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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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aber nicht damit gerechnet, dass er dem McClure's Magazine einige Berichte schicken würde, in denen er die Öffentlichkeit über die Mängel der Flotte aufklärt. Henry kann von Glück reden, wenn er irgendeinen Trampdampfer findet, der ihn nach Hause mitnimmt. Doch er hat recht, und ich habe ebenfalls recht: Es ist völlig okay, aus Erfahrungen zu lernen. Und es ist gleichfalls okay, aus Fehlern klug zu werden. Aber es ist nicht okay, sich dem Fortschritt und der Verbesserung zu verschließen. Deshalb treibe ich den Schiffsbau im Geheimen voran.«
    »Jetzt haben Sie mir das Warum erklärt. Aber was Hull 44 eigentlich ist, haben Sie mir noch immer nicht verraten.«
    »Nicht so ungeduldig, Mr Bell.«
    »Ein Mann hat den Tod gefunden«, erwiderte Bell mit grimmiger Miene. »Und ich verliere jede Geduld, wenn Männer ermordet werden.«
    »Sie sagen Männer.« Captain Falconer sah Bell misstrauisch an. »Wollen Sie damit andeuten, dass Langner ebenfalls ermordet wurde?«
    »In seinem Fall halte ich einen Mord für zunehmend wahrscheinlich.«
    »Was ist mit Grover Lakewood?«
    »Van-Dorn-Agenten sind in Westchester dabei, die Umstände seines Todes genauestens unter die Lupe zu nehmen. Und in Bethlehem, Pennsylvania, untersuchen wir den Unfall, der Chad Gordon zum Verhängnis wurde. Erzählen Sie mir nun endlich von Hull 44?«
    »Lassen Sie uns nach oben gehen. Dann werden Sie sehen, was ich meine.«
    Die Dyname hatte ihre Geschwindigkeit ständig gesteigert. Noch immer war von ihren Maschinen keinerlei Vibration wahrzunehmen, trotz eines lauten Dröhnens, das von der tobenden See und dem heftigen Wind herrührte. Der Steward und ein Matrose erschienen mit Gummistiefeln und Ölzeug. »Das sollten Sie lieber anziehen, Sir. Dieses Schiff ist keine Luxusjacht mehr, sobald es richtig Fahrt macht. Dann ist es eher ein Torpedoboot.«
    »Von wegen Torpedoboot«, murmelte der Matrose. »Ein U-Boot ist es.«
    Falconer reichte Bell so etwas wie eine Motorradbrille mit Gläsern, die so dunkel waren, dass sie undurchsichtig erschienen, und streifte sich selbst die gleiche Brille über den Kopf.
    »Wofür ist die?«
    »Sie werden froh sein, dass Sie sie haben, wenn es so weit ist«, antwortete der Captain geheimnisvoll. »Alles bereit? Dann lassen Sie uns die Brücke aufsuchen, solange es zu Fuß noch möglich ist.« Der Matrose und der Steward drückten mit Mühe die Tür auf, und Falconer und Bell traten aufs Deck hinaus.
    Der Fahrtwind war wie ein Schlag ins Gesicht.
    Bell tastete sich auf dem schmalen Seitendeck nach vorn. Dabei befand er sich höchstens anderthalb Meter über dem Wasser, das rasend schnell unter ihnen vorbeiflog. »Das dürften an die dreißig Knoten sein.«
    »Noch bummeln wir ein wenig herum«, rief Falconer über dem Getöse. »Erst wenn wir an Sandy Hook vorbei sind, lassen wir es krachen.«
    Bell schaute nach hinten. Feuerzungen leckten aus dem Schornstein, und die Kiellinie schäumte derart, dass sie in der Dunkelheit leuchtete. Sie stiegen in die offene Kommandobrücke hinauf, wo dicke Glasscheiben den Steuermann abschirmten, der sich an ein kleines Speichenrad klammerte. Captain Falconer schob ihn mit der Schulter beiseite.
    Vor ihnen blinkte in einiger Entfernung alle fünfzehn Sekunden ein weißes Licht.
    »Das ist das Feuerschiff von Sandy Hook«, erklärte Kapitän Falconer. »Dies ist das letzte Jahr, in dem wir es sehen können. Sie verlegen das Schiff, um den neuen Ambrose Channel zu markieren.«
    Die Dyname näherte sich dem Fünfzehn-Sekunden- Leuchtfeuer. In seinem Lichtschein konnte Bell die in weißen Lettern ausgeführte Inschrift »Sandy Hook« und »No. 51« auf der ihnen zugewandten Rumpfseite des schwarzen Schiffes lesen, das nun schnell hinter ihnen zurückblieb.
    »Festhalten!«, warnte Kapitän Falconer.
    Er legte die Hand mit den fehlenden Fingern auf einen langen Hebel. »Das ist eine direkte Bowdenzugverbindung zu den Turbinen. Ähnlich wie die flexiblen Kabelzugbremsen an einem Fahrrad. Ich kann den Dampfdruck vom Ruderstand aus regeln, ohne den Maschinenraum rufen zu müssen. Das entspricht dem Gashebel bei einem Automobil.«
    »Alasdairs Idee?«, fragte Bell.
    »Nein, die stammt von mir. Alasdairs Beitrag werden Sie gleich zu spüren bekommen.«

14
    Isaac Bell fasste nach einem Haltegriff, als sich der Bug der Dyname aus dem Wasser hob. Das von Meer und Wind erzeugte dumpfe Dröhnen steigerte sich explosionsartig. Gischtwolken peitschten gegen die Glasscheibe der

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