Blutnebel
du selbst am besten, wie du mit ihm umgehen musst«, sagte er verständnisvoll und wartete einen Moment, ehe er weitersprach. »Aber falls du irgendwelche Hilfe in dieser Richtung gebrauchen kannst, kann ich mich gern an den Arschtritten beteiligen.«
»Danke für das Angebot«, sagte sie und unterdrückte ein Gähnen. »Aber ich schaff das schon.«
»Wann kommst du zurück? Wir haben es gestern Abend nicht mal bis zum Nachtisch geschafft.« Er legte den Kopf in den Nacken, um die Sterne zu betrachten, während seine Gedanken nur um sie kreisten. »Für mich ist ein Essen erst mit Nachtisch komplett.«
»Irgendwie wundert es mich nicht, dass du versuchst, aus einer Abmachung, die bereits erfüllt ist, neue Bedingungen herauszuholen.« In ihrer Stimme schwang Humor mit. »Offen gestanden bin ich schon wieder hier im Motel. Bin heute Abend zurückgekommen.«
Heute Abend. Dev starrte auf die Lampe auf der anderen Straßenseite, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Er war doch kein dämlicher Vierzehnjähriger, der zum ersten Mal verliebt war, also konnte es nicht die Enttäuschung sein, die ihn plagte. Es gab nicht den geringsten Grund dafür, dass sie ihn über ihre geänderten Pläne hätte unterrichten sollen. Sex änderte nichts an den Rahmenbedingungen ihrer Beziehung. Ramsey ließ das gar nicht zu. Und ein normaler Mann hätte angesichts dieser Erkenntnis Purzelbäume geschlagen.
»Dein Tag muss ja erfolgreich gewesen sein, wenn du die Reise abkürzen konntest.«
Sie zögerte, ehe sie antwortete. »Es gibt eine neue Spur in dem Fall. Keine Ahnung, wohin sie führt, aber Powell und Matthews gehen ihr von dort aus nach. Ich habe hier genug damit zu tun, mich darum zu kümmern.«
»Tja, du könntest auch bei mir vorbeikommen. Dich um mich kümmern.« Der Duft der Magnolien hing in der Luft, kam vom Garten seiner Nachbarn herübergeweht. »Ich weiß schon gar nicht mehr, wann sich zuletzt jemand richtig intensiv um mich gekümmert hat.«
»Wirklich?«, sagte sie trocken. »Dann hast du aber ein erstaunlich schlechtes Gedächtnis.«
Er grinste in die Dunkelheit. »Hab ich. Ein ganz lausiges. Vielleicht solltest du vorbeikommen und es auf Trab bringen.«
»Sosehr ich es auch genießen würde, dich ›auf Trab zu bringen‹, ich muss leider passen. Ich hab letzte Nacht nicht viel geschlafen.«
»Das stimmt. Und ich lasse dich auch gleich wieder schlafen, wenn du mir nur eine kleine Frage beantwortest.«
»Und die wäre?«
»Was hast du an?«
»Wie kommst du darauf, dass ich etwas anhabe?«, konterte sie.
Seine Lippen kräuselten sich. »Jetzt bist du aber gemein.«
»Ich dachte, genau das gefällt dir an mir.«
»Kann ich nicht leugnen. Und jetzt lass ich dich wieder schlafen, während ich die ganze Nacht hier sitze und mir ausmale, wie du splitternackt in deinem Motelbett liegst. Mir fällt schon was ein, wie du mich dafür entschädigen kannst.«
»Kann ich mir denken.«
Er wollte gerade gute Nacht sagen, als sie ihm mit sanfter Stimme ins Wort fiel.
»Dev?«
»Ja?«
Sie hielt einen Moment lang inne, ehe sie hastig weitersprach. »Es ist schön, deine Stimme zu hören.«
Die Verbindung wurde beendet und nahm ihm die Gelegenheit zu antworten, selbst wenn ihm eine Antwort eingefallen wäre.
Er blieb im Dunkeln sitzen, noch lange nachdem er sein Bier ausgetrunken hatte, und beobachtete die Motten bei ihren flatternden Todesflügen um die Straßenlampe.
Und fragte sich, warum eine so komplizierte Frau ihn dermaßen faszinierte.
18. Kapitel
Er schwenkte den Strahl seiner starken Taschenlampe über den Boden und fand die Frau nach wie vor gefesselt in der Ecke.
Ihr Kopf schoss nach oben wie bei einem verängstigten Tier, und ihre Augen blinzelten gegen das grelle Licht. Der Anblick erfüllte ihn mit Genugtuung. Sie erwartete ihn. Erwartete die Züchtigung, die ihre Erlösung bedeutete.
Hatte sie das mittlerweile begriffen? Hatte er die Dämonen gebannt, die ihren Körper besetzten, die sie gegen ihre Rettung kämpfen, treten und schreien ließen? Das Böse konnte schwer auszutreiben sein, wenn es sich erst einmal in einem Menschen festgesetzt hatte. Der Genuss, den er dabei empfand, es zu bannen, hatte nichts mit dem Körperlichen zu tun. Nein, das kam allein von dem Wissen, dass er Gottes Willen erfüllte.
Er trat noch einen Schritt näher und weidete sich daran, wie sie an ihren Fesseln zerrte. Ganz allein dafür zu sorgen, ihre Dämonen zu verjagen, hatte sich als genauso befriedigend erwiesen,
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