Blutnächte - 2
üblicherweise nicht derart feinfühlig. Schon gar nicht im betrunkenen Zustand.
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„Ich habe gleich gewusst, dass dieses Flittchen nicht gut genug ist. Sie hat deinen Hunger nicht gestillt – und meinen auch nicht.“
Wie aus dem Nichts trat Chantal an Pierres Seite und strahlte dabei eine düstere Veränderung aus. Sie hatte mehr von dem Blut des Mädchens getrunken, als die anderen Vampire, hatte Pierre bei dem Ritual überrumpelt, ihm den Dolch aus der Hand genommen und das groteske Schauspiel unter ihre eigene Regie gestellt. Er erinnerte sich an ihr widerwärtiges Lachen. An die Erregung, die sie beinahe wie ein Tier hatte grunzen lassen. Und nun zeugte ihre Erscheinung von wachsender Macht.
Es konnte unmöglich sein, dass der Dolch seine Kräfte auf Chantal übertragen hatte, während Pierre selbst überhaupt keine Veränderung spürte.
Sie stolzierte an ihm vorbei, umrundete den Altar einmal. Schließlich blieb sie schräg hinter ihm stehen und streckte ihre Hände nach ihm aus. Wie Klauen schlossen sie sich um seinen Oberkörper. Pierre empfand keine Lust, als sich ihr praller Busen gegen seinen Rücken presste. Es widerte ihn an.
Sie keuchte.
Ungerührt behielt Pierre den Dolch in den Händen. Seine Finger umfassten den Rubinschaft. Sie rieben sich an dem Stein, von dessen Inneren ein Pulsieren ausging. Es war zu schwach, stellte er resigniert fest. In Andrews Aufzeichnungen hatte er von weitaus großartigeren Auswirkungen gelesen.
Dann hob er die Klinge ganz nah vor sein Gesicht. Seine Augen verengten sich. Er untersuchte die Waffe. Da musste es etwas geben, das er übersehen hatte.
Die eine Seite der Klinge war glatt und makellos. Auf der anderen befand sich ein seltsames Muster. Ein schlangengleiches Ornament mit sieben aneinandergereihten runden Einkerbungen.
Chantal wurde unterdessen ungeduldig. Sie ließ ihre rechte Hand in Pierres Hosenbund gleiten. Als sie an seinen Penis stieß, packte sie viel zu grob zu.
Wütend bäumte Pierre sich unter ihren Berührungen auf. Wie mächtige Flügelschwingen breitete er seine Arme zu den Seiten aus. Er erhob sich und warf Chantal gleichzeitig von sich ab. Sie landete hart am Fußboden, auf dem sie liegen blieb, um Pierre mit einem kalten Blick zu strafen.
Wie ein dunkler Engel stand er vor ihr und sah auf sie hinab. Er wirkte Furcht einflößend. Seine Gestalt warf beängstigende Schatten. Von seinen Füßen stiegen sie an den Wänden hinauf, als besäße er tatsächlich Flügel, die er ausbreitete. Chantal wagte nicht, sich zu rühren. Sie hatte zuvor nicht bemerkt, in welche Art Monster er sich verwandelte. Ob sie daran Gefallen fand oder nicht, vermochte sie noch nicht zu sagen.
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Wie ein unsichtbarer Schatten heftete sich Pascal an Isabellas Fersen. Louisa, die sich bald von ihrer Freundin trennte, belegte er mit einem Schutzzauber, der sie sicher nach Hause bringen würde. Er konnte nicht fassen, dass zwei einfache Menschenfrauen ihn dazu brachten, seine geheimen Kräfte anzuwenden. Kräfte, die er in seinem ewigen Dasein längst selbst vergessen hatte, und die er lieber verleugnete, als sie zu gebrauchen.
Viel weniger konnte er jedoch fassen, dass er Isabella beinahe mitleidig dabei betrachtete, wie sie ihre Tür aufzuschließen versuchte. Sie fuchtelte mit dem Schlüssel vor dem Schloss herum, ohne beides zusammenbringen zu können.
Schließlich konnte Pascal ihr Bemühen nicht mehr länger mit ansehen. Ein einfacher Befehl genügte, um die Tür von alleine aufspringen zu lassen. Blitzschnell umrundete er Isabella und fand im Flur der Wohnung wieder in seine Vampirgestalt zurück. Er zog die Tür nun komplett auf. Mit einem geheimnisvollen Grinsen empfing er Isabella.
Diese tat so, als würde sie ihn gar nicht bemerken. Achtlos trat sie an ihm vorbei, ließ ihr Schlüsselbund auf die Flurkommode fallen und schlüpfte noch während des Gehens aus ihren Pumps. Sie verschwand geradewegs im Badezimmer. Dort drehte sie den Wasserhahn auf, um sich mit eiskaltem Wasser das Gesicht zu benetzen.
Dieser Vampir hielt sich noch immer in ihrer Wohnung auf. Wie unglaublich hartnäckig! Sie fluchte leise vor sich hin. Zwar musste sie sich eingestehen, dass ein Teil von ihr sich nach seiner Nähe sehnte, der andere Teil warnte sie jedoch vor ihm.
Sie warf sich einen weiteren Schwall Wasser ins Gesicht. Nun perlten die Tropfen über ihr Kinn, den Hals hinunter und in ihren Ausschnitt. Die feuchte Kühle zwischen ihren Brüsten erregte sie. Kurz
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