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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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einem dreißig Meter hohen »Gittermast« hinaufhangelte, den die Navy entwickelt hatte, um Geschosseinschläge in größerer Entfernung beobachten zu können. Aber er redete nicht darüber, dass beim Bau der Masten mit gewundenen leichtgewichtigen Stahlrohren experimentiert wurde, um die Masten gegen Geschosstreffer unempfindlicher und sicherer zu machen. Er verriet auch nicht, dass Gittermasten darüber hinaus als Plattformen für die neuen Zielsuchgeräte vorgesehen waren. Ebenso wenig erwähnte er die an die Kreiselvisiersysteme angeschlossenen hydraulischen Anlagen zum Heben und Senken der Turmgeschützläufe. Und natürlich sagte er auch kein Wort über Hull 44, jenen geheimnisvollen Schiffsrumpf.
    »Ich bin ein wenig verwirrt«, gab sie mit einem warmen Lächeln zurück. »Vielleicht können Sie mir helfen, damit ich es verstehe. Jemand erzählte mir, dass Ozeandampfer viel größer seien als Schlachtschiffe oder sogenannte Dreadnoughts. Er meinte, die Lusitania und die Mauritania hätten eine Verdrängung von 44000 Tonnen, aber die Michigan der Navy nur von 16 000.«
    »Ozeandampfer sind schwimmende Hotels«, antwortete Lakewood wegwerfend. »Dreadnoughts sind schwimmende Festungen.«
    »Aber die Lusitania und die Mauritania sind schneller als Dreadnoughts. Er nannte sie die Windhunde der See.«
    »Na schön, wenn Sie die Lusitania und die Mauritania als Windhunde betrachten, dann stellen Sie sich einen Dreadnought als Wolf vor.«
    Sie lachte. »Jetzt verstehe ich. Und Ihre Aufgabe ist es, ihm Zähne zu geben.«
    »Mein Job«, korrigierte Lakewood sie stolz, »besteht darin, seine Zähne zu schärfen.«
    Abermals lachte sie. Und legte eine Hand auf seinen Arm. »Und welche Aufgabe hat Captain Falconer?«
    Grover Lakewood überlegte sorgfältig, ehe er antwortete. Jeder konnte die offiziellen Verlautbarungen lesen. Jeden Tag erschienen Artikel über den Dreadnought-Wettlauf und berichteten von den Kosten und der nationalen Ehre und feierlichen Stapelläufen und plattfüßigen Spionen, die sich als Zeitungsreporter ausgaben.
    »Captain Falconer leitet das Schießübungsprogramm für die Navy. Er galt nach der Schlacht von Santiago als Artillerieexperte. Obwohl wir jedes spanische Schiff vor Kuba versenkt haben, hatten unsere Geschütze nur eine Trefferquote von zwei Prozent. Captain Falconer hat geschworen, diesen Wert erheblich zu verbessern.«
    Die steile Felswand des Agar Mountain ragte vor ihnen auf. »Oh, sehen Sie«, sagte Katherine. »Wir haben den Berg für uns ganz allein. Außer uns ist niemand hier.« Sie blieben am Fuß der Felswand stehen. »Hatte nicht auch dieser Verrückte, der Selbstmord beging, indem er sein Klavier in die Luft sprengte, etwas mit Kriegsschiffen zu tun?«
    »Wo haben Sie das denn gehört?«, fragte Lakewood. Die Navy hatte die Tragödie aus den Zeitungen herausgehalten und nur bestätigt, dass in der Naval Gun Factory eine Explosion stattgefunden hatte.
    »Es war in Washington in aller Munde«, sagte Katherine.
    »Wohnen Sie dort?«
    »Ich habe da eine Freundin besucht. Kannten Sie den Mann?«
    »Ja, er war ein feiner Mensch«, antwortete Lakewood, schaute an dem felsigen Steilhang hoch und suchte nach einer Aufstiegsroute. »Er hat sogar am Muschelessen des Captains teilgenommen und war auf der Jacht.«
    »Ich glaube nicht, dass ich ihn kennengelernt habe.«
    »Es war eine verdammt traurige Geschichte ... ein furchtbarer Verlust.«
    Es zeigte sich, dass Katherine Dee hervorragend klettern konnte. Lakewood konnte kaum mit ihr mithalten. Er war noch ein Neuling in dieser Sportart, und ihm fielen bald ihre Finger auf, die so stark waren, dass sie ihnen ihr gesamtes Körpergewicht anvertrauen konnte. Nicht selten zog sie sich mit einer Hand an der Felswand hoch, um den nächsten Griff zu erreichen.
    »Sie klettern wie ein Affe.«
    »Das ist aber kein sehr schönes Kompliment.« Sie tat so, als schmolle sie, während sie darauf wartete, dass er sie einholte. »Wer möchte schon wie ein Affe aussehen?«
    Lakewood entschied, lieber seinen Atem zu sparen, als darauf zu antworten. Als sie etwa dreißig Meter zurückgelegt hatten und die Baumwipfel tief unter ihnen wie Vogelfedern aussahen, wurde sie plötzlich schneller und holte einen größeren Vorsprung vor ihm heraus.
    »Sagen Sie mal, wo haben Sie bloß so gut Klettern gelernt?«
    »Die Nonnen in meiner Klosterschule haben uns immer aufs Matterhorn mitgenommen.«
    In diesem Moment hatte Grover Lakewood die Arme weit gespreizt und

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