Blutnächte - 2
Gefühl an.
Ohne sich das Geringste anmerken zu lassen, warf er die Eingangstür zum Club auf. Wie der Höllenfürst persönlich stand er im Rahmen und durchbohrte Nicolas mit eisigem Blick. Der junge Vampir zuckte zusammen. Ein heftiger Schauder fuhr ihm den Rücken hinunter. Er wagte nicht aufzusehen oder das Wort an den Älteren zu richten.
„Wer hat dir gesagt, dass du hier sitzen sollst?“
„Pierre“, gab Nicolas knurrend von sich. Er kam sich minderwertig vor. Genau so, wie Pascal es bezweckte.
„Und wo ist er jetzt?“
„Keine Ahnung.“
Sogleich wurde Nicolas mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt. Seine Glieder versteiften sich. Dick traten die Adern unter der Haut seines Halses hervor. In ihnen schien es heftig zu pulsieren.
Mit unsichtbarer Hand drückte Pascal ihm die Kehle ab.
„Verdammt … Was soll das? Ich lüge dich nicht an“, presste Nicolas hervor. „Vielleicht ist er unten … Ich weiß nicht.“
Unten. Damit meinte er die verbotenen Räume, vermutete Pascal. Er entließ den jungen Vampir aus seinem eisernen Griff. Der sackte nach Luft ringend auf den Stuhl zurück. Wieder sprudelten die Rachegefühle in dessen Inneren hervor. Doch Pascal ignorierte sie einfach. Selbst als Nicolas gezielt versuchte, ihn mit seiner schwächlichen geistigen Macht zu erreichen.
Dieser Bengel hatte einfach noch keine Ahnung, wozu die Älteren tatsächlich imstande waren! Pascal schmunzelte nur über den versuchten Angriff und ging weiter.
Im Moment beherrschte er die Situation. Er fühlte sich stark genug, um Pierre gegenüberzutreten, obwohl er wusste, dass er seinen Widersacher nicht unterschätzen durfte.
Der verruchte Geruch des Clubs empfing ihn, als er den großen Hauptraum betrat und sich unter die Anwesenden mischte. Einige der Vampire bemerkten sein Erscheinen sofort. Es kam Pascal sogar beinahe so vor, als hielten sie den Atem an. Neugierig lagen sie auf der Lauer, was nun geschehen würde. Ihre Feindschaft schlug ihm ganz offen entgegen. Sie gierten nach einer Auseinandersetzung.
Offensichtlich genossen sie die Freizügigkeit, die Pierre ihnen zugestand. In ihren Armen hielten sie besinnungslose Mädchen, die makellose Haut von Bissspuren gezeichnet. Sie alle hatten weit mehr Blut gegeben, als es die Regeln des Clubs besagten.
In einer Nische entdeckte Pascal eine verängstigt wirkende Alice, die naive Blonde, die ihn zu Isabella geführt hatte. Er spürte, dass sie sich aus ihrer Lage befreien wollte. Aber sie wusste nicht wie. Aus der dunklen Ecke heraus warf sie Pascal einen flehenden Blick zu. Im gleichen Augenblick beugte sich jedoch der Vampir an ihrer Seite über sie. Er biss in ihren Hals, bediente sich ihres Körpers, und sie tat nichts weiter, als stillzuhalten.
Pascal war schnell bei dem Paar. Er packte den anderen Vampir im Nacken und zog ihn von der hilflosen Alice zurück. Die fiel in einem erlösenden Keuchen aus ihrer Anspannung. Sie rutschte halb über die Kante der Sitzfläche zu Boden, gewann aber im letzten Moment den Halt zurück. Vorsichtig blinzelnd sah sie zu den Vampiren auf. Ihr rücksichtsloser Liebhaber trug einen wortlosen Kampf mit Pascal aus. So schien es Alice, denn sie konnte die Form ihrer Verständigung nicht begreifen.
Als Pascal den anderen Vampir nun streng musterte, trat in seine Augen ein düsterer Schein. Er sprach in Gedanken zu ihm, dass er kein Recht besaß, die Besucherinnen des Clubs auf diese Weise zu behandeln. Schließlich gab es Regeln – und diese besagten, dass Alice an diesem Abend schon genug Blut gelassen hatte.
„Aber ich dachte …“ Der andere verstummte abrupt in seinem Protest. Er gab seine Gegenwehr vollkommen auf, so dass Pascal schon nach einem kurzen Moment von ihm ablassen konnte.
„Warum sagst du mir nicht, was du dachtest?“, hakte Pascal nach.
Doch der andere schüttelte nur den Kopf. Aus seiner Hemdtasche fischte er ein Bündel Geldscheine hervor. Er zählte die Summe für die Dienste von Alice ab und drückte sie ihr in die Hand. Schweigend schlossen sich ihre Finger darum. Sie presste das Geld an ihr Dekolleté und verfolgte mit ihren Blicken, wie der Vampir sich von ihr fortschlich und durch den Innenraum des Clubs verschwand.
Pascal nickte Alice knapp zu, dann erhob auch er sich wieder. Er gab ihr keine Gelegenheit, sich zu bedanken.
An der Bar entdeckte er Henry. Einen alten Verbündeten unter den Vampiren. Seine Geliebte gehörte ebenfalls seit langer Zeit zu ihnen. Während sie ihn mit beiden
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