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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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Kommandobrücke. Captain Falconer schaltete einen Suchscheinwerfer an, und der Grund für die einer Messerklinge nachempfundene Form des Schiffsrumpfs wurde offensichtlich. Der Lichtstrahl riss zweieinhalb Meter hohe Wellen aus dem Dunkel, die mit fünfzig Knoten unter ihnen hinwegglitten. Der Rumpf jedes anderen Schiffes wäre so hart auf die Wassermassen geprallt, dass er sich selbst leck geschlagen hätte.
    »Waren Sie jemals so schnell unterwegs?«, rief Falconer.
    »Nur mit meinem Locomobile.«
    »Wollen Sie mal lenken?«, fragte Falconer einladend.
    Sofort legte Isaac Bell die Hände um das Ruder.
    »Weichen Sie den hohen Wellen aus«, empfahl Falconer. »Wenn Sie mit dem Bug zu tief eintauchen, schieben uns die neun Propeller geradewegs auf den Meeresgrund.«
    Die Steuerung war bemerkenswert direkt, dachte Bell. Winzigste Drehungen am Speichenrad ließen die dreißig Meter lange Jacht nach rechts und links ausscheren. Er schlug bei besonders hohen Brechern wiederholt einen Haken und gewann nach und nach ein sicheres Gefühl dafür, wie das Boot zu lenken war. Nach einer halben Stunde hatten sie das Festland fünfundzwanzig Meilen weit hinter sich gelassen.
    Bell sah in der Ferne flackernde Lichter. Ein dumpfes Dröhnen rollte durch die Nacht.
    »Sind das Geschütze?«
    »Zwölf-Zöller«, sagte Falconer. »Sehen Sie die Mündungsblitze?«
    Orangerote Feuerzungen leckten weit vor ihnen in die Dunkelheit.
    »Der etwas höhere, trockenere Knall stammt von den Sechsern und den Achtern. Wir befinden uns hier in der Sandy Hook Atlantic Test Range.«
    »Mittendrin? Während geschossen wird?«
    »Wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch. Die leitenden Kapitäne umrunden gerade mit der Flotte die Welt. Meine Jungs sind dort und lernen ihr Handwerk.«
    Starke Lichtstrahlen wanderten durch den Himmel.
    »Suchscheinwerfer-Training«, erklärte Falconer. »Schlachtschiffe jagen Zerstörer, Zerstörer jagen Schlachtschiffe.«
    Nachdem sie den Himmel und das Wasser abgesucht hatten, konzentrierten sich die Suchstrahlen plötzlich auf ein Schlachtschiff, das vorher in der Dunkelheit unsichtbar gewesen war, und ließen einen niedrigen weißen, Gischtwolken aufwirbelnden Schiffsrumpf taghell aufleuchten.
    »Sehen Sie! Genau darüber habe ich gerade gesprochen. Das ist die New Hampshire. Sie war noch nicht in Dienst gestellt worden, als die Flotte in See stach. Sie hatte gerade erst ihre Testfahrt absolviert. Sehen Sie sich an, was mit ihrem Vordeck geschieht.«
    Im Licht der Suchscheinwerfer waren die Seen deutlich zu erkennen, die sich über den Bug des Kriegsschiffes ergossen und die vorderen Geschütze überspülten.
    »Die Decks stehen schon bei leichtem Seegang unter Wasser! Die Geschütze tauchen ein! Ich sagte doch, ein neuer Farbanstrich ist noch die einfachste Maßnahme. Wir brauchen einen höheren Freibord und ausgestellte Buge. Unser neuestes Großschiff hat einen Bug, der wie ein Rammsporn aussieht. Als führten wir Krieg gegen die Phönizier.«
    Bell sah, wie eine besonders hohe Welle den Ankerbock traf und zu Gischtwolken zerstäubte.
    »Und jetzt sehen Sie sich an, wie sie rollt. Erkennen Sie, wie der Panzergürtel hochkommt? Und jetzt verfolgen Sie mal, wie er verschwindet und untertaucht, wenn das Schiff zurückrollt. Wenn wir die Panzerfläche nicht vergrößern, um auch die Unterseite der Schiffe zu schützen, wenn sie rollen, dann reicht es dem Feind, Schuljungen zu rekrutieren, um die Schiffe mit Erbsengewehren zu versenken.«
    Ein Suchscheinwerfer bewegte sich in ihre Richtung und durchschnitt wie ein drohender weißer Finger die Dunkelheit.
    »Schutzbrille!«
    Bell schaffte es gerade noch rechtzeitig, die Augen mit der dunklen Brille zu schützen. Nur einen winzigen Moment später hätte ihn der Lichtstrahl, der die Dyname traf, stark geblendet. Durch das geschwärzte Glas konnte er seine Umgebung so deutlich wie bei Tag erkennen.
    »Suchscheinwerfer sind regelrechte Lichtkanonen«, rief Falconer. »Sie desorientieren jeden, der sich auf der Kommandobrücke aufhält, und blenden die Artilleriebeobachter.«
    »Warum nehmen sie uns aufs Korn?«
    »Das ist unser Spiel. Sie versuchen, mich einzufangen. Eine gute Übung. Obgleich, wenn sie einen einmal erwischt haben, ist es fast unmöglich, sie wieder abzuschütteln.«
    »Tatsächlich? Dann halten Sie sich mal fest, Captain.«
    Bell zog den Dampfdruckregler ruckartig zurück. Die Dyname stoppte, als sei sie vor eine Mauer gefahren. Der

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