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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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ihren eingewanderten Landsleuten getragen wurde, abgeschnitten hatten.
    Harry Wing und Louis Loh waren Auftragskiller für die aufstrebende Hip Sing Tong. Sie beherrschten die englische Sprache, trugen elegante Anzüge und waren, wie Thompson keine Sekunde bezweifelte, hinter der Fassade ihrer harmlosen und unschuldigen Mienen und glatten Visagen brutal und tödlich. Ebenso wie die Gopher-Gang machte die Hip Sing Tong ihren Profit durch die Kontrolle der verschiedenen Verbrecherbanden mittels Muskelkraft, Fleiß und Disziplin. Und genauso wie die Gopher-Gang drängte die Hip Sing Tong Konkurrenten aus dem Geschäft und wurde dabei ständig stärker.
    Das Angebot, das sie ihm unterbreiteten, war unwiderstehlich: Tommy Thompsons Gopher-Gang gestattete den Chinesen, Opiumhöhlen auf der West Side Manhattans zu eröffnen. Für die Hälfte der Einnahmen beschützte der Commodore die Etablissements, lieferte die Mädchen und schmierte die Cops. Harry Wing und Louis Loh schafften für die Hip Sing Tong als Kunden Mittelständler mit genügend Geld in den Taschen heran - gelegentliche Opiumkonsumenten und Bordellbesucher, die sich nicht in die schummrigen Gassen von Chinatown wagten. Ein faires Geschäft, wie Präsident Roosevelt sagen würde. Ehrlich und sauber, wie Sophie Tucker es in einem ihrer Songs nannte.
    Die Polizeistreife von Newark, New Jersey, versuchte, Isaac Bell mit einem Packard einzuholen.
    Sein benzingetriebener 1906er Locomobile-Rennwagen war feuerwehrrot lackiert. Er hatte den Wagen in dieser Farbe in der Fabrik bestellt, damit langsamere Fahrer ihn rechtzeitig sähen und genügend Zeit hätten, ihm den Weg frei zu machen. Aber die Farbe und das donnernde Auspuffgeräusch des Locomobile zogen natürlich auch die Aufmerksamkeit der Polizei magisch an.
    Ehe er East Orange erreichte, hatte er die Newark-Cops in einer Staubwolke weit hinter sich gelassen.
    In Elizabeth verfolgten sie ihn auf einem Motorrad. Weit vor Roselle verlor Bell die Maschine aus den Augen. Und jetzt lag freies Land vor ihm.
    Der Locomobile war für Rennstrecken gebaut worden und hielt zahlreiche Rekorde. Das Hinzufügen von Kotflügeln und Lampen für den Straßenverkehr hatte ihn nicht im Mindesten gezähmt. Gelenkt von einem Mann mit Nerven wie Stahlseilen, einer Leidenschaft für Geschwindigkeit und den Reflexen einer Wildkatze legte der große Sechzehn-Liter-Wagen auf den Landstraßen von New Jersey ein großartiges Tempo vor und raste wie ein Meteor durch verschlafene Dörfer und Städtchen.
    Von den Schuhen bis zum Kinn in einen langen Leinenstaubmantel gehüllt, die Augen durch eine Rennbrille geschützt, der Kopf unbedeckt, damit er jede Veränderung im Röhren des Vier-Zylinder-Motors hören konnte, spielte Bell unermüdlich mit Schaltknüppel, Kupplung und Hupe, beschleunigte auf den geraden Straßenabschnitten, driftete durch Kurven und warnte mit seiner Hupe Farmer, Viehherden und langsamere Fahrzeuge, dass er sich nähere. Er hätte ein unbändiges Vergnügen dabei gehabt, wenn da nicht die Sorge um John Scully gewesen wäre. Er hatte den stets als einsamer Wolf agierenden Detektiv im Stich gelassen. Die Tatsache, dass John Scully durch eigenes Verschulden in seine augenblickliche Lage geraten war, hatte keinerlei Bedeutung für ihn. Als leitender Ermittler des Falles war er für das Wohlergehen seiner Leute verantwortlich.
    Seine Hände lagen jetzt locker auf dem Speichenlenkrad. Wenn er in den Ortschaften langsamer fahren musste, brauchte er beide Hände, um den rollenden Koloss um Kurven zu lenken. Aber wenn er auf den Landstraßen Tempo machte, reagierte der Wagen auf die winzigsten Signale. Eine Hand reichte aus, um ihn zu dirigieren, während er mit der anderen Hand wiederholt die Pumpe betätigte, um den Druck im Benzintank zu erhöhen und die Hupe aufbrüllen zu lassen. Er benutzte kaum einmal die Bremse. Es hätte auch wenig Sinn gehabt. Die Männer in Bridgeport, Connecticut, die den Locomobile bauten, hatten sich für ein Bremssystem entschieden, das sich damit begnügte, Druck auf die Kettenwellen auszuüben, und so durch erhöhte Reibung einen Verzögerungseffekt hervorrief - ein halbherziger nachträglicher Einfall, der nur wenig mehr bewirkte als überhaupt keine Bremse. Isaac Bell war es egal.
    Als er durch Woodbridge hindurchgedonnert war, versuchte ein einhundertzwanzig PS starker Mercedes GP Roadster ihn zu einem Wettrennen herauszufordern. Bell trat ein wenig kräftiger aufs Gaspedal des Locomobile und

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