Blutnächte - 2
derart lange mit einem Weibsbild aufhielt.
Zu seiner Verwunderung trat das Paar nur wenige Minuten später gemeinsam zu ihm hinaus. Jesse wirkte etwas schüchtern. Sie hielt sich links von Andrew an dessen Arm fest. Beinahe ehrfürchtig sah sie den Düsteren an. Dennoch spürte er ihren starken Geist, als sie nun zu ihm sprach.
„Ich weiß, dass ihr denkt, ich sollte lieber hier bleiben und auf euch warten. Aber ich werde euch nicht alleine gehen lassen. Ich werde mitkommen.“
„Das ist unvernünftig“, stellte Cedric sachlich fest.
„Das ist mir egal.“
Andrew und Cedric sahen sich an. Es schien beinahe so, als trügen sie einen stummen Kampf aus, von dem Jesse nichts mitbekommen sollte. Am Ende nickte der Düstere aber, so dass sie sich gemeinsam auf den Weg machen konnten.
Für Jesse sollte die Reise eine vollkommen neue Erfahrung werden. Andrew hatte ihr soeben zum ersten Mal von dem Vampirflug durch Raum und Zeit erzählt. Nun legten sich seine Arme um ihre Taille. Er zog sie zu sich heran und projizierte ihr ein Bild von schwarzen Vögeln mit riesenhaften Schwingen und merkwürdig nach unten gebogenen Schnäbeln. Ehe sie begriff, dass eines dieser Tiere sie selbst verkörperte, hatte sie sich auch schon verwandelt. Andrew dämpfte ihren unwillkürlichen Schockzustand. Er fing sie auf und brachte sie auf ihre eigene Flugbahn. Wie frei sie sich mit einem Mal fühlte! Höher und höher stiegen die Vampire in die Lüfte, bis das Gebäude, von dem aus sie gestartet waren, verschwamm. Paris wurde zu einem winzigen Punkt einer überdimensionalen Landkarte.
Jesse hatte sich gerade an diesen Anblick gewöhnt. Sie verlor ihre Angst, keinen Halt mehr zu haben. Munter schwang sie mit den großen schwarzen Flügeln, ließ den kühlen Nachtwind über ihr Gefieder streifen. Doch da wurde sie auch schon vorwärtsgetrieben. Mit halsbrecherischer Geschwindigkeit stürmten nun die drei Vögel durch die Dunkelheit. Bunte Lichter flackerten wild um Jesse herum auf und erloschen wieder, bis sie glaubte, in einem Nichts zu landen. Sie hatte keine Kraft mehr.
Viel länger hätte sie diesen Flug nicht ertragen können. Sie war heilfroh, als sie im nächsten Moment den Boden unter ihren Füßen spürte.
„Gelandet“, schnaufte sie und presste sich Halt suchend an Andrew.
~~~
Isabella wurde schwindelig. Ihr Körper fühlte sich wie eine leere Hülle an. Leicht zu manipulieren. Genau das musste sie sein. Pierre bediente sich ihrer Schwäche. Er redete in unverständlichen Worten auf sie ein, und Isabella antwortete, ohne dabei ihre eigene Stimme zu hören. Sie wusste weder, was sie da sagte, noch welche Bedeutung es hatte. Ihre Hände ließen sich nicht mehr kontrollieren. Durch eine dunkle Macht gesteuert, streichelten sie die üppigen Rundungen Chantals.
Die Vampirin stöhnte und reckte sich ihr entgegen. Sie öffnete die Knöpfe, die das knappe Lackbustier vorne zusammenhielten. Ihre Brüste quollen heraus. Groß und prall und so perfekt, dass Isabella nicht anders konnte, als sie anzustarren. Pierres eiserner Griff in ihrem Nacken drückte sie hinab. Isabella küsste das Dekolleté Chantals. Willenlos ergeben leckte sie über die nackte Haut. Ihre Lippen umschlossen eine Brustwarze. Sie sog daran, bis die Vampirin vor Wonne gurrte wie ein zahmes Täubchen.
„Isabella!“
Sie hielt inne. Die harte Knospe entglitt ihrem Mund. Ungeduldig presste sie sich an ihre Wange. Doch Isabella war abgelenkt. Sie fragte sich, warum diese Stimme ihr bekannt vorkam, und wer da gerade nach ihr gerufen hatte.
„Unwichtig“, wischte Pierre diese Gedanken beiseite. „Es ist allmählich Zeit für das Ritual.“
„Das Ritual?“ Isabella hob fragend eine Augenbraue. Sie verstand gar nichts.
Chantal hingegen kicherte. „Das Ritual!“, keifte sie. „Ich will dein Blut sehen. Ich will es riechen und schmecken und mich daran laben.“
Isabella wurde zur Seite geschleudert. Schmerzlich wurde ihr bewusst, dass sie momentan nicht mehr als eine Marionette war. Sie taumelte durch den Kerkerraum. Bemüht, sich einen Überblick zu verschaffen, erkannte sie als erstes die düsteren Gestalten, die in einem Halbkreis um den Steinaltar herumstanden. Haltlos stolperte sie gegen eine von ihnen. Starke Arme fingen sie auf. Sie hielten sie fest und trugen sie abermals zu dem skurrilen Vampirpaar.
Pierre hielt den goldenen Dolch mit beiden Händen hoch. Der Rubinschaft leuchtete auf und verwandelte sein Gesicht in eine blutrote, diabolische
Weitere Kostenlose Bücher