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Blutnebel

Blutnebel

Titel: Blutnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Feuerrot zu sein schien wie der, den ihre Tochter benutzte.
    Schließlich blieb die Bedienung vor Ramsey stehen, und sie wandte sich lange genug von ihrer Nachbarin ab, um ihre Bestellung aufzugeben. »Ich würde gern mal vorbeikommen und mit Ihnen über die Stadtgeschichte sprechen, die Sie verfasst haben. Vor allem über die unterschiedlichen Versionen der Legende.«
    Donnelle griff nach ihrer Gabel und spielte mit ihr, während ihre Miene unverändert freundlich blieb. »Was führt Sie nach Buffalo Springs, Ramsey? Also, das ist wirklich ein ungewöhnlicher Name. Aber schön.« Mühelos vollzog sie den Schlenker zu ihrer ursprünglichen Frage. »Haben Sie Verwandte hier in der Gegend?«
    »Ich bin aus Virginia und arbeite mit dem TBI an der Aufklärung des Mordes, der kürzlich hier passiert ist.«
    »Muss ein faszinierender Beruf sein.« Donnelle senkte die Stimme. »Meine Tochter kann gar nicht genug von diesen blutrünstigen Krimiserien kriegen. Andauernd sage ich ihr, dass es nicht feminin ist, sich derart für dieses ganze Gemetzel zu begeistern.« Sie lächelte fröhlich. »Nicht dass Sie nicht feminin wären. Ich würde was geben, wenn ich so groß wäre wie Sie.« Sie stand auf, zog ihre Geldbörse heraus und legte ein paar Scheine auf die Theke.
    »Wegen der Legende …«, begann Ramsey erneut. »Leanne hat gesagt, ich kann Sie mittwochs im Historischen Museum finden.«
    »Nur leider habe ich dort mehr Stress als eine einäugige Katze, die zwei Mauselöcher bewacht. Aber ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihre Arbeit, Ramsey.« Donnelle schlang sich den Riemen ihrer Tasche über den Arm. »Und machen Sie einen Termin bei meiner Tochter, ja? Sie wirkt wahre Wunder mit ihrer Schere. Und da spricht nicht der Mutterstolz aus mir – es ist die reine Wahrheit.«
    Ramsey gab sich damit nicht zufrieden. Sie drehte sich auf ihrem Barhocker um, als die Frau sich zum Gehen wandte, da sie sich nicht so abspeisen lassen wollte.
    Doch ehe sie zum Protest ansetzen konnte, hörte sie die andere sprechen. »Na, so was, Devlin Stryker, wie er leibt und lebt.«
    Als hätte ihr Tag noch nicht schmachvoll genug begonnen, dachte Ramsey.
    Der vorletzte Mann, den sie zu sehen wünschte – wobei der erste ein nackter Jonesy war, doch dafür war es eindeutig zu spät –, löste sich langsam aus Donnelles stürmischer Umarmung, wobei er eine ihrer Hände in seinen beiden behielt. »Wie geht’s denn der Schönheit von Buffalo Springs?«
    Ramsey konnte sich nur mit Mühe ein Augenrollen verkneifen.
    »Ich bin ganz schön sauer.« Falls Donnelle verärgert klingen wollte, hätte sie den anhimmelnden Unterton aus ihrer Stimme tilgen sollen, dachte Ramsey. »Leanne hat gesagt, du bist schon seit Tagen in der Stadt, aber du bist noch kein einziges Mal zu uns zum Essen gekommen.«
    »Ich warte nur auf den richtigen Augenblick, Donnelle. Wie geht’s Steve?«
    Als die beiden ein Gespräch über Leute begannen, die sie nicht kannte, verlor Ramsey das Interesse und lauschte stattdessen auf die Gesprächsfetzen, die von anderswo an ihr Ohr drangen.
    »… hat sich direkt in den Kopf geschossen, hab ich gehört …«
    »… Marvella ist völlig am Ende, sag ich dir. Keine Ahnung, wie es weitergeht …«
    »… wissen, warum er das gemacht hat.«
    »… ihn gestern noch gesehen, und da ist er mir ganz schön fertig vorgekommen. Ich hab mir da schon gedacht, dass er …«
    Ramsey lauschte schamlos und bemühte sich, mehr aufzuschnappen, doch die Gespräche um sie herum vermischten sich bald zu einem unverständlichen Raunen. Was sie allerdings glockenklar vernehmen konnte, war Donnelles Stimme.
    »Du musst mich wirklich bald mal besuchen. Komm doch am Mittwoch im Historischen Museum vorbei, ja? Ich würde so gern wieder mal ausgiebig mit dir plaudern.«
    Wutschnaubend warf Ramsey einen Blick nach hinten, nur um Donnelle in Richtung Tür davonrauschen zu sehen. Dev wandte sich um, fing die geballte Wucht ihres zornigen Blicks auf und blieb wie angewurzelt stehen, ehe er in gespielter Ergebenheit die Hände hob.
    »Normalerweise fange ich vor neun Uhr nie so richtig mit Sündigen an, also weiß ich sicher, dass ich unschuldig bin.«
    Ramsey schaute wieder in Richtung Tresen. »Welchen Vergehens?«
    »Wofür auch immer Sie mich am liebsten zu Kleinholz machen würden.« Ohne eine Aufforderung abzuwarten – die sie nicht ausgesprochen hätte –, rutschte er auf den Barhocker neben ihr und sah sie mit zur Seite geneigtem Kopf an. »Lassen Sie

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