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Blutnebel

Blutnebel

Titel: Blutnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gewissensbissen fuhr sie los. Dann fiel ihr Blick auf ihre Einkäufe. Der Wein wurde langsam warm. Und sie musste noch einmal ins Motel, um ihre Wäsche abzuholen, sodass sie auf jeden Fall zu spät zu Devs Hamburgern kommen würde.
    Ebenso schnell, wie es gekommen war, verschwand das schlechte Gewissen und machte einem Gefühl warmer Vorfreude Platz. Sie wollte dieser Empfindung nicht auf den Grund gehen und beschloss ausnahmsweise einmal, sie einfach zuzulassen.
    »Hast du den Trockner ohne Probleme zum Laufen gebracht?« Dev kam mit einer Platte zur Hintertür herein, auf der sich genug Hamburger stapelten, um ein kleines Dorf eine Woche lang zu ernähren.
    »Ich besitze durchaus ein paar häusliche Fertigkeiten.« Sie legte das Buch beiseite, in dem sie geblättert hatte, und schob die Weingläser weg, damit er die Platte auf den Tisch stellen konnte.
    »Das sehe ich.«
    Er hatte es ihr überlassen, den Tisch zu decken und Gemüse als Beilage zu den Hamburgern vorzubereiten, das sie ohnehin nie essen würde. Ach, und eine Tüte Chips aufzumachen und die Chips in eine Schüssel zu füllen. Was, wenn man ehrlich war, ihre Fertigkeiten in der Küche so ziemlich erschöpfte. Dabei krankte es weniger daran, dass sie nicht kochen konnte, als vielmehr daran, dass sie sich nur selten dazu aufraffte. Es war viel einfacher, sich irgendwo etwas zu holen, erst recht bei ihrer unregelmäßigen Arbeitszeit.
    Trotzdem war das hier nett. Gemütlich. Ihr Beitrag zum Abendessen hatte nicht viel Mühe gemacht, und so war sie durchs Haus spaziert, hatte neben dem Computer das Buch mit Devs Namen auf dem Titel liegen sehen und darin geblättert.
    Ihr schwirrte noch der Kopf von den vielen Eindrücken. »Irgendwie hast du vergessen, deinen Doktortitel zu erwähnen.«
    Er kramte im Kühlschrank herum, bis er Ketchup und Senf gefunden hatte. Dann trat er an den Tisch und stellte beides in die Mitte. »Spielt meist keine Rolle. Es sei denn …« Er warf ihr einen Blick voller gespielter Hoffnung zu. »Fallen dir beim Gedanken an akademische Würden die Kleider vom Leib?«
    Ramsey grinste. »Da musst du dich schon ein bisschen mehr anstrengen.«
    »Siehst du? Ich wusste, dass es dich nicht beeindruckt, also war die Erwähnung überflüssig.« Er spießte einen Burger auf und legte ihn auf ihren Teller, ehe er sich auf der anderen Tischseite niederließ.
    Sie schlug noch einmal die Rückenklappe auf und studierte sein Foto. Darauf lächelte er nicht und trug eine Brille, mit der sie ihn noch nie gesehen hatte. Er wirkte ernst und gelehrt, wie es den Lobeshymnen darunter entsprach. »Ein Bestsellerautor, der bereits zahlreiche Preise gewonnen hat, was?«
    Er hob lässig eine Schulter und machte sich mit der Geschicklichkeit eines Mannes, der es gewohnt ist, sich sein Essen selbst zuzubereiten, flink einen doppelten Hamburger mit sämtlichen Zutaten zurecht. »Die Texte verfasst mein Agent. Es ist ein großer Fehler, deiner eigenen Presse Glauben zu schenken, sage ich immer.«
    Sie musterte ihn aufmerksam und war sicher, dass er seinen Erfolg herunterspielte. Das an sich war nicht weiter erstaunlich. Doch sie hegte allmählich den Verdacht, dass seine lockere, freundliche Art und seine Selbstironie ebenso eine Abwehrmaßnahme darstellten wie der zugegebenermaßen stachelige Schutzschild, den sie um sich errichtet hatte. Und es war verblüffend effektiv. Sie hatte bereits mehrmals mit ihm gesprochen, ehe sie auf die Idee kam, hinter die Fassade zu blicken.
    Die Erkenntnis beschämte sie ein wenig. »Ich würde dein Buch gern lesen.«
    »Tomaten?« Als sie den Kopf schüttelte, stellte er den Teller wieder ab und hielt ihr einen anderen hin. »Salatblätter?«
    »Nur Ketchup. Kann ich mir das ausleihen?«
    Er musterte sie genau und hatte dabei einen undefinierbaren Blick in den Augen. »Es ist vermutlich nicht dein Ding.« Als sie nicht antwortete, zuckte er lediglich die Achseln, streckte den Arm nach dem Buch aus und musterte es. »Klar, wenn du willst. Das hier spielt in Louisiana. Jede Menge Atmosphäre in Louisiana. Eine alte Plantagenvilla, in der es angeblich spuken sollte. Ich bin hingefahren, um es rauszufinden.« Ohne aufzustehen, fasste er hinter sich, zog eine Schublade auf und nahm einen Kugelschreiber heraus.
    »Und, hat’s gespukt?«
    Er grinste spitzbübisch. »Das erfährst du, wenn du es liest.« Er schlug das Buch vorne auf, schrieb schwungvoll eine Widmung hinein und signierte es, ehe er es ihr reichte. »Bitte schön. Ich

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