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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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hatte die Straße weiterhin für sich.

9
    »Was ist los?«, fragte Commodore Tommy Thompson.
    »Er sagt, er habe ein Angebot für Sie.«
    Tommys Leibwächter, zwei Schlägertypen mit gebrochenen Nasenbeinen, die im Laufe der Jahre seine zahlreichen Konkurrenten ins Jenseits befördert hatten, standen rechts und links neben einem eleganten Gentleman, den sie in sein Hinterzimmerbüro geleitet hatten.
    In eisigem Schweigen taxierte Tommy Thompson einen anscheinend waschechten Fifth-Avenue-Stenz. Der Mann war von mittlerer Statur und befand sich etwa in seinem Alter - von dreißig Jahren. Mittelgroß, wertvoller Gehstock mit goldenem Knauf, gediegener langer schwarzer Mantel mit Samtkragen, teure Pelzmütze, Glacéhandschuhe. Der Kohleofen glühte fast vor Hitze, und der Mann streifte die Handschuhe ab, unter denen ein Brillantring zum Vorschein kam. Dann knöpfte er den Mantel auf. Darunter entdeckte der Anführer der Gopher-Gang eine schwere goldene Uhrkette, die dick genug war, um ein Brauereipferd zu halten, und einen Anzug aus feinstem dunkelblauem Tuch. Mit dem, was der Stenz für seine Schuhe bezahlt hatte, hätte Tommy drei Revuegirls in Atlantic City eine Woche lang aushalten können.
    Der Stenz sagte kein Wort. Er stand vollkommen still, nachdem er die Handschuhe ausgezogen und den Mantel aufgeknöpft hatte, nur dass er eine Hand hob, die Spitzen seines Schnurrbarts mit dem Daumen glatt strich und diesen dann in seine Westentasche einhakte.
    Ein cooler Typ, entschied Commodore Tommy. Außerdem dachte er, dass, selbst wenn alle New Yorker Cops zusammenwarfen, sie es sich niemals leisten könnten, einen Detective derart perfekt zu verkleiden. Und auch wenn sie so viel Zaster zusammenbrächten, gab es keinen einzigen Cop in der Stadt, der diesen Mit-einem-silbernen- Löffel-im-Mund-geboren-Ausdruck in sein Gesicht hätte zaubern können. Daher fragte der Bandenboss: »Was wollen Sie?«
    »Kann ich davon ausgehen«, fragte der Stenz zurück, »dass Sie in der Tat Anführer der Gopher-Gang sind?«
    Erneut wurde Commodore Tommy wachsam. Dem Stenz schien Hell's Kitchen nicht vollkommen fremd zu sein. Er hatte den Namen der Bande korrekt ausgesprochen - nämlich »goofer«. Nicht wie die Zeitungen es für ihre Leser von der Fifth Avenue schrieben. Wo hatte er gelernt, »goofer« zu sagen?
    »Ich habe gefragt, was Sie wollen?«
    »Ich zahle fünftausend Dollar für die Dienste dreier Mörder.«
    Tommy Thompson setzte sich ruckartig aufrecht. Fünftausend Dollar, das war verdammt viel Geld. So viel, dass er nicht mehr über »gopher« und »goofer« nachdachte und jegliche Vorsicht über Bord warf. »Wen wollen Sie tot sehen?«
    »Ein Schotte namens Alasdair MacDonald muss in Camden, New Jersey, das Zeitliche segnen. Die Mörder sollten Spezialisten mit dem Messer sein.«
    »Oh, sollten sie das? Sofort?«
    »Ich habe das Geld bei mir«, sagte der Stenz. »Ich zahle im Voraus und vertraue darauf, dass Sie den Auftrag ausführen.«
    Tommy Thompson wandte sich zu seinen Leibwächtern um. Die Schläger grinsten spöttisch. Der Stenz hatte soeben einen fatalen Fehler gemacht, indem er zugegeben hatte, das Geld in der Tasche zu haben.
    »Nehmt ihm die fünftausend Dollar ab«, befahl Tommy. »Nehmt seine Uhr. Nehmt seinen Ring. Nehmt seinen Stock mit dem goldenen Knauf und seinen Mantel und seine Pelzmütze und seinen Anzug und seine Schuhe und schmeißt den Hurensohn in den Fluss.«
    Sie bewegten sich für ihre Körpergröße und -masse erstaunlich schnell.
    Der Mantel und der maßgeschneiderte Anzug des Gecken verbargen eine athletische Gestalt. Sein ruhiges Auftreten kaschierte atemberaubendes Tempo. Innerhalb der Zeitspanne eines Herzschlags lag ein Schläger benommen und blutend rücklings auf dem Fußboden. Der andere flehte mit kreischender Stimme um Gnade. Der Stenz hatte sich seinen Kopf unter einen Arm geklemmt und drückte mit dem Daumen der anderen Hand auf ein Auge des Schlägers.
    Commodore Tommy sog zischend die Luft ein, als ihm allmählich ein Licht aufging.
    Auf dem Daumennagel des Gecken glänzte ein rasiermesserscharfer Stechmeißel. Eine Ecke lag im Augenwinkel des Schlägers, und es war dem jammernden Gauner - und auch Commodore Tommy - klar, dass der Stenz mit einer winzigen Bewegung seines Daumens den Augapfel aus dem Schädel regelrecht herauslöffeln konnte.
    »Jeeesus, Jeeesus, Jeeesus«, hauchte Tommy. »Du bist Brian O'Shay!«
    Beim Klang des Namens begann der Schläger, dessen Auge den Bruchteil

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