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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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Mackintosh?«
    »Natürlich«, antwortete sie stolz. »Vater sagte immer, wenn der Kaufeines Kunstwerks, das er sich eigentlich nicht leisten konnte, zur Folge hätte, dass er nur noch Bohnen essen könnte, dann würde er sich eben nur noch von Bohnen ernähren.«
    Bell musste sich fragen, ob Langner von Bohnen genug gehabt und Schmiergeld von einer Stahlfirma angenommen hatte. Während er durch das Gartentor hinausging, drehte er sich noch einmal um. Dorothy stand auf der Eingangs Treppe, und ihm kam es so vor, als sähe sie wie eine schöne Prinzessin aus, die in einem goldenen Turm eingesperrt war.
    Der Royal Limited der B & R Railroad war der schnellste und luxuriöseste Eisenbahnzug von Washington nach New York.
    Während jenseits der Bleikristallfenster die Nacht hereinbrach, nutzte Isaac Bell die Reise, um sich mit der Jagd auf die Frye Boys zu beschäftigen. Die über die Staatsgrenzen hinweg operierenden Bankräuber, die die Van-Dorn-Detektive durch Illinois, Indiana und Ohio verfolgt hatten, waren irgendwo in Ost-Pennsylvania verschwunden. Was auch auf Detektiv John Scully zutraf.
    Das Dinner im Royal, durchaus zu vergleichen mit den kulinarischen Genüssen bei Delmonico's oder im neuen Plaza Hotel, wurde in einem mahagonigetäfelten Speisewagen serviert. Bell bestellte Maryland Steinbeißer und eine halbe Flasche Mumm und dachte darüber nach, wie sehr ihn Dorothy Langner an seine Verlobte erinnerte. Würde sie nicht um ihren Vater trauern, wäre Dorothy eine geistreiche, interessante Frau und Marion Morgan sehr ähnlich. Beide Frauen hatten einen ähnlichen Hintergrund: Jede von ihnen hatte ihre Mutter sehr früh verloren und war weitaus besser ausgebildet als die meisten Frauen, und zwar dank liebevoller Väter, die erfolgreiche Männer waren und den Wunsch hatten, dass ihre Töchter ihre Talente in vollem Umfang ausschöpfen konnten.
    Was ihre äußere Erscheinung betraf, so konnten Marion und Dorothy nicht unterschiedlicher sein. Dorothys Haar war eine glänzende schwarze Mähne, Marions Haar leuchtete strohblond; Dorothy hatte fesselnde blaugraue Augen, Marions Augen waren dagegen von einem irisierenden Meergrün. Beide waren groß, schlank und bewegten sich voller Anmut. Und beide, dachte er lächelnd, konnten allein durch ihren Anblick den Straßenverkehr zum Erliegen bringen.
    Bell schaute auf seine goldene Taschenuhr, während der Royal in den Bahnhof in Jersey City einfuhr. Neun Uhr. Zu spät, um Marion in ihrem Hotel in Fort Lee zu besuchen, da sie am nächsten Tag womöglich Filmaufnahmen zu machen hatte. Er musste unwillkürlich lachen. Marion führte bei einem Film über imaginäre Bankräuber Regie, während er Jagd auf echte Bankräuber machte. Aber ein Filmdrama, so hatte er bereits lernen dürfen, wenn er sie bei ihrer Arbeit beobachtet hatte, erforderte genauso viel Planung und Kleinarbeit wie ein ähnliches Geschehen in der Realität. Und dafür brauchte eine junge Frau nun einmal ihren Schlaf.
    Als er aus dem Zug stieg, galt sein erstes Interesse den Zeitungsständen und den Zeitungen, die von laut rufenden Jungen angeboten wurden. Schlagzeilen buhlten um Aufmerksamkeit. Die eine Hälfte zählte einen ganzen Katalog japanischer Bedrohungen für die Große Weiße Flotte auf, falls - wie gerüchtweise verbreitet wurde - Präsident Roosevelt die Schiffe in nächster Nähe der japanischen Inseln operieren ließ. Die andere Hälfte machte für den Mord an einer New Yorker Schullehrerin chinesische Mädchenhändler verantwortlich. Es waren jedoch die Wetterberichte, die er in der Hoffnung auf eine schlechte Vorhersage überflog.
    »Hervorragend!«, rief er laut. Der Wetterdienst kündigte Wolken und Regen an.
    Marion würde also nicht bei Tagesanbruch aufstehen müssen, um jeden verfügbaren Sonnenstrahl auszunutzen.
    Eilig verließ er das Bahnhofsgebäude. Die sechzehn Meilen lange Fahrt nach Fort Lee würde mindestens eine Stunde dauern, doch es gab vielleicht noch eine bessere Möglichkeit. Die New Jersey City Police experimentierte mit einem motorisierten Streifendienst über den Fluss, ähnlich wie in New York. Und wie erwartet stand einer der sechszylindrigen Ford-Streifenwagen vor dem Bahnhof. Hinterm Lenkrad saß ein Sergeant und ehemaliger Angehöriger der Mounted Division.
    »Van Dorn«, stellte sich Bell dem Sergeant vor, der ohne sein Pferd ein wenig verloren wirkte. »Es ist mir zwanzig Dollar wert, zum Cella's Park Hotel in Fort Lee gebracht zu werden.«
    Zehn hätten gereicht.

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