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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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die Finger auf beiden Seiten in einen Felsspalt geschoben, während er mit den Füßen nach einem sicheren Halt tastete. Katherine Dee hatte eine Position ungefähr fünf Meter genau über ihm erreicht. Sie lächelte.
    »Oh, Mr Lakewood?«
    Er reckte den Hals, um sie sehen zu können. Ihm kam es vor, als hielte sie eine große Schildkröte in einer ihrer kräftigen weißen Hände. Nur dass es um diese frühe Jahreszeit keine Schildkröte sein konnte. Es war ein großer Stein.
    »Seien Sie damit vorsichtig!«, warnte er.
    Zu spät.
    Der Stein rutschte ihr aus der Hand. Nein, das tat er nicht!
    Sie ließ ihn absichtlich los!

6
    Langners Abschiedsbrief wollte Isaac Bell einfach nicht aus dem Kopf gehen.
    Mit dem Passierschein verschaffte er sich noch einmal Zugang zur Naval Gun Factory, öffnete abermals das Polhem Vorhängeschloss an der Tür zum Konstruktionsatelier und durchsuchte Langners Schreibtisch. Ein Stapel handgeschöpften Büttenpapiers, das Langner offensichtlich für besonders wichtige Korrespondenz reserviert hatte, stimmte mit dem Papier überein, auf dem der Abschiedsbrief geschrieben worden war. Daneben lag ein Waterman Füllfederhalter.
    Bell steckte den Füllfederhalter ein und stattete dem chemischen Labor, das die Van Dorn Agency zu seinen Auftraggebern zählte, einen kurzen Besuch ab. Dann fuhr er mit einer Straßenbahn auf den Capitol Hill nach Lincoln Park, in ein Viertel, das im Aufblühen begriffen war, da zahlreiche Bewohner Washingtons aus den sumpfigen Gebieten am Potomac River, die jeden Sommer von einer Wolke fauligen Gestanks zugedeckt wurden, auf den Hügel umzogen.
    Bell fand das Langner-Haus direkt gegenüber dem Park, dem das Viertel seinen Namen verdankte. Es war ein zweistöckiger Klinkerbau mit grünen Fensterläden und einem schmiedeeisernen Zaun, der den Vorgarten umfriedete. Der Buchprüfer der Van Dorn Agency, der Arthur Langners finanzielle Verhältnisse durchleuchtete, hatte keinen Hinweis auf ein privates Einkommen gefunden. Demnach hatte Langner dieses Haus mit dem Gehalt für seine Tätigkeit in der Gun Factory erworben, das in etwa dem Einkommen eines leitenden Managers in der freien Wirtschaft entsprach.
    Das Haus war erst vor kurzem erbaut worden - wie alle anderen Häuser in dieser Gegend, bis auf ein paar alte Holzbauten in den Seitenstraßen - und zeichnete sich durch besonders hohe Fenster aus. Das Mauerwerk war wie üblich schmuckvoll ausgeführt und wurde von einem kunstvoll gestalteten Sims gekrönt. Doch im Innern entsprach das Haus, wie Bell mit einem einzigen Blick feststellte, keinesfalls dem üblichen Einrichtungsstil. Es war sparsam und modern gestaltet, verfügte über Einbauschränke und Bücherregale, elektrische Lampen und Deckenventilatoren. Die Möbel waren ebenfalls modern und äußerst gediegen. Es waren zerbrechlich erscheinende, aber dennoch stabile Objekte aus der Werkstatt des Glasgower Architekten, Innenarchitekten und Malers Charles Rennie Mackintosh. Woher, musste Bell sich fragen, hatte Langner das Geld, um sich Mackintosh- Möbel leisten zu können?
    Dorothy trug keine schwarze Kleidung mehr, sondern hatte sich für ein silbernes Grau entschieden, das zu ihren Augen und ihrem schwarzen Haar passte. Ein Mann folgte ihr in die Halle. Sie stellte ihn als »Mein Freund Ted Whitmark« vor.
    Bell steckte Whitmark in die Schublade des plump vertraulichen Handlungsreisenden. Er sah wie der fleischgewordene Erfolg aus, hatte ein strahlendes Lächeln in seinem attraktiven Gesicht, trug einen teuren Anzug und dazu eine dunkelrote Krawatte mit dem Emblem der Harvard University.
    »Mehr als nur ein Freund, würde ich doch sagen«, dröhnte Whitmark, während er Beils Hand mit herzhaftem Griff fasste und schüttelte. »Eher schon Verlobter, wenn Sie verstehen, was ich meine«, fügte er hinzu und verstärkte den Griff seiner Hand mit Nachdruck.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte Bell und revanchierte sich auf gleiche Weise.
    Whitmark ließ mit einem ungezwungenen Lächeln los und scherzte: »Das war aber ein kräftiger Händedruck. Was machen Sie in Ihrer Freizeit, Pferde beschlagen?«
    »Würden Sie uns für einen Moment entschuldigen, Mr Whitmark?«, fragte Bell. »Miss Langner, Mr Van Dorn hat mich gebeten, Sie aufzusuchen.«
    »Wir haben keine Geheimnisse voreinander«, sagte Whitmark. »Zumindest keine, die für einen Detektiv von Interesse wären.«
    »Ist schon gut, Ted«, sagte Dorothy, legte eine Hand auf seinen Arm und lächelte ihn

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