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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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Jugendliche von nebenan. Little Johnny wuchs unten an der Straße auf und besorgte sich irgendwann eine Pistole. Erinnern Sie sich noch an ihre erste Botschaft, die sie mit Blut geschrieben hatten? ›Fürchtet die Frye Boys.‹«
    »Vielleicht waren sie doch nicht so dämlich, wie wir annahmen«, staunte der Rechercheur. »Von da an nannte jeder sie nur die ›Frye Boys‹.«
    »Genauso wie sie es sich gewünscht haben. Suchen Sie eine Familie in der Umgebung von East Brunswick mit drei Brüdern oder Vettern, die plötzlich spurlos verschwunden sind. Vielleicht sind es auch nur zwei Brüder und ein Nachbar.«
    Bell telegraphierte seine Überlegungen den Agenten, die er Scully als Helfer geschickt hatte, und auch Scully selbst. Darüber hinaus gab er ihnen Anweisungen, sich schnellstens nach East Brunswick zu begeben.
    Merci, Mademoiselle Duvall!
    Und wer hat sonst noch meine Gedanken beeinflusst?
    Was ihn sofort zu seiner Fotografie von Arthur Langners Abschiedsbrief zurückbrachte. Er legte sie neben den Schnappschuss von einer von Langners handgeschriebenen Patentanmeldungen, untersuchte und verglich sie auf der Suche nach Abweichungen, die auf eine Fälschung hindeuteten. Er konnte aber nichts dergleichen erkennen. Doch er war auf diesem Gebiet auch kein Experte, daher hatte er den entsprechenden Fachmann aus Greenwich Village holen lassen.
    Dr. Daniel Cruson bevorzugte den hochgestochenen Titel »Graphologe«. Sein weißer Bart und seine buschigen Augenbrauen passten perfekt zu einem Mann, der die versponnenen Theorien der europäischen »Rede-Therapie« der Doktoren Freud und Jung verteidigte. Er gab auch mit Vorliebe Sprüche von sich wie diesen: »13er Komplex nimmt dem Ego das Licht und die Kraft«, weshalb Bell so gut es ging jeden engeren Umgang mit ihm vermied. Aber Cruson hatte einen sicheren Blick für Fälschungen. So sicher, dass Bell den Verdacht hatte, dass Dr. Graphology seine Einkünfte gelegentlich durch einen kunstvoll präparierten Bankscheck aufbesserte.
    Cruson betrachtete die Fotografie des Abschiedsbriefs durch ein Vergrößerungsglas, dann klemmte er sich eine Uhrmacherlupe ins Auge und untersuchte sie ein wenig genauer. Schließlich lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und schüttelte den Kopf.
    Bell fragte: »Erkennen Sie in dieser Handschrift irgendwelche Unregelmäßigkeiten, die darauf schließen lassen, dass er möglicherweise von einem Fälscher geschrieben wurde?«
    Cruson sah ihn an. »Sie sind doch der Detektiv, Sir.«
    »Sie wissen, dass ich das bin«, erwiderte Bell knapp, um einer ausgedehnten Diskussion zuvorzukommen.
    »Kennen Sie die Arbeit von Sir William Herschel?«
    »Sie meinen die Fingerabdruck-Identifikation.«
    »Genau. Aber Sir William war außerdem der Überzeugung, dass die Handschrift Rückschlüsse auf den Charakter des Schreibenden zulässt.«
    »Ich bin weniger an Charakteren als an Fälschungen interessiert.«
    Darauf reagierte Cruson nicht. »Anhand dieser kleinen Schriftprobe kann ich erkennen, dass der Mann, der dies geschrieben hat, exzentrisch, künstlerisch außerordentlich begabt und in seiner Art sehr pathetisch ist. Er liebt offenbar großartige Gesten und ist erfüllt von intensiven Gefühlen, die ihn oft zu überwältigen drohen.«
    »Mit anderen Worten«, unterbrach Bell den Vortrag, als er voller Bitterkeit erkannte, dass er Dorothy Langner wohl eine betrübliche Mitteilung machen musste, »genau der emotionale Typ Mensch, der zu einem Selbstmord fähig wäre.«
    »Es ist sehr tragisch, freiwillig so jung zu sterben.«
    »Langner war nicht jung.«
    »Im Laufe der Zeit hätte er mit Hilfe einer psychologischen Analyse die Ursprünge seines Kummers lokalisieren und lernen können, seine selbstzerstörerischen Impulse unter Kontrolle zu halten.«
    »Langner war nicht jung«, wiederholte Bell.
    »Er war sehr jung.«
    »Von wegen. Er war sechzig Jahre alt.«
    »Unmöglich! Sehen Sie sich diese Schrift an. Ihren kräftigen und leichten Fluss. Bei einem älteren Menschen verkrampft die Hand - die Buchstaben werden kleiner und undeutlicher, da die Hand mit zunehmendem Alter steif wird. Dies hier ist ohne jeden Zweifel die Handschrift eines Mannes in seinen Zwanzigern.«
    »In den Zwanzigern?«, wiederholte Bell, plötzlich wie elektrisiert.
    »Nicht älter als dreißig, das garantiere ich Ihnen.«
    Bell hatte ein fotografisches Gedächtnis. Im Geiste kehrte er sofort in Arthur Langners Büro zurück. Er sah die Bücherregale mit den in dicken Bänden

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