Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
Vom Netzwerk:
augenblicklich verflog, als er sah, wie sich sein Gesichtsausdruck erwartungsvoller Vorfreude in Wut verwandelte. Zwei Stunden vor seinem Ziel hatte der 20th Century Limited die Chicagoer Morgenzeitungen an Bord genommen, die ein nach Osten fahrender Zug zurückgelassen hatte. Ein frisches zusammengefaltetes Exemplar auf jedem Platz erwartete die Reisenden beim Frühstück.
    EXPLOSION IN US NAVY
    TORPEDOTESTLABOR UND FABRIK
    IN NEWPORT
    ZWEI OFFIZIERE TÖDLICH VERLETZT
    NEWPORT, RHODE ISLAND, 15. Mai - Eine tödliche und vernichtende Explosion hat die Naval Torpedo Station in Newport heimgesucht. Dabei fanden zwei Marineoffiziere den Tod, außerdem wurde eine vollständige Produktionslinie völlig zerstört.
    Isaac Bell war wie vom Donner gerührt. Liefen seine Ermittlungen etwa in die falsche Richtung?
    »Guten Morgen, Bell. Sie haben Ihren Kaviar gar nicht angerührt. Ist er etwa verdorben?«
    »Guten Morgen, Riker. Nein, er riecht gut. Schlechte Nachrichten in der Zeitung.«
    Riker schlug sein Exemplar auf, während er sich hinsetzte. »Du lieber Himmel! Wie konnte das passieren?«
    »Darüber steht nichts drin. Entschuldigen Sie mich.« Bell kehrte in sein Privatabteil zurück.
    Wenn es kein Unfall, sondern Sabotage war, dann war der Wirkungsbereich des Spions genauso grenzenlos wie seine Grausamkeit. Im Laufe eines einzigen Tages hatte sein Ring in Washington einen Verräter getötet, in New York einen Detektiv ermordet, der seine Spur aufgenommen hatte, und eine schwer bewachte Einrichtung der Navy an der Küste von Rhode Island in die Luft gesprengt.
    Zwanzig Minuten nachdem der 20th Century in Chicago eingefahren war, richtete Isaac Bell im hinteren Teil der Gepäckaufbewahrung der LaSalle Station eine vorübergehende Einsatzzentrale ein. Van-Dorn-Detektive aus dem Hauptbüro in der Palmer Street hatten den Bahnhof bereits gründlich unter Kontrolle. Sie folgten den Verdächtigen, als sie sich in alle vier Winde zerstreuten.
    Larry Rosania löste sich sofort in Luft auf. Ein abgedienter Detektiv der Chicagoer Filiale erstattete verlegen Bericht über seinen Misserfolg, als ein anderer Detektiv hereinstürmte. »Isaac! Der alte Mann sagt, Sie sollen ihn aus dem Privatbüro des Stationsvorstehers anrufen. Und unbedingt darauf achten, dass Sie allein sind.«
    Bell ließ sich nicht lange bitten.
    Van Dorn fragte: »Ist niemand in der Nähe?«
    »Niemand, Sir, ich bin allein. War einer der getöteten Offiziere Ron Wheeler?«
    »Nein.«
    Erleichtert atmete Bell auf.
    »Wheeler hatte sich davongeschlichen, um die Nacht bei einer Frau zu verbringen. Hätte er das nicht getan, so wäre er jetzt ebenfalls tot. Es waren seine Leute, die es erwischt hat.«
    »Gott sei Dank war er nicht dabei. Captain Falconer meint, dass er unersetzlich ist.«
    »Nun, da ist noch etwas anderes Unersetzliches«, knurrte Van Dorn düster. Sechshundert Meilen kupferner Telefondraht zwischen Chicago und Washington konnten den zornigen Klang seiner Stimme nicht mildern. »Dies steht nicht in den Zeitungen und wird dort auch niemals darin erscheinen - sind Sie noch allein, Isaac?«
    »Ja, Sir.«
    »Hören Sie gut zu. Die Navy hat einen schrecklichen Verlust erlitten. Die Explosion hat ein Feuer ausgelöst. Und dieses Feuer hat das gesamte Arsenal experimenteller elektrischer Torpedos, die aus England importiert wurden, zerstört. Offensichtlich hatten Wheelers Leute ihre Reichweite und Zielgenauigkeit erhöht und verbessert. Noch wichtiger - noch viel wichtiger - war jedoch, dass Wheelers Leute eine Möglichkeit gefunden haben, die Gefechtsköpfe mit Dynamit zu füllen. Das hat mir der Marineminister heute Morgen berichtet. Er ist verzweifelt. Und zwar derart, dass er damit droht, dem Präsidenten seinen Abschied anzubieten. Offenbar hätte die Verwendung von TNT den Torpedos zu einer zehnmal stärkeren Sprengwirkung unter Wasser verholfen.«
    »Können wir davon ausgehen, dass es kein Unfall war?«
    »Das müssen wir«, antwortete Van Dorn knapp. »Und obwohl die Navy offiziell selbst für die Bewachung ihrer Anlagen Sorge trägt, ist sie von den Van Dorn Protection Services bitter enttäuscht.«
    Isaac Bell sagte nichts.
    »Ich brauche Ihnen nicht im Einzelnen zu erläutern, welche Folgen es hat, wenn man zur Zielscheibe der Kritik einer Regierungseinrichtung wird, ganz gleich, ob man es verdient hat oder nicht«, fuhr Van Dorn fort. »Und ich weiß wirklich nicht, was Sie gerade in Chicago zu suchen hatten, als der Spion in Newport

Weitere Kostenlose Bücher