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Blutnächte - 2

Blutnächte - 2

Titel: Blutnächte - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Jones
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Ungeheuerlichkeit grenzte, sie überhaupt voneinander getrennt zu haben.
    Die grünen Augen leuchteten ebenso wie der Rubinschaft, in dem nun tatsächlich ein Herz zu schlagen schien.
    Plötzlich spürte Pierre, wie das volle Ausmaß der alten Kräfte in seine Glieder kehrte. Durch seine Fingerspitzen schlich es sich in seine Hände hinein, deren Handrücken in die Breite wuchsen. Lederartige, dunkle Hornhaut bildete sich darauf. Seine weißen Fingernägel verwandelten sich in tiefschwarze Krallen.
    Die Dunkelheit fuhr weiter durch seine Arme und seinen Oberkörper und ließ die Adern stark hervortreten. Seine einstmals engelsgleiche Erscheinung veränderte sich in die eines Dämons. Der helle Schein der goldenen Waffe verblasste allmählich.
    Blinzelnd öffnete Isabella die Augen. Chantal und sie waren beinahe gleichzeitig zu Boden gegangen. Die Vampirin saß neben ihr. Sie stöhnte, und ihre Finger griffen nach Isabella, um sich an ihr hochzuziehen. Ihre Bemühungen waren jedoch vergebens. Denn Isabella wurde schon im nächsten Moment gepackt und auf die Beine gezerrt. Ungläubig starrte sie in eine hässliche Fratze. Dass sich Pierre dahinter verbarg, erkannte sie lediglich noch an den Augen.
    Er legte ihr den Dolch in die Hände und schloss seine eigenen Finger um die ihren. Sein Mund öffnete sich und entblößte eine Zahnreihe, die vollends aus gefährlichen Spitzen bestand. Die übergroßen Eckzähne ragten nur ein Stück weit hervor. Vor Gier lief ihm der Sabber am Kinn hinunter. Ein kalter Schauder fuhr in Isabellas Nacken.
    „Ich habe Hunger“, knurrte er. „Gib mir frisches Blut.“
    Sie fühlte seinen Biss, obwohl er ihr noch überhaupt nichts angetan hatte. Aber er würde ihr Blut aussagen und sie leblos am Boden liegen lassen. Das war gewiss. Es gab keinen Ausweg. Ihre Schulterblätter zogen sich zusammen. Kälte breitete sich in ihrem Inneren aus. Sie schloss die Augen und vergoss eine Träne, mit der sie sich von ihrem sterblichen Dasein verabschieden wollte.
    Doch all ihren Befürchtungen und obskuren Vorstellungen zum Trotz vergrub er seine Zähne nicht in ihrem Fleisch. Er streifte sie nicht einmal mit den Lippen. Stattdessen führte er sie zum wiederholten Male auf den Altar zu.
    „Nein, dein Blut möchte ich nicht.“ Sein eindringliches Raunen hatte einen grausigen Unterton.
    „Ich möchte, dass du mir ihr Blut besorgst.“ Er deutete auf den aschfahlen Körper von Alice. Mittlerweile wirkte sie mehr tot als lebendig.
    „Tu es mit dem Dolch. Jetzt sofort.“
    Sein Einfluss schnürte Isabella immer enger ein. Ihr Atem versiegte. Sie riss die Augen wieder auf – ganz weit – und starrte Alice an. Die zitterte und wimmerte in ihrem apathischen Zustand. Sie flehte Isabella an, sie zu verschonen. War sie nicht unschuldig? Verdiente sie es etwa nicht weiterzuleben?
    Ein dicker Kloß bildete sich in Isabellas Hals. Sie musste husten, um nicht zu ersticken. Viel zu schnell füllten sich ihre Lungen wieder mit Luft, und das Brennen verschärfte ihre missliche Lage nur noch mehr.
    Pierre konnte nicht von ihr verlangen, Alice etwas anzutun!
    Niemals würde sie das. Ihr nicht und auch sonst niemandem.
    Wütend schubste Pierre Isabella auf den Altar, so dass sie unsanft mit dem Gesicht auf dem nackten Körper von Alice landete. Den Dolch nahm er mit sich. Wie ein Schatten schlich er um das Steingebilde und seine Opfer.
    Chantal lag nach wie vor am Boden. Mit den Armen stützte sie den Oberkörper ab und blickte zu dem Wesen auf, in das sich Pierre verwandelt hatte. Selbst ihr machte sein neues Erscheinungsbild Angst. Sie wagte nicht, sich zu rühren.
    Während Pierre den Raum durchquerte, hielt er die ganze Zeit über Blickkontakt zu Isabella. Sie sollte wissen, welche Konsequenzen ihre Weigerung hatte. Pascal war das Ziel seines Begehrs. Er packte den Angeketteten an seinem blonden, klebrigen Haar. Brutal riss er den Kopf seines Opfers nach hinten. Überstreckt lag er schließlich auf Pierres Schoß und bot ihm seine Kehle offen preis.
    Dieses grausame Wesen präsentierte Isabella voller Überheblichkeit seinen goldenen Dolch. Er leckte über die Klinge. Küsste sie. Sie war sein liebster Schatz. In ihr steckte alles, was er jemals ersehnt hatte.
    Zu Isabellas Entsetzen stellte er die Spitze des Dolches nun in Pascals Halsbeuge. Er ritzte ein winziges Kreuz in dessen Haut. Daraus quollen zwei Blutstropfen hervor, ehe sich die Wunde wieder schloss. Zurück blieb ein rotes Mal, das Pascal zeichnete.

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