielt er den goldenen Ritual-Dolch. Diese Waffe hatte in seinem Hosenbund gesteckt. Nun holte Pierre in Zeitlupentempo damit aus, um die scharfe Spitze am Ende direkt gegen Chantals Kehle zu drücken. Sie stellte das Atmen ein, als hätte sie ihre Existenz bereits ausgehaucht. Für einen kurzen Moment glaubte sie tatsächlich, er wolle sie in den Schlund der Hölle befördern. Dann lockerte er jedoch seinen Griff und strafte sie mit einem amüsierten

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