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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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die Frage.
    »England ist eine Insel. Die Engländer haben keine andere Wahl.«
    »Vielen Dank, Louis«, sagte Arnold Bennett. »Ich hätte es nicht besser ausdrücken können.«
    Louis' dunkle Augen weiteten sich, und dann blickte er nach unten, als schäme er sich, das Wort ergriffen zu haben.
    »Nach dieser Logik«, sagte Riker, »hat Deutschland auch keine andere Wahl. Die deutsche Industrie und der deutsche Handel brauchen eine umfangreiche Frachtflotte, um unsere Güter übers Meer zu transportieren. Wir müssen diese Frachtflotte schützen. Aber ehrlich gesagt glaube ich, dass vernünftige Geschäftsleute niemals einen Krieg befürworten werden.«
    Herr Shafer verzog spöttisch das Gesicht. »Mein Landsmann ist zu leichtgläubig. Geschäftsleute haben in dieser Angelegenheit nicht den geringsten Einfluss. England und Russland haben sich verbündet, um das Wachstum Deutschlands zu hemmen. Frankreich wird sich auf die Seite Englands schlagen. Wir können Gott für die Kaiserliche deutsche Armee und unsere preußischen Offiziere danken.«
    »Preußen?«, rief ein Fahrgast aus Chicago. »Preußische Offiziere haben meinen Großvater dazu gebracht, dass er nach Amerika auswanderte.«
    »Sozialisten«, meinte Shafer abfällig.
    »Sozialisten? Ich zeige Ihnen, was ein Sozialist ist!«
    Seine Freunde hielten den Mann aus Chicago zurück.
    Shafer ließ sich nicht beirren. »Wir werden von England und seinen Lakaien regelrecht belagert.«
    Arnold Bennett sprang auf, spreizte die Beine wie ein Boxer in Kampfhaltung und sagte: »Ihr Ton gefällt mir nicht, Sir.«
    Die halbe Besatzung des Aussichtswagens war jetzt auf den Beinen, gestikulierte und schimpfte lauthals. Isaac Bell schaute zu Riker hinüber, der seinen Blick mit belustigt funkelnden Augen erwiderte. »Ich denke, das beantwortet Ihre Frage, Mr Bell. Gute Nacht, Sir, ich lege mich lieber schlafen, ehe es hier zur Sache geht.«
    Bevor er sich von seinem Stuhl erheben konnte, rief Shafer: »Von außen belagert und von innen von Sozialisten und Juden unterwandert.«
    Isaac Bell musterte Shafer mit eisigem Blick. Der Deutsche wich zurück und murmelte: »Warten Sie ab. Wenn sie mit uns fertig sind, kommen Sie an die Reihe.«
    Isaac Bell holte tief Luft, rief sich in Erinnerung, weshalb er eigentlich mit diesem Zug fuhr, und erwiderte mit einer Stimme, die im gesamten Waggon zu verstehen war: »Nachdem Admiral Mahan klargemacht hatte, dass die Seemächte die Welt regieren, sagte er zu einem Antisemiten - und dafür bewundere ich ihn bis heute: ›Jesus Christus war ein Jude. Damit sind die Juden auch gut genug für mich.‹«
    Die lauten Rufe verstummten. Ein Mann lachte. Ein anderer sagte: »Hey, das gefällt mir: ›Gut genug für mich.‹« Und die Anwesenden brachen in ein schallendes Gelächter aus.
    Shafer schlug die Hacken zusammen. »Gute Nacht, Gentlemen.«
    Riker beobachtete, wie der ehemalige Kavallerist auf den nächsten Steward zuging und einen Schnaps bestellte. »Für einen kurzen Moment«, meinte er leise, »hatte ich fast erwartet, dass Sie Herrn Shafer einen Kinnhaken verpassen.«
    Bell sah den Juwelenhändler an. »Ihnen entgeht nicht viel, Mr Riker.«
    »Ich sagte doch: Mein Vater hat mir jeden Trick beigebracht. Was hat Sie so sehr verärgert?«
    »Ich habe etwas gegen Hass in jeder Form, sei es Rassenhass oder Hass gegen Andersgläubige.«
    Riker zuckte die Achseln. »Um Ihre Frage zu beantworten - und zwar ehrlich -, Europa wünscht den Krieg. Monarchisten, Demokraten, Kaufleute, Soldaten und Seeleute leben schon viel zu lange im Frieden, um auch nur zu ahnen, was auf sie zukommt.«
    »Diese Sieht der Dinge ist für meinen Geschmack zu zynisch«, sagte Isaac Bell.
    Riker lächelte entwaffnend. »Ich bin kein Zyniker. Ich bin Realist.«
    »Was ist mit diesen vernünftigen Geschäftsleuten, die Sie gerade genannt haben?«
    »Einige wittern im Krieg ein gutes Geschäft. Und auf den Rest wird niemand hören.«
    Der Spion beobachtete Isaac Bell, wie er seine Verdächtigen belauerte:
    Der Detektiv kann unmöglich wissen, ob ich mich in diesem Wagen aufhalte.
    Oder ob ich bereits in meinem Bett liege und schlafe.
    Oder ob ich überhaupt im Zug bin.
    Genauso wenig kann er wissen, wer in diesem Zug zu mir gehört.
    Sehen Sie zu, dass Sie ein wenig Schlaf bekommen, Mr Bell. Sie werden ihn brauchen. Morgen früh erwarten Sie schlechte Nachrichten.

36
    »Ihr Heringskaviar mit Rührei, Mr Bell«, verkündete der Steward mit einem breiten Grinsen, das

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