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Blutnebel

Blutnebel

Titel: Blutnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
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normaler Stimme wandte sie sich wieder an Dev. »Es war der jüngste von den Harris-Jungen. Zachary. Ich sehe ihn andauernd mit seinem Truck herumfahren, und dabei dröhnt ständig diese furchtbar laute Teufelsmusik heraus. Ein- oder zweimal hab ich schon die Polizei gerufen, aber wenn sie sich überhaupt die Mühe machen, mit ihm zu reden, dann nützt es jedenfalls nichts.«
    »Zach Harris?« Dev kannte den Namen. Der Typ war ein Kumpel von Banty Whipple, was nicht weiter überraschend war. Ja, er war sogar einer von denen gewesen, die am Vorabend mit Banty einen getrunken hatten, als er mit Ramsey zum Essen ins Half Moon gekommen war.
    »Der wird es nie zu was bringen, das sag ich Ihnen.« Bunny nickte erneut eifrig, und als er diesmal ihre kleinen Löckchen auf- und abhüpfen sah, kam ihm plötzlich der völlig unpassende Gedanke, dass die Gute ihrem Hund mehr als nur oberflächlich ähnlich sah. »Ja, gut, er hat einen Job in der Fabrik, aber soweit ich gehört habe, versäuft er sein Gehalt ebenso schnell, wie er es verdient. Soll ich der Polizei sagen, was ich gesehen habe?«
    Er überlegte kurz. Bisher hatte er den Vorfall nicht angezeigt, sondern mit einem Bier auf der Veranda gesessen und darüber nachgedacht, wie er wohl am besten vorgehen sollte. Doch nun, da er eine Augenzeugin hatte, könnte er durchaus Anzeige erstatten.
    »Ich rufe morgen früh bei der Polizei an und sage ihnen, sie sollen sich an Sie wenden«, erwiderte er und warf dem Hund, der nun an der Kante der untersten Treppenstufe kaute, einen scheelen Blick zu. »Danke, dass Sie vorbeigekommen sind und mir Bescheid gesagt haben, Miss Franzen.«
    »Tja, ich tue nur meine nachbarschaftliche Pflicht, weiter nichts.« Bunny wandte sich zum Gehen, ehe sie sich auf dem Gartenweg noch einmal umwandte. »Grüßen Sie Ihren Großvater recht schön von mir. Ich könnte ihm eigentlich morgen früh einen frischen Pfirsichkuchen vorbeibringen. Er hat immer so von meinem Pfirsichkuchen geschwärmt.«
    »Da würde er sich bestimmt freuen«, antwortete Dev nicht ohne boshafte Hintergedanken.
    »Dann mach ich das auch. Ich bringe ihm einen frisch gebackenen, warmen Pfirsichkuchen und halte ein ausgiebiges Plauderstündchen mit ihm. Wahrscheinlich nehme ich Mr Biscuits auch mit. Ich weiß doch, wie sehr Ihr Großvater Tiere liebt.« Mit einem weiteren energischen Nicken, das ihre Löckchen erneut erzittern ließ, wandte sie sich um und ging den Weg hinab – das Bild einer Frau mit einem Plan.
    »Nochmals vielen Dank«, rief Dev ihr nach. Er schnappte sich die Flasche, die neben seinem Stuhl auf dem Boden stand, trank einen Schluck und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er freute sich jetzt schon auf das Gejammer seines Großvaters darüber, wie er eine morgendliche Plauderstunde mit Bunny Franzen hatte verkraften müssen, die noch nie ein Geheimnis daraus gemacht hatte, dass sie Benjamin Gorder überaus anziehend fand.
    Wenn er sich die Reaktion seines Großvaters auf sein Geständnis ausmalte, dass er Bunnys Pläne unterstützt hatte, wanderten Devs Mundwinkel erneut nach oben. Der Mann konnte ein bisschen Gesellschaft gut vertragen, aber er hatte bestimmt seine eigene Meinung über die Auswahl der Besucher.
    Da durchzuckte ihn ein Gedanke, und das Lächeln verschwand von seinen Lippen. Er trank noch einen Schluck Bier. Zwar war ihm das Alleinsein nie schwergefallen, doch er hätte lügen müssen, wenn er abgestritten hätte, dass er sich jetzt danach sehnte, eine ganz bestimmte Stimme zu hören.
    Er zog das Handy aus der Hosentasche, legte die Beine aufs Geländer und wählte eine vertraute Nummer.
    Die Stimme am anderen Ende klang verschlafen, zornig und mörderisch. »Verdammt noch mal, Luverne, du kannst von Glück sagen, dass ich keine Zeit habe, runterzufahren und dir in den Arsch zu treten.«
    Dev zog die Brauen hoch und rutschte tiefer in die Kissen des alten Korbschaukelstuhls. »Ramsey. Ich habe dich geweckt.« Es war noch nicht einmal zehn Uhr. Und wie war er eigentlich auf die Idee gekommen, dass die Frau nie schlief? »Tut mir leid.«
    »Dev?« Ihre Stimme klang schlagartig munterer. Er sah sie vor sich, wie sie sich im Bett aufsetzte und die Schlaftrunkenheit abschüttelte. »Entschuldige. Ich dachte, du wärst … jemand anders.«
    Er beobachtete, wie die Glühwürmchen über dem Garten tanzten und blinkten. »Hast du schon mit deinem Bruder gesprochen?«
    Sie antwortete erst nach längerem Schweigen. »Noch nicht.«
    »Bestimmt weißt

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