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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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Jacht verließ in Rückwärtsfahrt ihren Liegeplatz und schob sich in den East River. Als ihre Schrauben in Vorausfahrt gingen und die Jacht stromabwärts Geschwindigkeit aufnahm, spürte Bell keinerlei Erschütterung, die Maschinen erzeugten keine wahrnehmbare Vibration. Captain Falconer kehrte in die Kabine zurück, und Bell sah seinen Gastgeber fragend an. »Ich bin noch nie zuvor auf einer Dampfjacht gewesen, die so ruhig durchs Wasser gleitet.«
    Falconer lächelte stolz. »Turbinen«, sagte er. »Insgesamt drei Stück, verbunden mit neun Schiffsschrauben.«
    Er deutete auf ein anderes Gemälde, das Bell durch das Bullauge nicht hatte sehen können. Es zeigte die Turbinia, das berühmte turbinengetriebene Testschiff, mit dem Alasdair MacDonalds Lehrer und Förderer seinerzeit unangekündigt an einer internationalen Flottenparade in Spitshead, England, teilnahm, um die überlegene Geschwindigkeit seiner Erfindung zu demonstrieren.
    »Charles Parsons hat nichts dem Zufall überlassen. Für den Fall, dass die Turbinia zu Schaden kommen sollte, hatte er gleich zwei Turbinenschiffe gebaut. Dies hier ist die Dyname. Wie gut ist Ihr Griechisch?«
    »Der Begriff bezeichnet das Zusammenwirken mehrerer Kräfte, nicht wahr?«
    »Sehr gut! Die Dyname ist eigentlich die große Schwester der Turbinia. Sie ist ein wenig breiter und orientiert sich konstruktionstechnisch an den Torpedobooten der neunziger Jahre. Ich habe sie zu einer Jacht umbauen und die Kessel mit Ölbrennern ausstatten lassen, wodurch in den ehemaligen Kohlebunkern eine Menge Platz geschaffen wurde. Der arme Alasdair hat sie als Testschiff eingesetzt und die Turbinen modifiziert. Dank ihm verbraucht sie weniger Öl und macht schnellere Fahrt, obgleich sie breiter ist als die Turbinia.«
    »Wie schnell?«
    Falconer legte geradezu zärtlich eine Hand auf die matt glänzende Mahagonitäfelung der Dyname und lächelte. »Sie würden es nicht glauben, wenn ich es Ihnen verriete.«
    Der hochgewachsene Detektiv erwiderte das Lächeln. »Ich hätte nichts dagegen, wenn ich sie mal lenken dürfte.«
    »Warten Sie, bis diese verkehrsreichen Gewässer hinter uns liegen. Ich wage nicht, ihr schon im Hafen die Sporen zu geben.«
    Die Jacht dampfte den East River hinunter in die Upper Bay und steigerte das Tempo dramatisch. »Ganz schön schnell«, sagte Bell.
    Falconer lachte glucksend. »Wir halten sie an der kurzen Leine, bis wir das offene Meer erreichen.«
    Die Lichter von Manhattan Island verblassten hinter ihnen. Ein Steward kam mit einem Tablett voll zugedeckter Schüsseln herein, die er auf dem Tisch verteilte. Captain Falconer bat Bell, ihm gegenüber Platz zu nehmen.
    Bell blieb jedoch stehen und fragte: »Was ist Hull 44?«
    »Bitte, leisten Sie mir beim Abendessen Gesellschaft, und während wir aufs offene Meer hinausdampfen, verrate ich Ihnen das Geheimnis, weshalb Hull 44.«
    Falconer begann, indem er Alasdair MacDonalds Klage wiederholte. »Es ist jetzt zehn Jahre her, dass Deutschland mit dem Aufbau einer neuen Marine begonnen hat. Im selben Jahr eroberten wir die Philippinen und annektierten das Königreich Hawaii. Heute besitzen die Deutschen Großkampfschiffe, sogenannte Dreadnoughts. Die Briten verfügen ebenfalls über Dreadnoughts, und die Japaner bauen und kaufen Dreadnought-Schlachtschiffe. Wenn nun die US Navy in See sticht, um auf die weite Reise zu gehen und die neuen Territorien Amerikas im Pazifik zu verteidigen, sind wir den Deutschen, den Engländern und dem Kaiserreich Japan, was die Schiffsklasse und die Geschützleistung angeht, hoffnungslos unterlegen.«
    Von seiner Idee derart beseelt, dass er sein Steak unberührt auf dem Teller liegen ließ, skizzierte Captain Falconer für Isaac Bell den Traum, der Hull 44 geboren hatte. »Das Dreadnought-Wettrennen lehrt uns, dass Veränderungen stets durch die allgemein vorherrschende Überzeugung, dass es unter der Sonne nichts Neues gebe, verhindert werden. Ehe die Briten die HMS Dreadnought vom Stapel laufen ließen, galten im Schlachtschiffbau zwei Faustregeln, die wie in Stein gehauen waren: Erstens, der Bau eines Schlachtschiffs dauert mehrere Jahre, und zweitens, sie müssen mit Geschützen unterschiedlichen Kalibers ausgerüstet sein, um sich selbst verteidigen zu können. Die HMS Dreadnought verfügt ausschließlich über Geschütze größten Kalibers. Außerdem wurde sie in nur einem Jahr erbaut, was die Welt für immer veränderte.
    Hull 44 ist meine Antwort darauf. Amerikas

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