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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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Bedeutung mir nicht klar war.
    Ich parkte ein, dachte einen Moment an die Pistole im Koffer und ging dann nach vorne, wobei ich beinahe auf die Fahrbahn trat, um mich zu vergewissern. Da ich noch nicht bereit war hineinzugehen, wich ich einem Taxi aus, das zum Pfandhaus wollte, wo ich einige Minuten stand und auf Kästen mit verstaubtem Schmuck schaute, die offen im Fenster standen. Ein Banjo hing über Zeichenmaterial und einer Porzellanpuppe, deren Gesicht gelitten hatte. Die Puppe trug ein grünes Samtkleid aus dem vorigen Jahrhundert, das über ihren starren Beinen ausgebreitet war. Ich schaute mir die Puppe weiter an, ohne zu wissen warum und dann kam mir das Bild der Vietnamesin aus dem Doughnutladen, mit den dicken Beinen und dem rot-weißen Handtuch über dem Gesicht. Ich stieg schnell in den Wagen, fuhr wieder über die Straße und parkte zwischen zwei Lastwagen. Dann ging ich zu »Randy’s«.
    Es war ganz anders als früher. Es gab Leuchtstofflampen an der Decke, aber es war nur teilweise an, als ob der Besitzer sparen wollte. Die Bühne war mit einem gelb-braunen Paisley-gemusterten Teppich ausgelegt und war jetzt ein erhöhter Eßbereich, wo, wie ich vermutete, Barbecuesandwiches verspeist wurden, die überall angekündigt wurden und nur an größere Gästegruppen als an eine alleinstehende Frau aus Los Angeles verkauft wurden. Am Tisch saß ein dickbäuchiger Mann und eine Frau, beide in beigefarbene Strickhemden gekleidet, die Frau ohne ihre dritten Zähne im Mund. Sie lachte und es klang wie ein Geräusch, das ein Diaphragma hervorbringt und das war seltsamerweise beruhigend. Zwei Tische weiter saß ein Mann mit deformierten Gelenken, die glänzten, und hielt ein Sandwich in beiden Händen. Er hatte einen Bissen in der linken Wange, und als sie lachte, lächelte er auch.
    Mein Blick fiel auf einen Mann, der nach vorne gebeugt war, so daß ich ihn zuerst kaum sehen konnte. Er war jung und dünn mit einem schmalen, eckigen Gesicht, und sehr langen, schwarzen Haaren, die er zur Seite schob, als er aufsah. Er hätte Indianer sein können, nur daß seine Haut sehr hell war, so als ob er immer drinnen wäre. Seine Hand lag immer noch auf einer Baby-Tragetasche vor ihm und das Baby darin war ganz rosa, ohne ein einziges Haar. Ich lächelte ihn an, etwas, das ich nicht oft mache. Seine vollen Lippen preßten sich aufeinander und dann sah er weg.
    Ich ging zur Bar und bestellte einen Kaffee. »Sie können auch bitte etwas Whiskey hineintun«, sagte ich zu dem Mann. Er war alt, vielleicht sechzig und hatte gerötete Haut. Sein kurz geschorener Bart und Schnurrbart sahen wie angemalt aus.
    »Haben sie einen Ausweis?« fragte er. Er lachte dabei nicht.
    »Danke«, sagte ich. Er lachte immer noch nicht. Ich gab ihm meinen Führerschein. Er schaute darauf und ging dann ans Ende der Bar. Er kam mit einer Tasse zurück, die er so heftig hinstellte, daß Kaffee über schwappte. Er sagte: »Das macht fünf Dollar fünfzig.«
    »Fünf Dollar fünfzig?« fragte ich. »Ist das nicht ein bißchen teuer?« Irgendetwas ging hier vor. »Sind Sie immer so freundlich?« fragte ich, »Oder haben Sie einen schlechten Tag?« Ich hatte meine Geldbörse herausgenommen und aufgemacht. Ich war höflich.
    Er stand direkt vor mir, mit seinen Daumen in seinen hinteren Hosentaschen. Mit leiser Stimme sagte er: »Hier können Sie keine Geschäfte machen, Lady. Hier ist nicht der richtige Ort dafür.«
    »Entschuldigung? «
    »Sie haben mich schon verstanden.« Er drehte mir den Rücken zu und ging ans Ende der Bar.
    Ich trank meinen Kaffee in Ruhe weiter und ärgerte mich nicht. Ich brauchte Informationen. Ich konnte warten. Wenn die Zeit reif war mußte ich wohl den ganzen Weg zu ihm gehen, aber ich wartete nicht darauf, bis er fertig war. Ich sagte: »Wissen Sie wo ich Cipriano Rycken finden kann? Ihm gehörte das hier früher einmal.«
    Er brauchte eine halbe Sekunde, um zu antworten und dieses Mal war er nicht so feindlich. »Haben Sie im Telefonbuch nachgesehen? Dort drüben liegt eins«, sagte er und nickte in Richtung Eingang.
    »Nein«, sagte ich, »habe ich noch nicht.«
    Ich wollte gerade gehen, als er sagte: »Sie werden ihn aber nicht darin finden.« Er lockerte sich soviel wie möglich und sagte, Cipriano Rycken wäre in Saint Rose in Henderson.
    »Was ist das?« fragte ich.
    »Ein Altersheim.«
    Altersheime sind doch für alte Menschen — richtig alte Menschen. Mit Achtzehn sah ich Cip als »älter« an, aber so wie einen

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